Alt 19.10.12, 11:11
Standard Zwischen festen Autos und schwachen Banken leichter
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Schlechte Nachrichten von Microsoft und Google sowie deutliche Kursverluste der Bankwerte drücken am Freitag an Europas Aktienbörsen auf die Stimmung. Der DAX verliert am Mittag 0,4 Prozent auf 7.406 Punkte, und der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,7 Prozent nach. Gut im Markt liegen die Automobilwerte. Im TecDAX sorgen Gewinnwarnungen für heftige Kurseinbrüche.

"Nach dem starken Kursanstieg seit Juni erscheint eine Gegenbewegung überfällig", meinen die Anlagestrategen der Landesbank Berlin. Sie gehen erst einmal von einer "breiten Pendelbewegung" aus. Vom EU-Gipfel kommen keine Impulse. "In den Blick rücken am Nachmittag neue Zahlen zum US-Immobilienmarkt", sagt Anita Paluch von Gekko Global Markets. Sie könnten zeigen, wie stabil sich die US-Konjunktur erhole.

In Europa führt der Branchen-Index der Autowerte die Gewinner unter den Sektoren mit einem Plus von 0,7 Prozent an. BMW-Aktien steigen um 2,3 Prozent auf 63,50 Euro. Verkaufsleiter Ian Robertson sagte in einem Interview mit der Zeitung La Tribune, dass die Verkäufe im Oktober zwischen 8 und 9 Prozent wachsen werden. VW-Vorzüge steigen um 1,1 Prozent, und Daimler-Aktien ziehen um 0,3 Prozent an.

Gute Nachrichten gibt es auch von der französischen Supermarktkette Carrefour. Die Aktien springen um knapp 7 Prozent nach oben, nachdem der erfolgreiche Verkauf des Kolumbien-Geschäfts vermeldet wurde. Er spült rund 2 Milliarden Euro in die Kasse. Der Kurs des Stahlherstellers ArcelorMittal legt dank der Verkaufspläne des Konzerns zu, er gewinnt 1,6 Prozent. ArcelorMittal will die Anteile am kanadischen Eisenerz-Geschäft für acht bis zehn Milliarden Dollar verkaufen.

Dagegen stellt der Branchenindex der Bankaktien mit einem Minus von einem Prozent den schwächsten Sektor. Zum einen wird auf die US-Quartalsberichte der Banken verwiesen, die bisher nur durchwachsen ausgefallen sind. Zum anderen ist der Sektor sehr gut gelaufen. Seit ersten Aussagen von EZB-Präsident Draghi Anfang August zu Staatsanleihekäufen durch die Zentralbank hat der europäische Bankenindex um rund 20 Prozent zugelegt.

Deutschlands Banken leiden zudem unter Aussagen von Moody's, nach denen die Rating-Agentur die Aussichten für die Branche weiterhin negativ einstuft. Hoher Margendruck und das eingeschränkte Wachstum im Kreditgeschäft veranlassen die Analysten dazu, ihre Einschätzung zu bekräftigen. Auch der intensive Wettbewerb und die niedrigen Zinsen drückten auf die Erträge. Die Ratingagentur geht davon aus, dass sich dieser Prozess in den kommenden zwölf bis 18 Monaten fortsetzen wird. Deutsche Bank verlieren 2,2 Prozent, Commerzbank geben um 2,0 Prozent nach.

Gewinnwarnungen im TecDAX

Weiter abwärts geht es bei den Solarwerten. Mit prozentual zweistelligen Kursverlusten wartet das Vorzeigeunternehmen SMA Solar auf. "Selbst das obere Ende des neuen Umsatzziels für 2012 liegt noch deutlich unter der Markterwartung", sagt ein Händler. SMA Solar rechnet für 2013 nun nur noch mit einem Umsatz von 0,9 bis 1,3 Milliarden Euro. Die Aktien brechen um 29 Prozent ein. Auch die ebenfalls im TecDAX gelisteten Aktien von Stratec verlieren nach einer Gewinnwarnung 14 Prozent. Der TecDAX gibt um 1,5 Prozent nach.

Düngemittelhersteller wie K+S stehen mit den Zahlen von Yara im Fokus. Der norwegische Hersteller zählt zu den Schwergewichten an der Börse in Oslo. Die gesunkenen Düngerpreise haben den Gewinn um 26 Prozent gedrückt. Die Aktien von Yara geben 1,4 Prozent ab, die von K+S 0,7 Prozent.

Pleiten, Pech und Pannen suchen derweil die US-Technologieunternehmen heim. Nach diversen Pannen an den US-Börsen stehen Googles zu früh veröffentlichte Quartalszahlen im Blick. Ein Dienstleister hatte die Daten noch während der Börsenzeit bekanntgegeben und damit für einen Kursrutsch von acht Prozent gesorgt. Die Zahlen fielen enttäuschend aus, ebenso wie der Quartalsausweis von Microsoft. Bei dem Softwareriesen ging das Ergebnis um 22 Prozent zurück. Auch der Chiphersteller AMD enttäuschte, hatte allerdings den Markt schon mit einer Gewinnwarnung vorbereitet. Europas Technologiewerte rutschen im Schnitt ein halbes Prozent ins Minus.

Wenig Neues gibt es unterdessen aus der Politik. "Die bisherigen Nachrichten vom EU-Gipfel dürften die Kurse kaum bewegen", sagt ein Händler. Die Einigung auf einen Zeitplan zur Umsetzung der Bankenunion lasse die Aktienmärkte kalt. Der Euro bröckelt noch etwas ab auf 1,3050 US-Dollar.

Hoffnung ruht auf dem Immobilienmarkt der USA. Händler bauen darauf, dass sich die Erholung in dem krisengeschüttelten Sektor weiter mit harten Fakten unterlegen lässt. Nachdem am Mittwoch bereits die Neubaubeginne mit einem Plus von 15 Prozent positiv überrascht hatten, stehen am Nachmittag die Verkäufe bestehender Häuser auf dem Programm.

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