Alt 16.12.10, 18:03
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX knapp im Plus - Warten auf Signal aus Brüssel
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FRANKFURT(Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Donnerstag zum Handelsende hin knapp ins Plus gerettet. Über den Tag gesehen kann sowohl die Kursbewegung wie auch das Handelsvolumen als "Nullnummer" bezeichnet werden. "Für Morgen erwarte ich mehr Schwung", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf den Verfalltermin an der Terminbörse Eurex am Freitag. "Sollte die Wall Street noch ein wenig an Fahrt zulegen, könnten wir morgen eine kräftige Aufwärtsbewegung sehen", lautet seine Erwartung. Der DAX beendete den Donnerstag mit einem Plus von 0,1% oder 8 Punkten bei 7.024. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 74,9 (Vortag: 93,0) Mio Aktien im Wert von rund 2,52 (Vortag: 3,15) Mrd EUR.

Hauptgesprächsthema war der Start des zweitägigen Treffens der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in Brüssel. Dabei geht es um einen dauerhaften Krisenmechanismus, der die Refinanzierungsprobleme von finanzschwachen Mitgliedern des Euroraums langfristig lösen kann. "Dabei steht nicht mehr und nicht weniger als die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union auf dem Spiel", sagte ein Händler. Denn wer solle im Konzert der Großmächte die Europäer noch Ernst nehmen, wenn es ihnen noch nicht einmal gelinge, ihre Gemeinschaftswährung zu erhalten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker haben ihren Streit um die Ausgabe so genannter Eurobonds beigelegt. Der Euro-Gruppenchef Juncker hatte vorgeschlagen, dass die Länder mit der Gemeinschaftswährung gemeinsame Staatsanleihen ausgeben, um den Staaten mit Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme unter die Arme zu greifen. Nachdem Merkel den Vorstoß ablehnte, kritisierte Juncker es als "uneuropäische Art", Ideen ohne Diskussion zurückzuweisen.

Die Daten aus den USA sendeten am Nachmittag keine eindeutigen Signale für den Aktienmarkt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren leicht besser als vom Markt erwartet hereingekommen. Die schwachen Baugenehmigungen belegten, dass der Immobilienmarkt weiterhin nicht in Schwung kommt. Ein Marktteilnehmer verwies darauf, dass das weiterhin bestehende Überangebot an Immobilien zunächst abgebaut werden müsse, bevor die Genehmigungen anziehen könnten. Der Index der Federal Reserve Bank von Philadelphia über die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe der Region ist im Dezember auf den höchsten Wert seit April 2005 geklettert.

Im DAX hielten sich die Gewinner und Verlierer nahezu die Waage. Die Kursausschläge bewegten sich an einem nachrichtenarmen Tag in engen Grenzen. Ein Blick in die Sektoren zeigte zudem keine Trends, so legten zum Beispiel Deutsche Bank um 0,5% auf 39,70 EUR zu, während Commerzbank um 1,7% auf 5,74 EUR nachgaben.

Deutsche Börse stellten den Tagesgewinner und stiegen um 2,7% auf 52,06 EUR. Unter den Marktteilnehmern gab es unterschiedliche Meinungen zur möglichen Finanztransaktionssteuer. Die "Financial Times Deutschland" schreibt, Finanzminister Schäuble plane eine Steuer von 0,01%. "Die Frage ist vor allem, wie sich High-Frequency-Trader verhalten", sagte ein Marktteilnehmer. Er rät, die Gestaltung abzuwarten. Ein weiterer Marktteilnehmer ist skeptischer: "Die Steuer muss irgendwo eingespart werden, und das geht zu Lasten der Deutschen Börse", meint er.

Beiersdorf notierten kaum verändert bei 41,19 EUR, nachdem Analysten auf die enttäuschenden Aussagen vom Vortag mit Abstufungen reagiert haben. So nahm die Credit Suisse die Aktie auf "Neutral" von "Buy" herunter und UniCredit senkte das Kursziel auf 40 von 50 EUR. Bilfinger Berger legten dagegen mit dem möglichen Verkauf ihrer Australien-Tochter um 2,5% auf 62,06 EUR zu. Die Australian Financial Review berichtete, Land Lease sei an einer Übernahme der Bilfinger-Tochter interessiert. "Dass Bilfinger verkaufen will, ist hinlänglich bekannt", so ein Marktteilnehmer.

Klöckner&Co gaben 3,5% auf 20,57 EUR ab. Der Stahlhändler platzierte eine Wandelanleihe in Höhe von rund 186,2 Mio EUR bei Investoren. Analyst Hermann Reith von der BHF-Bank hält damit die Wahrscheinlichkeit für künftige Akquisitionen durch Klöckner für gewachsen. Schließlich habe des Unternehmen bereits rund 500 Mio EUR in der Kasse und plane laut eigener Wachstumsstrategie eine Vervierfachung des Umsatzes bis 2020.

Im Interesse der Anleger stand zudem die Aktie von Tognum. Die Aktie profitierte zunächst von einem Vorabbericht des "manager magazins", dass Daimler seine ehemalige Tochter wieder in den Konzern zurückkaufen wolle. Daimler stellte allerdings schnell klar, dass momentan kein weiterer Anteilserwerb geplant sei. Der Aktie von Tognum half es trotzdem, sie beendete den Tag mit einem Plus von 1,8% bei 19,83 EUR, nachdem sie zwischenzeitlich auf einem Jahreshoch bei 20,76 EUR notierte.

DJG/thl/gei

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