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Stück für Stück setzt sich die Erkenntnis durch, dass Europa seinen Euro und seine verschuldeten Länder wird retten können. Nachdem die EZB Banken mit „unbegrenzter“ Liquidität auf drei Jahre zu einem Prozent ausgestattet hat, liefen die Auktionen der jüngsten Staatsanleihen in Italien und Spanien erfreulich gut. In Italien ist der Zins von 5,9% auf 2,7% zurück- gegangen!
Auch das Bild bei den jeweils größten Banken dieser beiden Länder hellt sich auf: Unicredit hat die notwendige Kapitalerhöhung geschafft, wenngleich die Papiere mit einem Rabatt von 50% an den Mann gebracht werden mussten. Kritiker zeigen auf den Rabatt von 50%, der erforderlich war, um das notwendige Kapital einzusammeln. Optimisten wie Ihr Autor deuten darauf hin, dass Unicredit seine Probleme lösen konnte – egal zu welchem Preis. Und der Rabatt von 50% zeigt, dass die Bankaktien noch immer viel zu hoch bewertet sind und sonst nichts. In Spanien profitiert Santander von seiner überaus klugen Diversifikation der Vorjahre. Santander ist in der Lage, das erforderliche Eigenkapital durch Unternehmensteilverkäufe aufzubringen. Es werden Gesellschaften in Südamerika und anderen Ländern, in denen Santander investiert hatte, verkauft. Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Bankaktien gehören nicht in Ihr Depot! Doch für die politische und wirtschaftliche Entwicklung in Europa ist es gut, wenn die Banken sich aus eigener Kraft refinanzieren können. Ähnliches hört man auch von der Commerzbank, wo sich die Allianz stärker engagieren möchte. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen haben Finanzaktien in dieser Woche besonders stark zulegen können. Die zweite Gruppe, die diese Woche kräftige Kursgewinne verzeichnen konnte, ist die Technologiebranche. Es scheint sich endlich die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass die Technologiebranche anders als noch vor zehn Jahren nicht am Tropf der PC-Industrie hängt. Fehlende Neuheiten aus dem Hause Microsoft und schwache PC-Verkaufszahlen wurden von Anlegern nicht negativ für die Technologiebranche aufgefasst. Vielmehr lässt man betroffene Unternehmen links liegen und freut sich über diejenigen Unternehmen, die in der Cloud, am Smartphone-Markt und in den Datenzentren unterwegs sind. Nach den heftigen Kursgewinnen in der ersten Jahreswoche konnten sich die Indizes in dieser Woche auf dem hohen Niveau halten. Es fand eine Rotation statt, weg von defensiven und hin zu zyklischen Aktien. Schauen wir einmal, wie die einzelnen Indizes auf diese Entwicklungen reagiert haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (13.01.2012) | DIFF Dow Jones: 12.422 | 0,0% DAX: 6.143 | 0,5% Nikkei: 8.500 | 0,1% Euro/US-Dollar: 1,268 | -1,5% Euro/Yen: 97,581 | -1,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,85% | -0,2 Umlaufrendite Dt: 1,45% | -0,1 Feinunze Gold USD: $1.638,45 | 1,3% Fass Brent Öl USD: $111,01 | -2,3% Kupfer in US$/to: 8.013 | 6,4% Baltic Dry Shipping I: 1.105 | -28,8% Die heftigsten Bewegungen zeigen meine Konjunkturindikatoren: Kupfer und die Schiffsraten des Baltic Dry. Doch die Bewegung ist gegenläufig: Der Kupferpreis ist angesprungen während die Schiffsraten einbrachen. Sehen wir hier einen ersten Indikator meiner Erwartung, dass China auf Teufel komm raus produzieren wird, um die Beschäftigten bei Laune zu halten, egal wie sich die Weltwirtschaft entwickelt? Der Euro befindet sich weiter auf Talfahrt. EZB Präsident Draghi spricht zwar wie ein Falke (stabilitätsorientiert), seine Handlungen deuten aber in eine andere Richtung: Umgehend nach Amtsantritt senkte der den Leitzins, berief eine Taube (der Belgier Praet) zum Chefvolkswirt (Taube heißt in diesem Umfeld, dass eine gesunde Konjunktur wichtiger gesehen wird als die Stabilität des Euros – im Zweifel werden die Zinsen gesenkt, Inflation zugelassen um die Konjunktur zu stützen, wie es in den USA Tradition ist) und schenkte den Banken unbegrenzte Refinanzierungsmöglichkeiten zu günstigen Konditionen (1% für 3 Jahre!). Kein Wunder also, dass der Euro weiter abgibt. Für die Stimmung unter Anlegern und Analysten ist das hingegen gut. Ausreichend Liquidität am Markt wird für steigende Aktienkurse sorgen. Doch nach den heftigen Kursanstiegen zum Jahresbeginn werden Anleger und Analysten langsam vorsichtiger. SENTIMENTDATEN Analysten Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 23.12.- 30.12. ( 80): 47% / 21% 30.12.- 05.01. (231): 54% / 8% 05.01.- 13.01. (588): 57% / 9% Kaufempfehlungen der Analysten Lufthansa, Linde, Pfizer Verkaufsempfehlungen der Analysten IVG Immoblien, Credit Suisse, Unicredit Privatanleger 52. KW: 75% Bullen (136 Stimmen) 01. KW: 68% Bullen (122 Stimmen) 02. KW: 61% Bullen (136 Stimmen) Kaufempfehlungen der Privatanleger Alcatel-Lucent, Electricité de France, 2G Energy Verkaufsempfehlungen der Privatanleger Belvedere S.A., Euro Disney Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel Freitagabend nach Börsenschluss wurde von der Ratingagentur S&P bekanntgegeben, dass 9 Euro-Länder in der Bonität herabgestuft werden. Auch Frankreich verliert sein Tripple-A Rating. Gerade wo etwas Ruhe in die Schuldenkrise eingekehrt ist, kommt nun diese Hiobsbotschaft. Ich denke, dass diese Meldung zum Wochenbeginn für Kursverluste sorgen wird. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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