Alt 14.02.14, 10:46
Standard Tokio mit Schneeverwehungen weiter im Sinkflug
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Katerstimmung an der Börse in Japan. Ungeachtet der freundlichen Stimmung an fast allen Handelsplätzen der Region und günstiger Vorgaben aus den USA hat der Nikkei-Index seine nun bereits sechs Wochen währende Talfahrt fortgesetzt. Zum Wochenschluss stand ein Minus von 1,5 Prozent auf 14.313 Punkte zu Buche. Seit Jahresbeginn ist der japanische Leitindex um 12 Prozent abgestürzt.

Als Hauptgrund wurde wie so oft auf den festeren Yen verweisen, der sich negativ auf die Gewinnaussichten japanischer Exportunternehmen auswirkt. Tatsächlich hatte der Nikkei-Index den Tag deutlich im Plus begonnen, geriet dann aber parallel zu einem anziehenden Yen immer weiter unter Druck. Der Dollar kostete zuletzt 101,83 Yen, deutlich weniger als 102,30 zu Beginn des Handels in Japan.

Im Handel war derweil eher von einer Dollarschwäche als einer Yen-Stärke die Rede. Hintergrund seien die enttäuschend ausgefallenen US-Konjunkturdaten des Vortages gewesen. Sie nährten Spekulationen über eine mögliche Drosselung der Drosselung der Anleihekäufe der US-Notenbank.

Immer mehr Teilnehmer blieben angesichts der negativen Entwicklung in den vergangenen Wochen dem Aktienmarkt fern, hieß es. "Wir könnten durchaus vor einer längeren Konsolidierungsphase stehen. Die US-Einzelhandelsumsätze und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe haben die Überzeugung nur noch gefestigt, dass es derzeit besser sein könnte, abzuwarten als Kapital aufs Spiel zu setzen. Vor allem auch deshalb, weil der Dollar an Unterstützung zu verlieren scheint", sagte Tachibana-Securities-Analyst Kenichi Hirano.

Eine Erklärung der anderen Art hatte Devisenexperte Atsushi Hirano, bei der Royal Bank of Scotland für das Japan-Geschäft verantwortlich, parat. "Bei so einem schlechten Wetter kauft man nicht (...). Es könnte sich schließlich auch auf die wirtschaftliche Aktivität auswirken", sagte er mit Blick auf schwere Schneefälle in Tokio. Beim jüngsten Schneesturm am 7. und 8. Februar sei es zu Flugausfällen, Problemen im Bahnverkehr und auch auf wichtigen Straßen des Landes gekommen.

Zu den größeren Verlierern in Tokio gehörten Immobilien- und Finanzaktien. Sie litten oft am stärksten unter einer Aufwertung des Yen, weil das Hoffnungen auf steigende Preise bei den verschiedenen Anlageklassen wie beispielsweise Bauland dämpft. Sumitomo Realty & Development verloren gut 4, Daiwa Securities Group gut 3 Prozent.

In den Hintergrund gedrängt wurden zumindest mit Blick auf den breiten Markt gute Geschäftsergebnisse von Dai-ichi Life Insurance und ein angekündigtes Aktienrückkaufprogramm des Nahrungsmittelherstellers Ajinomoto. Erstere Aktie gewann 1,1 Prozent, Ajinimoto stiegen um 3,6 Prozent. Auf der anderen Seite enttäuschte der Bierbrauer Kirin mit Quartalsbericht und Ausblick. Die Aktie brach daraufhin um über 9 Prozent ein.

An den anderen Plätzen gewannen die Aktienindizes bis zu 0,9 Prozent (in Sydney). Kaum eine Rolle spielten die mit Spannung erwarteten neuesten Preisdaten aus China. Demnach sind die Verbraucherpreise im Januar um 2,5 Prozent genauso stark gestiegen wie im Dezember; Volkswirte hatten aber lediglich 2,3 Prozent vorhergesagt. Gleichzeitig sanken die Erzeugerpreise wie erwartet um 1,6 Prozent. Da die Verbraucherpreise damit aber immer noch deutlich unter der von der Regierung angesetzten Obergrenze liegen, spielten sie am Markt kaum eine Rolle. Gleichwohl gab es auch Stimmen, denen zufolge die gestiegenen Preise die Zentralbank Chinas davon abhalten könnten, ihre Geldpolitik weiter zu lockern.

Die Daten zeigen, dass die Inflation auf einem moderaten Niveau bleibt und für die nächste Zeit keine geldpolitischen Sorgen hervorrufen dürften, meinte Haibin Zhu, J.P.-Morgan-Chefökonom für China.

Zu den Tagesfavoriten in China gehörten Papiere aus den Bereichen Telekommunikation, Medien und Technologie, die zuletzt unter Druck gestanden hatten. Verlierer in Schanghai waren Immobilienaktien. Grund seien die Erfolge der Regierung bei der Eindämmung der Immobilienpreise, hieß es. Daten der Statistikbehörde zufolge hat sich der Preisauftrieb bei Immobilien im Dezember verlangsamt. Immobilien-Tycoon Wang Shi, zugleich Chef von China Vanke, dem größten Wohnungsbauunternehmen des Landes, warnte denn auch vor einem "alles andere als guten Immobilienjahr".

In Sydney stieg das Marktbarometer auf ein Sechswochenhoch. Die im Wochenverlauf veröffentlichten guten Geschäftsergebnisse so wichtiger Unternehmen wie Commonwealth Bank of Australia, ANZ Bank, Telstra und Rio Tinto hätten für Zuversicht gesorgt, hieß es. Am Devisenmarkt legte der Austral-Dollar nach seinem Rücksetzer wieder deutlich zu auf 0,9028 von Tiefs um 0,8940 US-Dollar am Vortag. Im Handel wurde dies aber in erster Linie mit einer US-Dollar-Schwäche erklärt. Neue, den Austral-Dollar treibende Nachrichten habe es nicht gegeben.

"Wir haben eine sehr interessante Erholung hinter uns und sie könnte noch weitergehen", kommentierte Martin Lakos, Vermögensexperte bei Macquarie Private Wealth. Der Markt sei sechs Monate lang zwischen 5.000 und 5.500 Punkten hin- und hergeschwankt. Es sei gut möglich, dass nun der Ausbruch über 5.500 anstehe. Newcrest Mining gaben derweil um 1,8 Prozent nach, gedrückt von einem Nettogewinnrückgang im ersten Halbjahr. Der 2013 gesunkene Goldpreis hatte dem Goldminenbetreiber zu schaffen gemacht.

Unterdessen setzt sich die gute Entwicklung des Goldpreises seit Jahresbeginn auch am Freitag fort. Nach dem zwischenzeitlichen Knacken der 1.300er Marke am Vortag kostete die Feinunze zuletzt gut 1.308 Dollar. So teuer war sie zuletzt Anfang November 2013. Gestützt wurde das als Krisenhafen geltende Edelmetall von den jüngsten enttäuschend ausgefallenen US-Konjunkturdaten und der Schwäche des Dollars. Sie macht Gold für Anleger außerhalb des Dollarraums billiger.

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