Alt 04.02.14, 12:49
Standard Kursverluste nehmen panikartige Züge an
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Die nächste Ausverkaufswelle ist über die weltweiten Börsen geschwappt. Die schwach ausgefallenen US-Konjunkturdaten beschleunigten am Dienstag die Dynamik in Asien noch einmal erheblich. "Land unter" meldete vor allem die Börse in Tokio. Der Nikkei brach um weitere 4,2 Prozent oder 611 Punkte auf 14.008 Punkte ein. Es war der größte Tagesverlust seit Mitte Juni 2013. Seit Beginn des Jahres steht damit bereits ein Abschlag von 14 Prozent zu Buche. Experten sprachen nun offiziell von einer Marktkorrektur, die als Kursrutsch um mindestens 10 Prozent seit dem letzten Höchststand zum Handelsschluss definiert ist.

Die Talfahrt in Tokio hatte sogar den japanischen Wirtschaftsminister auf den Plan gerufen. "Die gestrigen US-Daten haben gezeigt, dass die Wirtschaft der USA immer noch ein Aufwärtsmomentum hat. Ich bin besorgt, dass die Märkte überreagiert haben", sagte Akira Amari. Er betonte, dass mit der Drosselung der Anleihenkäufe der US-Notenbank die Geldmenge nicht sinke, sondern nur langsamer steige. Zudem seien die Fundamentaldaten der japanischen Wirtschaft "zuletzt sehr gut gewesen".

Die anhaltenden Kursverluste in Tokio dürften auch damit zusammenhängen, dass viele Anleger zum Ende des sehr guten vergangenen Jahres in der Hoffnung auf weiter steigende Kurse aggressiv Aktien gekauft hätten, von denen sie sich nun wieder trennten, kommentierte Analgeexperte Yusuke Sakai von T&D Asset Management. Die Spekulation über die Konjunktur- und Geldpolitik Japans spiele dagegen bei den kräftigen Kursverlusten allenfalls eine kleine Rolle. "Es gibt derzeit kaum Katalysatoren, die diese Verkäufe stoppen können", so der Experte weiter. Viele Aktien gäben ungeachtet guter Unternehmenszahlen nach.

Auch dass Toyota Rekordnettoergebnisse vorhersagte, reichte nicht aus, um für eine Erholung der Aktie zu sorgen, sie knickte um 5,7 Prozent ein. Die Autowerte in Tokio litten zudem unter enttäuschenden US-Absatzzahlen. Für die Exportwerte ging es mit dem schwachen Dollar nach unten. So fielen Sony um 3,2 Prozent und die Titel von Sharp verloren 8,4 Prozent. Dagegen gewannen Softbank 2,1 Prozent, nach einer Hochstufung durch Merrill Lynch. Die Papiere hatten zuvor allerdings neun Handelstage in Folge nachgegeben.

Auslöser der neuen Abwärtswelle waren enttäuschende US-Konjunkturdaten vom Vortag. Die US-Industrie entwickelte sich im Januar wegen des harten Winters in den USA überraschend schwach. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel deutlich stärker zurück als erwartet. Und damit nicht genug: Auch der Anstieg der US-Bauausgaben verfehlte im Dezember die Markterwartungen. Zudem wurden die Vormonatswerte nach unten revidiert. Dies drückte bereits die Kurse an der Wall Street zu Wochenbeginn deutlich ins Minus.

"Die risikoaverse Anlegerstimmung hat sich offensichtlich fest eingebrannt und sie spiegelt nicht nur wider, was auf den Schwellenmärkten los ist, sondern auch, was in den entwickelten Volkswirtschaften vor sich geht", sagte Matthew Sherwood, Leiter der Investment-Marktforschung bei der Vermögensverwaltung Perpetual in Sydney.

Die Anleger werden nun den US-Arbeitsmarktbericht für Januar, der am Freitag veröffentlicht wird, umso genauer unter die Lupe nehmen und nach Rückschlüssen für das weitere Vorgehen der US-Notenbank suchen. Vergangene Woche hatte die Notenbank angekündigt, dass sie ihre geldpolitischen Anreize weiter senken werde, obwohl schon der Arbeitsmarktbericht im Dezember enttäuschend ausgefallen war.

Die Krisenstimmung trieb die Anleger derweil in die "sicheren Häfen", allen voran den Yen. Aber auch Anleihen und Gold waren weiter gesucht. Der Dollar fiel zwischenzeitlich bis auf 100,75 Yen zurück, den tiefsten Stand seit über zwei Monaten. Anschließend konnte er sich wieder leicht erholen und notierte bei 101,33 Yen. Der Goldpreis behauptete mit 1.257 Dollar je Feinunze sein erhöhtes Niveau aus dem US-Handel, als das Edelmetall in Folge der schwachen US-Daten um rund 8 Dollar angezogen hatte. Der Preis für ein Barrel Öl der Sorte WTI lag mit 96,61 Dollar knapp über dem US-Settlement vom Vortag.

Auch an den anderen Handelsplätzen der Region tauchten die Indizes ab. In Sydney fiel der S&P/ASX 200 um 1,8 Prozent. Im Verlauf war der Index auf den niedrigsten Stand seit sieben Wochen gerutscht. Damit summiert sich das Minus seit Jahresbeginn schon auf über 5 Prozent. Keine Hilfe kam von der Notenbank des Landes. Die hat das aktuelle Zinsniveau bestätigt und signalisiert, dass sie eine längere Phase eines stabilen Zinsniveaus anstrebe. Dies trieb den australischen Dollar gegenüber dem US-Dollar an. Er notierte bei 0,8894, nach 0,8761 vor der Entscheidung der Notenbank.

In Hongkong, wo nach zwei Feiertagen erstmals wieder gehandelt wurde, ging es für den Hang-Seng-Index um 2,9 Prozent nach unten. In Schanghai öffnet der Aktienmarkt dagegen erst wieder am Freitag.

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