Europas Telekomschwergewichte sind am Dienstag die Zugpferde an Europas Börsen. Die Übernahme von E-Plus durch die spanische Telefonica für mehr als 8 Milliarden Euro zieht eine Höherbewertung des gesamten Sektors nach sich. Im DAX, der um 0,1 Prozent auf 8.341 Punkte leicht zulegt, ist die Aktie der Deutschen Telekom der größte Kursgewinner. Auch im Mailänder MIB-Index, der um 0,9 Prozent auf 16.388 Punkte vorrückt, liegen die Papiere von Telecom Italia ganz vorn. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,4 Prozent auf 2.736 Punkte zu.

Die Telefonica und die niederländische KPN sind sich einig geworden bei der Konsolidierung des deutschen Mobilfunkmarktes: Für 5 Milliarden Euro in bar und einen 17,6 Prozent Anteil an Telefonica Deutschland kaufen die Spanier den Niederländern deren Tochter E-Plus ab. Und führen diese mit O2 zusammen, womit auf dem deutschen Mobilfunkmarkt ein Konzern mit 43 Millionen Kunden entsteht. Damit rückt der Anbieter auf Augenhöhe mit dem Marktführer Deutsche Telekom und der Nummer zwei Vodafone.

Die Konsolidierung auf dem bislang unübersichtlichen europäischen Telekommarkt wird an den Börsen mit Aktienkäufen aufgenommen, der Telekomsektor legt um 0,8 Prozent zu. Aktien von KPN verteuern sich an der Amsterdamer Börse um 2 Prozent. Die Analysten von Equinet argumentieren, mit weniger Anbietern sinke der Wettbewerbsdruck und die stark unter Druck geratenen Margen könnten wieder steigen. Papiere von Telefonica Deutschland verlieren gegen den Sektortrend 3,2 Prozent, laut Händlern belastet von schwachen Zweitquartalszahlen.

Technologiewerte geben dagegen im Schnitt um 0,5 Prozent nach. Hier lasten schwache Ergebnisse von STMicroelectronics auf dem Sektor. Die Aktien des größten europäischen Halbleiterherstellers fallen um 6,7 Prozent zurück. Alcatel-Lucent verlieren 3,7 Prozent. Die Franzosen rüsten die Telekombranche aus und könnten daher laut Händlern von der Konsolidierung in der Branche belastet werden.

Der Euro ist am Vormittag zum US-Dollar über 1,32 gestiegen, kann die Gewinne aber nicht halten und hat am Mittag bis auf 1,3180 Dollar abgewertet. Konjunkturdaten aus der Peripherie der Eurozone geben nach wie vor keinen Anlass zur Euphorie: Die spanische Wirtschaft ist auch im zweiten Quartal um 1,8 Prozent geschrumpft. Am Euro-Rentenmarkt haben Bundesanleihen im Verlauf des Vormittags kräftig nachgegeben.

Für Aufmerksamkeit sorgt am deutschen Aktienmarkt der TecDAX, der im frühen Handel erstmals seit Ende 2007 über die magische 1.000-Punkte-Marke gestiegen. Hier stützt der hohe Kursgewinn von Dialog Semiconductor von mehr als 8 Prozent. Der Halbleiterhersteller hat im zweiten Quartal mehr umgesetzt als im Vorjahr und die Gewinnmarge gesteigert. Am Mittag ist der TecDAX jedoch wieder leicht ins Minus gerutscht.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

DJG/bek/cln

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.