Alt 18.03.13, 09:11
Standard Aktien lösen sich schnell von Zypern-Tief
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Erleichterung an den europäischen Aktienmärkten: Der befürchtete Kurseinbruch bleibt am Montag im frühen Geschäft erst einmal aus. Die Verluste halten sich trotz Zypern-Schrecks in Grenzen. Der Euro-Stoxx-50 gibt 1,4 Prozent ab, der DAX verliert 1,1 Prozent. Vorbörslich war mit deutlich stärkeren Verlusten gerechnet worden. Denn erstmals seit Ausbruch der Krise sollen nun Spareinlagen zur Rettung der Banken eines Krisenlandes herangezogen werden. Dass es nun nur zu moderaten Verlusten kommt, liegt an neuen Vorschlägen für das zyprische Rettungspaket.

Die vorgeschlagenen Anpassungen gehen laut Marktteilnehmern "in die richtige Richtung". Zypern hat vorgeschlagen, dass Sparguthaben bis 100.000 Euro nur mit 3 Prozent belastet werden sollen. Ursprünglich waren 6,75 Prozent geplant. Dafür sollen Guthaben über 100.000 Euro nun mit 10 Prozent anstelle der geplanten 9,9 Prozent herangezogen werden. Neu ist, dass Guthaben über 500.000 Euro eine einmalige Abgabe von 15 Prozent leisten sollen.

"Am besten wäre, wenn Guthaben unter 100.000 Euro komplett befreit werden", sagt ein Händler. Damit wäre die Gefahr eines Sturms auf die Banken in anderen Ländern der Peripherie vermutlich gebannt und der Einlagenschutz weiter intakt. Der Euro erholt sich nach der Ankündigung auf 1,2970 Dollar, nachdem er im asiatischen Handel auf 1,2881 Dollar und damit auf den tiefsten Stand des Jahres gefallen war. Da hatte die Beteiligung der Sparer am zyprischen Schuldenschnitt die Furcht vor einer Kapitalflucht aus der Eurozone geschürt.

Auch die Anleihen- und Aktienmärkte der übrigen Krisenländer wie Italien und Spanien grenzen die Verluste nun wieder ein. Die Renditen spanischer und italienischer Langläufer ziehen um 10 bezighungsweise um 12 Basispunkte an. Die Rendite deutscher zehnjähriger Staatspapiere fällt um 6 Basispunkte auf 1,39 Prozent. Der Mailänder und der Madrider Aktienindex geben je etwa 2,2 Prozent ab.

Dass der Markt der Situation immer noch nicht traut, zeigt allerdings die Feinunze Gold. Sie verteuert sich erstmals seit Ende Februar wieder auf mehr als 1.600 Dollar, am Vormittag wird sie zu 1.603 Dollar gehandelt. Auch US-Staatsanleihen sind gefragt und der Yen beendet die Talfahrt der vergangenen Wochen mit einem Erholungsschub.

"Der Euro-Raum lässt den Krisenmodus wieder aufleben", warnt Dirk Gojny, Analyst der Essener Nationalbank. "Einen Schuldenschnitt der privaten Sparer hatte niemand auf dem Radarschirm", meint ein Händler.

Newedge spricht von einer "extremen Maßnahme", die panikartige Reaktionen in der Peripherie auslösen kann. "Eine Kapitalflucht ist nicht auszuschließen", sagt Analystin Annalisa Piazza. Spannend dürften in diesem Zusammenhang die im Wochenverlauf anstehenden Neuemission aus der Europeripherie werden. Am Dienstag wollen Spanien und Griechenland den Kapitalmarkt mit Kurzläufern in Anspruch nehmen. Am Donnerstag will Spanien Anleihen mit mittleren und längeren Laufzeiten platzieren.

Kräftige Kursverluste bei Europas Bankenwerten

Die Bankkonten in Zypern sind übers Wochenende eingefroren worden. Das Parlament soll im Tagesverlauf die entsprechenden Gesetze für den Schuldenschnitt auf den Weg bringen. Präsident Nikos Anastasiadis hat bereits davor gewarnt, dass andernfalls ein Zusammenbruch des Bankensektors drohe.

Bankaktien führen europaweit die Verlierer an. Ihr Branchenindex für die Eurozone fällt um 3,4 Prozent. Die Ratingagentur Moody's warnt bereits vor negativen Folgen für die Kreditwürdigkeit der Institute. Der Schritt, die Sparer zu beteiligen, könnte das Rating der europäischen Banken belasten. Im DAX fallen Deutsche Bank um 2,6 Prozent, in Mailand geben die Aktien des UniCredit um 4,8 Prozent nach.

Antonio Garcia Pascual und Laurent Fransolet von Barclays Capital halten die Wahrscheinlichkeit eines Bankensturms in anderen südeuropäischen Ländern wie Griechenland allerdings für begrenzt. Erstens seien die Banken in diesen Ländern aktuell viel besser kapitalisiert als zwischen 2010 und 2012. Zweitens habe die Europäische Zentralbank sehr reichlich Liquidität zur Verfügung gestellt und zugesagt, alles Notwendige für das Fortbestehen des Euro zu tun.

Weiter auf Höhenflug liegen die Aktien von EADS. Sie steigen um 1,2 Prozent auf 42,01 Euro. Eine indonesische Fluglinie will laut vertrauten Personen noch am Montag 200 Airbusse bestellen. Bisher war sie Kunde von Boeing gewesen. Im DAX liegen die Kurse von Lufthansa, Fresenius und Siemens gegen den Trend leicht im Plus.

Außerhalb der Eurozone schießt der Kurs von Marks and Spencer um mehr als 5 Prozent in die Höhe. Laut Sunday Times will ein Staatsfonds aus Katar bei dem britischen Einzelhandelskonzern einsteigen.

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