Alt 18.03.13, 12:28
Standard Der große Zypern-Ausverkauf bleibt aus
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Der von vielen Marktakteuren befürchtete große Ausverkauf an Europas Börsen wegen der Zwangsabgabe für zyprische Sparer bleibt aus. Zwar ist der DAX zur Eröffnung um knapp zwei Prozent abgerutscht, anschließend macht der deutsche Leitindex wieder Boden gut. Am Mittag handelt das Börsenbaromerter gut ein Prozent schwächer bei 7.956 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gibt stärker nach, der Index fällt um 1,6 Prozent auf 2.682 Zähler. Hier belasten die Kursverluste bei den Titeln der Großbanken. Auch der Euro hat sich wieder etwas von den anfänglichen Kurseinbußen erholt.

Die vorgeschlagenen Anpassungen gehen laut Marktteilnehmern in die richtige Richtung. Zypern hat vorgeschlagen, dass Sparguthaben bis 100.000 Euro nur mit 3 Prozent belastet werden sollen. Ursprünglich waren 6,75 Prozent geplant. Dafür sollen Guthaben bis 500.000 Euro mit einer Abgabe von 10 Prozent und Guthaben über 500.000 Euro mit 15 Prozent zur Bankenrettung herangezogen werden.

"Am besten wäre, wenn Guthaben unter 100.000 Euro komplett befreit werden", sagt ein Händler. Damit wäre die Gefahr eines Sturms auf die Banken in anderen Ländern der Euro-Peripherie vermutlich gebannt und der Einlagenschutz weiter intakt. Für 15.00 Uhr MEZ ist eine erneute Konferenz der Eurogruppe angesetzt, auf der die Finanzminister die neuen Quoten für die Sparer in Zypern diskutieren.

Die Bankkonten in Zypern sind übers Wochenende eingefroren worden. Das Parlament soll am Dienstagmorgen die entsprechenden Gesetze für den Schuldenschnitt auf den Weg bringen. Präsident Nikos Anastasiadis hat bereits davor gewarnt, dass andernfalls ein Zusammenbruch des Bankensektors drohe.

Der Euro hat sich nach der Ankündigung der neuen Quoten für die zyprischen Sparer auf 1,2954 Dollar erholt, nachdem er im asiatischen Handel bis auf 1,2881 Dollar und damit auf den tiefsten Stand des Jahres gefallen war. Da hatte die Beteiligung der Sparer am zyprischen Schuldenschnitt die Furcht vor einer Kapitalflucht aus der Eurozone geschürt.

Auch die Anleihen- und Aktienmärkte der übrigen Krisenländer wie Italien und Spanien grenzen frühe Verluste wieder ein. Die Renditen spanischer und italienischer Langläufer ziehen um knapp 10 Basispunkte an. Der Mailänder und der Madrider Aktienindex geben je um rund zwei Prozent nach. Die Rendite deutscher zehnjähriger Staatspapiere fällt dagegen um 6 Basispunkte auf 1,39 Prozent. Sie sind als sichere Anlagehäfen gesucht.

Dass der Markt der Situation immer noch nicht traut, zeigt auch die Feinunze Gold. Sie verteuert sich erstmals seit Ende Februar wieder auf mehr als 1.600 Dollar. Am Mittag wird sie mit knapp 1.603 Dollar gehandelt. Auch US-Staatsanleihen sind gefragt und der Yen beendet die Talfahrt der vergangenen Wochen mit einem Erholungsschub. "Der Euro-Raum lässt den Krisenmodus wieder aufleben", warnt Dirk Gojny, Analyst der Essener Nationalbank.

Annalisa Piazza vom Londoner Broker Newedge spricht von einer "extremen Maßnahme", die panikartige Reaktionen in der Peripherie auslösen könne. "Eine Kapitalflucht ist nicht auszuschließen", sagt die Analystin. Spannend dürften in diesem Zusammenhang auch die anstehenden Neuemissionen aus der Eurozone-Peripherie werden. Am Dienstag wollen Spanien und Griechenland den Kapitalmarkt mit Kurzläufern in Anspruch nehmen. Am Donnerstag will Spanien Anleihen mit mittleren und längeren Laufzeiten platzieren.

Kräftige Kursverluste bei Europas Bankenwerten

Bankaktien führen europaweit die Verlierer an. Ihr Branchenindex für die Eurozone fällt um 3,4 Prozent. Die Ratingagentur Moody's warnt bereits vor negativen Folgen für die Kreditwürdigkeit der Institute. Der Schritt, die Sparer zu beteiligen, könnte das Rating der europäischen Banken belasten. Die Aktie der Deutschen Bank verliert 3,1 Prozent. Die Papiere der Banken BBVA, Credit Agricole, BNP Paribas, Societe Generale und UniCredit büßen jeweils mehr als vier Prozent ein.

Antonio Garcia Pascual und Laurent Fransolet von Barclays Capital halten die Wahrscheinlichkeit eines Bankensturms in anderen südeuropäischen Ländern wie Griechenland allerdings für begrenzt. Erstens seien die Banken in diesen Ländern viel besser kapitalisiert als zwischen 2010 und 2012. Zweitens habe die Europäische Zentralbank reichlich Liquidität zur Verfügung gestellt und zugesagt, alles Notwendige für das Fortbestehen des Euro zu tun.

Nach anfänglichen Kursgewinnen haben EADS-Aktien ins Minus gedreht. Die Tochter Airbus hat innerhalb weniger Tage den dritten Großauftrag an Land gezogen. Der indonesische Billigflieger Lion Air bestellt bei der EADS-Tochter 234 Maschinen der A320-Familie. Für Airbus ist es der erste Auftrag der Indonesier, die bislang vor allem beim größten Konkurrenten Boeing geordert haben. Im Dax liegen die Aktien von Lufthansa mit 1,5 Prozent im Plus, gestützt von einer Kaufempfehlung der Bank UBS.

An der Londoner Börse schießt der Kurs von Marks and Spencer um fast acht Prozent nach oben. Laut der Sunday Times will ein Staatsfonds aus Katar bei dem britischen Einzelhandelskonzern einsteigen. Selbst das Dementi gut informierter Personen kann die spekulativen Käufer der Aktie nicht bremsen.

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