Alt 17.07.13, 11:43
Standard Anleger machen vor Bernanke-Rede Kasse
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Gewinnmitnahmen prägen am Mittwochmittag das Bild an den Börsen in Europa. Vor dem wichtigsten Termin des Tages, der Rede von US-Notenbankchef Ben Bernanke zur Geldpolitik vor dem US-Repräsentantenhaus, werden die Anleger etwas vorsichtiger. Die Angst vor einem Einschränken der Anleihekäufe durch die Notenbank, dem so genannten Tapering, lastet auf dem Sentiment für Aktien. Dank einiger guter Zwischenberichte gibt es vereinzelte Gewinner an der Börse. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,5 Prozent auf 2.653 Punkte nach, der DAX verliert 0,5 Prozent auf 8.161 Punkte. Der Euro pendelt kaum verändert um die Marke von 1,3150 Dollar. Die Feinunze Gold wird bei 1.286 Dollar umgesetzt.

Kräftige Kursbewegungen an den Kapitalmärkten werden eher von den Fragen der Abgeordneten und den Antworten des US-Notenbankchefs erwartet als von der Rede selber. Der offizielle Redetext dürfte nach Meinung von Analysten und Volkswirten kaum vom Protokoll der letzten Notenbanksitzung abweichen. Bernanke spricht um 16.00 Uhr MESZ vor den Abgeordneten, anschließend stellt er sich ihren Fragen. Das Redemanuskript wird bereits um 14.30 Uhr veröffentlicht.

Die Frage ist, ob Bernanke neue Hinweise zum Fahrplan für das Rückführen der Anleihenkäufe gibt. Die Notenbank kauft derzeit für 85 Milliarden Dollar monatlich Anleihen, das gilt als wichtige Stütze für Konjunktur und Finanzmärkte, birgt aber längerfristig Inflationsrisiken. Marktteilnehmer achten vor allem darauf, ob die wirtschaftliche Zuversicht der Notenbank unter dem Zinsanstieg der vergangenen Wochen gelitten hat. "Das könnte darauf hindeuten, dass die Notenbank ihre Pläne für ein Einschränken der Anleihenkäufe zurückstellt", meinen die Volkswirte von Nomura. Das wiederum könnte am Nachmittag zu deutlichen Kursgewinnen an den Börsen führen.

In der zweiten Juni-Hälfte waren die Kurse an den Märkten zunächst eingebrochen, nachdem die Notenbank einen Rückzug aus dem Anleihekaufprogramm signalisiert hatte. In der vergangenen Woche hatte Bernanke deutlich moderatere Töne angeschlagen, seitdem geht es mit den Anleihe- und Aktienkursen wieder nach oben.

Die laufende Berichtssaison sendet dagegen einige positive Zeichen für die Entwicklung im zweiten Quartal. Der Sektor der Rohstoffwerte legt gegen den Trend um 0,6 Prozent zu. Am Morgen hatte BHP Billiton Produktionszahlen vorgelegt und wie schon Rio Tinto am Vortag von einem neuen Rekord bei der Eisenerzförderung gesprochen. "Die Eisenerzproduktion zeigt, dass die Ängste vor einem Wachstumseinbruch in China übertrieben sind", sagt ein Händler. BHP gewinnen in London 1,1 Prozent. Im DAX steigen ThyssenKrupp um 0,6 Prozent.

Gute Zahlen lieferte auch ASML. Die wachsende Nachfrage von Speicherchipherstellern lässt den Ausrüster der Halbleiterindustrie optimistischer werden. "Das könnte die Halbleiterproduzenten stützen", so ein Händler mit Blick darauf, dass der Systemanbieter für die Branche auch den Umsatzausblick angehoben hat. Die Aktien von ASML gewinnen 1,6 Prozent.

Der schweizerische Pharmakonzern Novartis ist im zweiten Quartal in allen Bereichen gewachsen und hat den Ausblick nach oben genommen. Der Umsatz dürfte nun leicht zulegen und das operative Ergebnis nur noch leicht sinken. Novartis begründete die Anhebung auch mit geringeren Auswirkungen durch die Konkurrenz von Generika. Nach anfänglichen Kursgewinnen kam die Aktie mit dem Gesamtmarkt unter Druck und verliert um die Mittagszeit 1,5 Prozent.

Bereits am Dienstagabend legte L'Oreal Quartalsumsatzdaten vor, die allerdings enttäuschten. "Der Umsatz ist zwar gestiegen, lag aber auf vergleichbarer Währungsbasis unter den Erwartungen", sagt ein Händler. Auch für die Analysten von J.P. Morgan haben die Zahlen die Erwartungen leicht verfehlt. Der Kurs verliert 3,2 Prozent. Im Sog fallen die Aktien des Wettbewerbers Beiersdorf um 0,2 Prozent.

Um einen übergeordneten Einfluss auf die Märkte zu haben, müssten die Unternehmen deutlich besser oder schlechter als prognostiziert abschneiden. "Die Märkte haben nun höhere Hürden. Die Erwartungen zu erfüllen oder nur leicht zu übertreffen reicht nicht mehr aus", so Joe Saluzzi, Aktienhändler bei Themis Trading.

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