Alt 13.06.12, 11:56
Standard Wassertreten an der Börse vor Griechenland-Wahl
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Wie gewonnen - so zerronnen. Furcht vor einem schwachen Wachstum im Reich der Mitte haben die Anfangsgewinne schmelzen lassen. Alles in allem regiert momentan der Stillstand. Vor den Wahlen in Griechenland scheinen die Börsen wie gelähmt. Ein Euro-Austritt Athens wird nicht mehr ausgeschlossen. Der Euro-Stoxx-50 notiert mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 2.147 Punkten, der deutsche Aktienmarkt verliert dagegen 0,2 Prozent auf 6.142.

Zunächst hatte der Aktienmarkt von Aussagen des Präsidenten der Notenbank von Chicago, Charles Evans, profitiert. Evans wiederholte, dass er eine weitere Geldmengenausweitung (QE 3) durch die US-Notenbank unterstütze. "Es ist inzwischen ein Reflex der Börse, auf die Hoffnung einer weiteren Runde des Quantitative Easing mit Kursgewinnen zu reagieren", sagte ein Geschäftsführer von Direct Access Partners.

Die Anfangsgewinne wurden allerdings schon wieder abgegeben. Denn aus China gab es Aussagen, dass das Wachstum im zweiten Quartal unter sieben Prozent fallen könnte. "Wenn der globale Wachstumsmotor der letzten Jahre weiter stottert, kann Europa die Krise nicht überwinden", so ein Händler.

Aber auch aus Europa selbst kamen einmal mehr schlechte Nachrichten. Die Talfahrt der Industrie im Euroraum hat sich im April verschärft. Gegenüber dem Vorjahresmonat fiel die Produktion um 2,3 Prozent und damit so stark wie seit Dezember 2009 nicht mehr. Allerdings fiel der Rückgang nicht so stark aus wie erwartet, Volkswirte hatten mit einem Minus von 2,7 Prozent gerechnet.

Mit wachsender Sorge wird auf die Entwicklung bei den europäischen Staatsanleihen geschaut. Denn nun steigen auch die Renditen in Kerneuropa, wenn auch von einem absolut niedrigen Niveau. So weisen unter anderem die Bundesanleihen seit Anfang des Monats deutlich steigende Renditen auf. Bei der Auktion 10-jähriger Bundesanleihen ist die Rendite nun auf 1,52 Prozent gestiegen, Anfang des Monats rentierten sie noch bei 1,17 Prozent. Hinter dem Zinsanstieg stehen die immer neuen Hilfszusagen und damit verbunden die steigenden finanziellen Verpflichtungen des Musterknaben Deutschlands in der Euro-Krise.

Sollte die Milliardenspritze für die spanischen Banken aus dem Rettungsfonds EFSF kommen, was derzeit noch unklar ist, bedeutet das dem Regelwerk folgend, dass mit Spanien ein Kredit-Garantiegeber für den Fonds ausfällt. Damit würde der deutsche Bürgschaftsanteil deutlich steigen. Auch die Initiativen bezüglich einer Fiskalunion oder eines engeren Zusammenschlusses der europäischen Banken zu einer Bankenunion sorgen für Spekulationen über steigende finanzielle Belastungen für Deutschland. Die Societe Generale betont bereits, dass der "Sichere-Hafen-Status" der Bundesanleihen schwinde. Die Entwicklung in Europa halte für den Schuldner Deutschland zwei Risiken parat.

Zu den größten Gewinnern in Europa gehört die Aktie des spanischen Textilkonzerns Inditex, der von seinem Expansionskurs in den Schwellenländern profitiert. Im ersten Quartal steigerte der Besitzer der Modekette Zara seinen Gewinn um fast ein Drittel. Die Aktie steigt um 8,5 Prozent auf 73,40 Euro.

In Deutschland steigen die Aktien der Versorger, nachdem die Analysten der UBS am Vortag ihren Kunden E.ON zum Kauf empfohlen hatten. Zudem versuchen die deutschen Energieversorger E.ON, RWE und Vattenfall einem Zeitungsbericht zufolge, rund 15 Milliarden Euro Schadensersatz für den Atomausstieg einzuklagen. Allein E.ON beziffere den Schaden durch die "Energiewende" in seiner Verfassungsbeschwerde auf mindestens 8 Milliarden Euro, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Papiere von E.ON steigen um 2 Prozent auf 14,90 Euro, die von RWE legen um 1,2 Prozent auf 29,11 Euro zu.

Die seit Jahresstart arg geschundenen deutschen Solarwerten legen zu, nachdem an der Wall Street die Aktie des US-Wettbewerbers First Solar um 21 Prozent haussierte. Der US-Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen hat die Schließung seines Werks in Frankfurt an der Oder von Ende Oktober auf das Jahresende verschoben. "Der Grund dafür ist eine gestiegene Nachfrage in Europa, die auf kurze Frist über den Erwartungen liegt", sagte ein Sprecher von First Solar. Die Aktien von SolarWorld legen um 2,0 Prozent auf 1,41 Euro zu, SMA Solar steigen um 2 Prozent auf 23,79 Euro.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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