Alt 03.08.12, 09:13
Standard EZB verdirbt Wochenausklang - Sharp-Aktie bricht ein
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Die asiatischen Finanzmärkte haben sich am Freitag dem Sog negativer Vorgaben aus Europa und Deutschland nicht entziehen können. Auch dort schickte die Enttäuschung über ausgebliebene konkrete Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Eindämmung der Schuldenkrise die Aktienkurse auf Talfahrt. Die Anleger flüchteten in vermeintlich sichere Anlagen wie den US-Dollar und den Yen. Der Euro verharrte auf seinem nach der EZB-Sitzung deutlich ermäßigten Niveau - allerdings kletterte er über die Marke von 1,22 Dollar.

In Tokio trübten außerdem schwache Quartalsberichte von wichtigen Unternehmen wie Sharp und Sony die Stimmung und schickten deren Aktienkurse auf Mehrjahrestiefs.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte seinen Aussagen aus der Vorwoche, alles Notwendige zum Erhalt des Euro tun zu wollen, entgegen den Erwartungen der Finanzmärkte am Donnerstag keine konkreten Taten wie die Ankündigung von Anleihekäufen folgen lassen. "Die Latte war hoch gelegt und die EZB ist deutlich darunter hindurch gesprungen", kommentierte Volkswirt Ken Wattret von BNP Paribas. Marktstratege Linus Yip von First Shanghai Securities ergänzte, "wir warten auf mehr Maßnahmen seitens der Politik. Es muss etwas getan werden, die konjunkturelle Lage ist schlecht, aber Deutschland kooperiert nicht".

"Die Verschiebung konkreter Maßnahmen könnte nun bis zum nächsten EZB-Treffen (6. September) dauern. Bis dahin dürfte die schlechte Stimmung auf die Märkte drücken", so Anthony Lam von Credit Agricole.

In Tokio verlor der Nikkei-Index 1,1 Prozent auf 8.555 Punkte. Im Tagestief war das Marktbarometer auf 8.513 Zähler gesunken. Ähnlich hoch fielen die Verluste in Seoul und Sydney aus. In Schanghai legte der Index gegen den Trend um 1 Prozent zu. Hier sorgte die Senkung einiger Gebühren im Aktienhandel durch die Finanzaufsicht des Landes für Kaufinteresse. Aber auch Hoffnungen auf konjunkturstützende Maßnahmen Pekings wurden von Marktteilnehmern angeführt. "Stimulierende Maßnahmen in China könnten der Auslöser für eine Erholung in ganz Asien sein", betonte Linus Yip.

Die Märkte warteten nun auf die US-Arbeitsmarktdaten für Juli im späteren Tagesverlauf, hieß es. Allerdings bedürfe es hier schon einer größeren positiven Überraschung, um einen Stimmungswechsel herbeizuführen. Immerhin sei das Risiko einer Enttäuschung nach den soliden ADP-Arbeitsmarktdaten am Mittwoch gesunken, betonte Strategin Kimberley Martin von der Bank of New Zealand.

An den Börsen standen vor allem zyklische Aktien unter Druck, außerdem Papiere von exportlastigen Unternehmen. In Sydney gehörten beispielsweise die Titel von Rio Tinto zu den größeren Verlierern, in Seoul Posco und SK Hynix und in Hongkong Angang Steel.

Einen Kurseinbruch um fast 28 Prozent auf 192 Yen und damit den niedrigsten Stand seit fast 40 Jahren verzeichnete in Tokio die Sharp-Aktie. Das Technologieunternehmen, das immer noch unter dem größten Verlust seiner Geschichte leidet, hatte am Vortag nach Börsenschluss mitgeteilt, dass der erwartete Verlust im laufenden Geschäftsjahr deutlich höher ausfallen wird als bislang erwartet. Sharp komme wegen des starken Yen und der konjunkturellen Unsicherheiten mit seinen strukturellen Reformen einfach nicht voran, sagte Investmentmanager Shigeo Sugawara von Sompo Japan Nipponkoa Asset Management.

Für Sony ging es um 7 Prozent nach unten auf 897 Yen, ein Niveau, das die Aktie zuletzt 1980 gesehen hatte. Auch hier drückt eine gesenkte Gewinnprognose auf den Kurs. Renesas Electronics gaben ebenso deutlich nach, ebenfalls nach einer Gewinnwarnung.

Am Devisenmarkt gehörten neben dem Euro als riskanter geltende regionale Währungen zu den Verlierern. Der koreanische Won gab ebenso zum US-Dollar nach wie der Singapur-Dollar.

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