Alt 11.03.13, 12:18
Standard Börsen atmen nach Italien-Abstufung durch
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Die Rekordjagd an den Börsen legt zum Wochenstart eine Verschnaufpause ein. Die 8.000-Punktemarke im DAX, die der deutsche Aktienmarkt am Freitag kurz überschritten hatte, ist wieder etwas auf Distanz gerutscht. Die Abstufung wie auch die weiterhin unklare politische Situation in Italien lastet auf der Stimmung an der Börse. Aber auch schwache Wirtschaftsdaten aus Frankreich liefern keine Kaufargument für den Aktienmarkt. Am Mittag verliert der DAX um 0,2 Prozent auf 7.971 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 2.712 Zähler zurück.

Die Investoren sind weiterhin vorsichtig, was die Entwicklung in Italien betrifft. Ein Argument für die Zurückhaltung der Investoren lieferte die Ratingagentur Fitch bereits am Freitagabend, als sie den Schuldner Italien abstufte. Fitch ist die erste der drei großen Ratingagenturen, die Italien nach der Wahl abgestraft hat. An den Anleihemärkten ist bereits seit Wochen zu erkennen, dass die Investoren gegenüber Italien vorsichtiger eingestellt sind. So ist die Zinsdifferenz zwischen italienischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren und den spanischen Pendants auf nur noch 6 Basispunkte zusammengeschrumpft.

Die Bonitätswächter begründeten ihre Entscheidung mit dem unklaren Wahlausgang und der politischen Blockade in Rom. Am Freitag tagt erstmals das neu gewählte Parlament. Bisher ist unklar, ob sich einen tragfähige politische Mehrheit finden wird. Ansonsten drohen schon Anfang Juni Neuwahlen. Ein solches politische Vakuum beinhaltet für Investoren eine Zeit der Ungewissheit, auch wenn die beschlossenen Sparmaßnahmen weiter greifen. An der Börse in Mailand geht es für den Leitindex um ein Prozent nach unten.

Die Aktien der Banken führen die Kursverlierer in Europa an, wiederum angeführt von den Papieren italienischer Geldhäuser. UniCredit verlieren 2,4 Prozent, Banco Popolare 3,4 Prozent und Mediobanca 4 Prozent. "Die Abstufung des italienischen Ratings durch Fitch kurz vor der konstituierenden Sitzung des Parlaments belastet die Kurse", sagt ein Händler. Der europäische Sektorindex gibt um 1,3 Prozent nach.

Im Blick steht auch die Spezialchemie-Branche. Temasek, der Staatsfonds Singapurs, beteiligt sich nach Angaben aus Finanzkreisen an Evonik. Zuletzt "habe das Interesse an der Privatplatzierung spürbar angezogen", so eine mit den Vorgängen vertraute Person. Einerseits könnten deshalb auch andere Titel der Branche das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Andererseits könnten Investoren aber auch mit Verkäufen dieser Aktien Platz in den Portfolios für Evonik-Titel schaffen. Der Chemiesektor liegt mit einem Minus von 0,3 Prozent relativ stabil im Markt.

Aufgrund der dünnen Nachrichtenlage schauen Investoren verstärkt auf Analystenkommentare. So haben die Analysten von Morgan Stanley die Aktie von Continetal auf "Equalweight" abgestuft, der Wert verliert im DAX 2,1 Prozent. Nachdem die Experten aus dem Hause Bernstein das Kursziel für Ericsson auf 100 schwedische Kronen angehoben haben, steigt der Wert gegen den Trend um 1,4 Prozent auf 82,30.

Nach dem Kursrally der Thyssenkrupp-Aktie am Freitag verweisen die Experten der NordLB darauf, dass trotz des Rücktritts des Aufsichtsratsvorsitzenden Cromme die bekannten Probleme des Industrie- und Stahlkonzerns vorerst bestehen blieben. Knackpunkt für die weitere Entwicklung seien unverändert die Verkaufsverhandlungen für die beiden Stahlwerke in Übersee, die bald abgeschlossen werden sollen. Die Aktie verliert ein knappes Prozent an Wert.

Im Technologieindex TecDAX ziehen Nordex-Aktien um mehr als 9 Prozent an. Händler sprechen von einem überraschend guten Umsatzausblick, der den Kurs des Windturbinenherstellers antreibt. Das Ziel höherer Margen gilt nun als erreichbar.

Der Goldpreis legt etwas zu und steht bei 1.580,00 Dollar je Feinunze. Technische Analysten sprechen von einer zähen Bodenbildung, meinen aber auch, die Chance für ein Kaufsignal nehme mit der stabilen Tendenz der vergangenen Tage wieder zu.

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