Alt 30.01.14, 10:26
Standard Anleger flüchten in sichere Häfen
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Die Krise bei den Währungen vieler Schwellenländer hat die Finanzmärkte in Ostasien wieder voll erfasst. Nachdem es dort zur Wochenmitte angesichts erster Entspannungssignale noch zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung gekommen war, trübte sich das Sentiment am Donnerstag wieder stark ein. Die Börsen folgten den schwachen Vorgaben aus Europa und den USA nach unten und auch die Wechselkurse einiger Schwellenländerwährungen gingen wieder auf Talfahrt.

Die jüngsten Zinserhöhungen in Indien, der Türkei und Südafrika hatten am Mittwoch lediglich vorübergehend dafür gesorgt, dass sich einige Währungen erholten - allen voran die Lira. Seitdem zeigt der Trend wieder nach unten, zumal auch von Seiten der US-Notenbank keine Hilfe kam. Spekulationen, die US-Notenbank würde angesichts der erneut aufflackernden Krise von ihrem Kurs abweichen und ihre monatlichen Anleihekäufe nicht weiter zurückschrauben, erfüllten sich nämlich nicht. Wie erwartet reduzierte die US-Notenbank die Käufe um weitere 10 auf 65 Milliarden Dollar monatlich. Damit erhielten die Sorgen vor einem anhaltenden Liquiditätsabzug aus den Schwellenländern neue Nahrung.

Folgerichtig waren sichere Häfen wie Yen, japanische Anleihen und der Dollar wieder gesucht, während Aktien verkauft wurden. Der Dollar ging zuletzt mit 102,18 Yen um. Am Mittwoch war er phasenweise noch 103,30 Yen wert. Die Feinunze Gold kostete 1.257 Dollar und gab einen Teil der jüngsten Gewinne wieder ab, allerdings auch belastet vom zu den meisten Währungen anziehenden US-Dollar. Dieser macht Gold für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum teurer.

An den Börsen herrschte zum Teil Ausverkaufsstimmung. "Der Anstieg am Mittwoch war überzogen angesichts des globalen Wirtschaftsumfelds", kommentierte Vermögensexperte Yoshihiro Okumura von Chibagin Asset Management. "Es sieht nicht danach aus, als seien die Turbulenzen in den Schwellenländern auch nur annähernd davor abzuebben".

Der Nikkei-Index gab seine kompletten hohen Vortagesgewinne wieder ab und verlor 2,5 Prozent auf 15.007 Punkte - ein Zweieinhalbmonatstief. Im Tagesverlauf war er auch schon deutlicher unter die 15.000er Marke abgerutscht. In Sydney und Singapur ging es jeweils um rund 0,7 Prozent abwärts. Nur verkürzt gehandelt wurde in Hongkong, komplett geschlossen war der Aktienmarkt in Südkorea wegen des Feiertags "Tag vor Mondneujahr". In Hongkong verlor der HSI 0,4 Prozent, in Schanghai ging es um 0,8 Prozent abwärts. Wegen der Neujahrsfeiern in China bleibt die Börse in Schanghai ab Freitag bis einschließlich 6. Februar geschlossen. In Hongkong wird erst am 4. Februar wieder gehandelt.

Gut weggesteckt wurde, dass der von HSBC ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe Chinas in zweiter Lesung noch etwas schlechter ausgefallen ist als in der ersten Schätzung. Gleichwohl sackten die meisten Börsen kurz nach Bekanntwerden des Index ab. Mit einem Stand von 49,5 lag er unter 50 und deutet damit auf eine Schrumpfung der Wirtschaftstätigkeit hin. Der in der Vorwoche bekanntgewordene Rückgang von 50,5 im Vormonat hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Krise in den Schwellenländern jüngst noch verschärfte.

"Das wirtschaftliche Umfeld ist nicht allzu inspirierend. Damit gibt es nur wenig Spielraum für große Gewinne in diesem Jahr", sagte Analyst Zhou Xu von Nanjing Securities. Die Sorge vor einem nur schleppenden Wirtschaftswachstum drückte vor allem auf die Kurse im Stahl- und im Kohlesektor. Auch Bankenaktien gehörten zu den Verlierern.

Bei den Einzelaktien in Hongkong standen Lenovo mit einem Minus von 8,2 Prozent im Mittelpunkt. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, für 2,9 Milliarden US-Dollar das Mobilfunkgerätegeschäft der Google-Tochter Motorola zu übernehmen. Analysten befürchten, dass Motorola die Profitabilität stark beeinträchtigen wird - es sei denn, das Unternehmen schaffe die Trendwende. Erst in der vergangenen Woche hatte Lenovo für 2,3 Milliarden Dollar Teile des Servergeschäfts von IBM übernommen, was dem Kurs seinerzeit noch Rückenwind verliehen hatte.

Die Einkaufspolitik von Lenovo verfehlte indessen ihre Wirkung auf Aktien anderer Unternehmen nicht. Lenovo verschärfe damit den Wettbewerb auch im höherpreisigen Segment, hieß es insbesondere mit Blick auf die japanischen Zulieferer von Apple. Ibiden verloren 3,2 Prozent, Taiyo Yuden 3,9 Prozent und Rohm 4,4 Prozent. "Es ist absolut möglich, dass Lenovo die Landkarte in der Mobiltelefonindustrie ändert", meinte Analyst David Rubenstein von Advanced Research Japan.

Unter Druck stand auch der Kurs von Nintendo. Nach einer Berg- und Talfahrt ging er 4,3 Prozent schwächer aus dem Tag. Zunächst habe noch die Ankündigung eines Aktienrückkaufsplans gestützt, im Verlauf hätten die Aussagen zur Geschäftsstrategie dann aber wieder Zweifel überwiegen lassen, dass das Unternehmen die Trendwende schafft. Marktteilnehmer befürchten, dass Nintendo das dritte Jahr in Folge Verluste schreiben wird.

Canon büßten in dem negativen Gesamtmarktumfeld 1,8 Prozent ein - trotz besser als erwartet ausgefallener Ergebnisse. Kyocera verloren 4,4 Prozent, belastet von gesenkten Prognosen für das Geschäftsjahresergebnis. Sumitomo Mitsui Financial Group büßten gar 5,3 Prozent ein, obwohl auch hier die Geschäftszahlen besser als angenommen ausgefallen waren.

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