Alt 30.05.18, 10:55
Standard Ausverkauf - Krise in Italien und Handelsstreit belasten
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Die ostasiatischen Aktienmärkte sind am Mittwoch den sehr negativen Vorgaben aus Europa und den USA nach unten gefolgt, ausgelöst von der politischen Entwicklung in Italien. Als weiterer Belastungsfaktor kam der wieder schärfere Ton im Handelsstreit zwischen China und den USA hinzu. Trotz der laufenden Verhandlungen kündigte US-Präsident Donald Trump am Dienstag an, mit den angedrohten Strafzöllen wie geplant fortzufahren und in Kürze eine Liste chinesischer Produkte zu veröffentlichen, die mit Zöllen im Gegenwert von insgesamt 50 Milliarden US-Dollar belegt werden sollen.

Der Nikkei-Index in Tokio verlor 1,5 Prozent auf 22.018 Punkte. In Seoul ging es um knapp 2 Prozent stärker abwärts auf ein Achtwochentief. In Schanghai gerieten die Kurse im Späthandel nochmal stärker unter Druck, so dass der Index um 2,5 Prozent einknickte. In Schanghai ging es damit bereits den sechsten Tag in Folge abwärts, das ist die längste Verlustserie seit Dezember 2013. Der Schanghai-Composite liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit September 2016. In Sydney betrug das Minus lediglich ein halbes Prozent.

Die Entwicklung in Italien, wo eine Übergangsregierung gefunden werden muss und die eurokritischen Parteien aus den sich abzeichnenden Neuwahlen als noch klarere Sieger als bei der letzten Wahl hervorgehen könnten, schüre Sorgen vor negativen Auswirkungen auf die globale Konjunktur, hieß es. Möglicherweise drohe dann sogar ein Ausstieg Italiens aus dem Euro mit schwer absehbaren Folgen.

Vereinzelt gab es aber auch Stimmen, wonach Italien nur als Vorwand für Verkäufe diene, nachdem in den vergangenen Wochen die Börsenindizes vielfach in "teures" Terrain gestiegen seien. Michael McCarthy von CMC Markets sprach in diesem Zusammenhang von einer "altmodischen Marktpanik" zumal vielen Akteuren auch der Ausverkauf im Februar noch in guter Erinnerung sei.

Marktexperte Jianguang Shen von Mizuho zeigte sich derweil "schockiert" von der Entscheidung der US-Regierung, mit den Strafzöllen wie geplant fortzufahren. Für die harte Gangart der USA seien möglicherweise die versöhnlicheren Töne mit Nordkorea eine Ursache, vermutet er. Die USA seien deshalb möglicherweise weniger auf die Unterstützung Chinas angewiesen. Allerdings werde in Sachen Handelskonflikt weiterverhandelt und in Washington könnten sich die Dinge schnell ändern, betonte Shen.

Yen verteidigt Gewinne

Favorisiert wurden sichere Häfen wie der Yen und Staatsanleihen - vor allem aus Ländern mit guten Bonitätsnoten. Der Yen verteidigte mit zuletzt 108,75 je Dollar die kräftigen Gewinne der Vortage weitgehend. An der Börse in Japan sorgte das zusätzlich für Druck auf die Kurse - vor allem bei stark exportorientierten Unternehmen wie beispielsweise Honda, Sony und Panasonic.

Dass der Preis des ebenfalls oft als sicherer Hafen angesehenen Golds nicht stärker profitierte, erklärten Marktbeobachter mit dem festen Dollar - speziell gegenüber dem Euro. Letzterer steht wegen der unübersichtlichen Lage in Italien seit Tagen besonders unter Druck. Weil Gold in Dollar gehandelt wird, verteuert der festere Dollar das Edelmetall für Käufer aus dem Nichtdollarraum. Die Feinunze kostete wie in den USA rund 1.298 Dollar.

Aktien aus dem Finanzsektor Hauptverlierer

Zu den größten Verlierern bei den Dividendentiteln gehörten wie schon in Europa und den USA Aktien aus dem Bankensektor. Sollte Italien für eine größere Krise sorgen, dürften darunter vor allem Banken zu leiden haben. So sind die Kurse italienischer Anleihen in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten, was auch in den Portfolios der Banken seinen Niederschlag findet - vor allem in denen der italienischen Häuser. Sollten diese deswegen Probleme bekommen, droht Ansteckungsgefahr. MUFG verloren 3,4 und Sumitomo Mitsui 1,8 Prozent. In Hongkong ging es im Späthandel für ICBC um 2,1 Prozent nach unten und für Bank of China um 1,7 Prozent.

Daneben wurden auch die Aktien von Versicherern verkauft. Hier wurde auf die gesunkenen Renditen der US-Anleihen als Begründung verwiesen. Denn diese beeinträchtigen die Finanzerträge der Versicherer. US-Anleihen gelten neben deutschen Bundesanleihen als der sichere Hafen schlechthin. Die Zehnjahresrendite in den USA fiel in den vergangenen Tagen von über 3 auf zuletzt rund 2,80 Prozent. Allein am Dienstag sackte die Rendite um 16 Basispunkte ab. Dai-ichi Life verloren in Tokio ebenso 2,8 Prozent wie T&D.

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May 30, 2018 03:47 ET (07:47 GMT)

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