Alt 08.06.18, 12:36
Standard Welle schlechter Nachrichten - Deutsche Post warnt
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FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Welle schlechter Nachrichten setzt Europas Börsen am Freitagmittag unter Druck. Technologiewerte leiden unter Apple, die Schwellenländer brauchen Unterstützung, in Deutschland enttäuscht die Konjunktur und die Deutsche Post belastet mit einer Gewinnwarnung. Dazu sorgt das beginnende G7-Treffen in Kanada für eine gedämpfte Stimmung: Denn dass es dort zu einer Annäherung zwischen den USA und den sechs anderen Staaten kommen wird, scheint immer unwahrscheinlicher.

Stattdessen sieht es eher nach einer Verhärtung der Fronten aus angesichts der einseitigen US-Handelspolitik und des US-Ausstiegs aus dem Iran-Atomabkommen. Das Zerwürfnis könnte weltweit sichtbar werden, wenn es das erste Mal zu keiner gemeinsamen G-"7"-Abschlussserklärung kommen wird, denn der US-Präsident reist bereits am Samstagmorgen wieder ab.

Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 12.704 Punkte, hat sich damit aber schon 100 Punkte vom Tief erholt. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,7 Prozent nach auf 3.435 Punkte. Der DAX ist damit aber erneut unter seine 200-Tage-Linie bei 12.746 Punkten gefallen.

Schwache Konjunktur-Signale beunruhigen

Sorgen machen mittlerweile auch die Reihe schwacher Konjunkturdaten - insbesondere aus Deutschland. Nach den überraschend schwachen Auftragseingängen vom Vortag hat nun auch die Industrieproduktion enttäuscht. Sie sank im April um deutliche 1 Prozent zum Vormonat, obwohl mit einem Anstieg gerechnet wurde. Auch in Frankreich fiel sie zurück. Der Euro baut seine Verluste aus und fällt auf 1,1743 Dollar. "Fonds achten seit Monaten immer stärker auf diese harten Zahlen, weil sie den zu weit vorgelaufenen Einkaufsmanager-Indizes nicht getraut hatten", sagt ein Händler.

Solch negative Daten würden daher frische Aktienkäufe verhindern. "Die deutsche Volkswirtschaft wird im zweiten Quartal nur zögerlich vom Fleck kommen", sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Schwache Auftragsdaten, schwache Exporte und eine enttäuschende Industrieproduktion seien eine herbe Schlappe. Konjunkturwerte stellen daher in Europa die Hauptverlierer: Der Auto-Index fällt 1,2 Prozent, Banken und Rohstoffwerte bis zu 1 Prozent. Im DAX geben BMW, Daimler und VW bis zu 1,4 Prozent nach.

Sorgen um Schwellenländer

Warnsignale kommen daneben von den Schwellenländern. So knickte der Aktienmarkt in Brasilien am Vortag um 3 Prozent ein auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr und die Landeswährung Real wertet weiter ab. Seit Quartalsbeginn hat der Real 15 Prozent an Wert verloren. Neben dem von den USA ausgehenden Handelsstreit belasten Brasilien und andere Wachstumsmärkte der Renditeanstieg in den USA und der starke Dollar.

Beides führt zu Kapitalabzug aus den Schwellenländern und erschwert es ihnen, in Dollar aufgenommene Schulden zu bedienen. Ein Hoffnungsschimmer kommt aus Argentinien. Das hoch verschuldete Land hat sich mit dem IWF auf einen Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar verständigt, mehr als die erwarteten 30 Milliarden.

Gewinnwarnung bei Deutscher Post

Für lange Gesichter sorgt eine Gewinnwarnung bei Deutsche Post. Die Aktien notieren knapp 8 Prozent tiefer. Zwar hatten einige Marktteilnehmer eine Senkung der Gewinnprognose erwartet, nicht jedoch in dieser Höhe: Die Post rechnet nun fürs laufende Jahr nur noch mit einem bereinigten EBIT von 3,2 Milliarden Euro nach bislang 4,15 Milliarden Euro. Grund ist das schwache Brief/Paketgeschäft, was die wichtigste Sparte des Konzerns ist.

Tech-Werte leiden unter Einbruch bei Apple-Orders

Aktien von Apple-Zulieferern stehen unter massivem Druck: Dialog Semiconductor verlieren 4 und AMS 6,4 Prozent. Für Aixtron als Ausrüster der Apple-Zulieferer geht es 4 Prozent tiefer. Seit Wochen gibt es Medienberichte, dass die Nachfrage nach dem iPhone schwindet. Nun berichtet die japanische Nikkei Asian Review, dass Apple im vergangenen Jahr Aufträge zur Vorbereitung der Produktion von bis zu 100 Millionen Einheiten des neuen iPhone 8, iPhone 8 Plus und iPhone X erteilt habe. Dieses Jahr würden aber 20 Prozent weniger erwartet. Mit Sorge blicken Händler daher auf die Reaktion der Apple-Aktie in New York am Nachmittag.

Nachrichten zu deutschen Banken und Thyssenkrupp verpuffen

Deutsche Bank und Commerzbank zeigen sich unbeeindruckt von Berichten über angebliche Überlegungen hinsichtlich einer Fusion und geben bis 1,2 Prozent nach. Die Deutsche Bank soll mit Großaktionären und Regierungsvertretern über eine Fusion mit der Commerzbank gesprochen haben, berichtete Bloomberg. Im Handel wird die Fusions-Story jedoch nicht besonders hoch gehängt. "Politisch dürfte ein weiterer Kahlschlag bei der Belegschaft nicht gern gesehen werden", so ein Marktteilnehmer. Wirtschaftlich mache er ohnehin keinen Sinnen.

Thyssenkrupp verlieren 1,8 Prozent. Dass das Unternehmen einem Bericht zufolge die Abspaltung der Werftensparte vorbereite, verpufft. Grund dafür soll die Entscheidung der Bundesregierung sein, das Unternehmen nicht am Bau des Mehrzweckkampfschiffs MKS 180 zu beteiligen.

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June 08, 2018 07:02 ET (11:02 GMT)

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