Alt 11.10.12, 16:06
Standard Spanien-Abstufung und US-Berichtssaison belasten
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Die Abstufung Spaniens durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat an den Börsen in Asien am Donnerstag für eine negative Tendenz gesorgt. Der Schritt sowie zunehmender Pessimismus mit Blick auf die gerade beginnende Berichtssaison in den USA drückten auf die Kurse. S&P hatte Spanien um zwei Stufen heruntergestuft, womit die Kreditwürdigkeit nur noch eine Stufe über Ramschstatus rangiert. Der Ausblick für das verschuldete Land bleibt zudem negativ, was die Möglichkeit einer weiteren Abstufung birgt. Als Gründe nennen die Analysten das immer weiter aufklaffende Budgetdefizit und die Hinhaltetaktik des Landes, um möglicherweise doch nicht unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen zu müssen.

Der Euro kam mit den Nachrichten zu Spanien zwischenzeitlich unter Druck und fiel bis auf 1,2830 Dollar. Mittlerweile konnte die Gemeinschaftswährung aber wieder den Großteil der Verluste aufholen und notierte bei 1,2882 Dollar. Aber auch die negativen Vorgaben aus den USA trübten das Sentiment in Asien. Der Dow Jones war am Mittwoch um 1,0 Prozent abgerutscht - der größte Tagesverlust seit drei Monaten. Die Wall Street hatte schwächer als erwartet ausgefallene Gewinnausblicke von Großkonzernen wie Alcoa, Chevron und Cummins zu verdauen.

Konnte der Dollar gegenüber dem Euro glänzen, so büßte er im Vergleich zum Yen den vierten Tag in Folge an Wert ein. Er notierte bei 78,05 Yen nach 78,19 am Vortag.

Die Politik spielte ebenfalls eine Rolle in den Kursbewertungen. "Wir beobachten einen leichten Rückzug aus dem Aktiengeschäft wegen ausbleibender positiver Nachrichten, aber auch wegen der Nervosität vor den US-Wahlen", sagte Direktor Angus Gluski von White Funds Management in Australien.

Dagegen konnten die Zentralbanken den Börsenindizes keinen nachhaltigen Rückenwind verleihen. Die koreanischen Währungshüter hatten ihren Leitzins wie erwartet das zweite Mal in diesem Jahr gesenkt. Er beträgt jetzt 2,75 Prozent und damit 25 Basispunkte weniger als vor dem Zinsschritt. Auch die brasilianische Notenbank hatte an der Zinsschraube gedreht und ihren Leitzins ebenfalls um 25 Basispunkte auf 7,25 Prozent heruntergenommen.

Kurzzeitig drehte der Kospi-Index in Seoul in positives Terrain, sackte aber wieder ab und schloss 0,8 Prozent niedriger. Der Nikkei-Index verlor 0,6 Prozent, nachdem die Auftragseingänge der Maschinenbauer im August im Monatsvergleich mit 3,3 Prozent stärker als erwartet gefallen waren. Die Aktien von Toyota gerieten erneut unter Druck und gingen mit einem Minus von 1,4 Prozent das vierte Mal in Folge mit Verlusten aus der Sitzung. Zur Dauerbelastung des zu teuren Yen gesellte sich für Toyota noch ein hausgemachtes Problem. Der Konzern muss wegen gravierender Probleme mit den Fensterhebern 7,43 Millionen Fahrzeuge zurückrufen.

In Australien reduzierte sich der S&P/ASX um 0,2 Prozent. Der Markt konnte allerdings heftigere Verluste vom Handelsbeginn im Tagesverlauf weitgehend wettmachen. Hier stützten überraschend gut ausgefallene inländische Arbeitsmarktdaten. Im Rohstoffsektor ging es dagegen steil bergab. So brachen Iluka Resources um 6,6 Prozent ein. Der Zirkon-Produzent hatte über einen Umsatzeinbruch wegen schwächerer Nachfrage berichtet. Der Abwärtstrend für Zirkon, das hauptsächlich in der Keramikproduktion verwandt wird, habe aber voraussichtlich einen Boden gefunden, gab sich das Unternehmen zuversichtlich. Der Produzent von Seltenen Erden, Lynas Corp, erlebte ebenfalls ein Kursdebakel. Die Aktien brachen um 15 Prozent ein, nachdem ein Gericht in Malaysia den Start einer Raffinerie verzögert hat.

Lediglich in Hongkong wurden Kursgewinne verzeichnet, der Hang-Seng-Index erhöhte sich um 0,4 Prozent. Dagegen fiel der Shanghai-Composite um 0,8 Prozent. Neben den Nachrichten aus Spanien belasteten hier auch die Sorgen um eine globale Konjunktur-Abkühlung. "Der Markt dürfte sich zwar grundsätzlich nach oben bewegen, doch im Vorfeld des anstehenden Parteitages dürften sich die Anleger zurückhalten", so Amy Lin von Capital Securities. Dieser beginnt am 8. November.

Die Aktie des Versicherers AIA Group verteuerte sich um 0,7 Prozent in Hongkong. Der Konzern hatte angekündigt, für 1,3 Milliarden Euro den malaysischen Ableger des Lebensversicherungsgeschäfts der niederländischen ING zu übernehmen. Titel vom Immobilienentwickler Henderson Land sackten um 3 Prozent ab, obwohl Chairman Lee Shau Kee seine Anteile am Unternehmen aufgestockt hat. Lenovo kletterten um 0,6 Prozent. Zahlen des Marktforschungsunternehmens Gartner ergaben, dass das chinesische Unternehmen jetzt der weltgrößte PC-Hersteller ist.

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