Alt 21.12.11, 16:39
Standard XETRA-MITTAG/Anstieg setzt sich mit gebremstem Schaum fort
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutschen Aktienmarkt zieht nach den hohen Gewinnen am Vortag weiter an. Die Dynamik ist zwar nicht mehr so hoch, aber der Vorwärtsdrang ist noch erkennbar. "Nächstes Ziel ist die Marke von 6.000 Punkten", gibt sich ein Händler zuversichtlich. Mit dem Anstieg um etwa 200 Punkte am Dienstag sei vermutlich der Startschuss für eine Jahresendrally gefallen. Der DAX steigt gegen 12.50 Uhr um 0,3% oder 20 auf 5.866 Punkte.

Gut kommt die üppige Bescherung der Europäischen Zentralbank an. Sie hat in ihrem ersten Drei-Jahres-Tender die Rekordsumme von 489 Mrd EUR verteilt. "Das ist viel, viel mehr als erwartet", staunt ein Händler. Der Langfristtender ist ein Novum in der noch jungen Geschichte der EZB. Damit will sie ein Austrocknen des Geldmarkts verhindern. Erwartet worden war ein Zuteilung von etwa 300 Mrd EUR.

"Das könnte sich die Schuldenkrise in der Euro-Zone entspannen", hofft der Händler. In der Euro-Zone müssen im kommenden Jahr Staatsanleihen für etwa 700 Mrd EUR refinanziert werden. Ohne Beteiligung der Banken wären die Erfolgsaussichten schlecht. Händler hoffen, dass ein Teil der von der EZB an die Banken verteilten Mittel in Staatsanleihen investiert wird. Außerdem will die EZB verhindern, dass die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen austrocknet.

Gewinne verbuchen die Finanzwerte als Nutznießer des EZB-Tenders. Commerzbank legen um 3,3% auf 1,37 EUR zu, Allianz steigen um 3,5% auf 78,03 EUR. adidas haben von den günstigen Quartalszahlen des Konkurrenten Nike zunächst profitiert, leiden aber nun unter leichten Gewinnmitnahmen. Da die Baumwollpreise seit Jahresmitte wieder auf dem Rückzug seien, bestehe die Hoffnung, dass sich auch die Gewinnmargen wieder verbesserten. Nike-Finanzvorstand Blair habe bereits Andeutungen in diese Richtung gemacht. adidas, einer der stärksten DAX-Werte in diesem Jahr, geben um 0,7% auf 49,24 EUR nach.

Als positiv für Deutsche Börse werten Händler die Aussicht auf ein Scheitern der Fusion mit der NYSE. "Bei der NYSE würden sie nur die Erneuerung veralteter Infrastruktur bezahlen und die Management-Hoheit verlieren", sagt ein Händler. Stattdessen solle lieber in wachstumsstarke Regionen wie Singapur investiert werden. Anlass zur Hoffnung gibt ein Interview mit Hessens Justizminister Hahn in der "Frankfurter Neue Presse" (FNP). Es hat erneut klar gemacht, wie wichtig dem Land Hessen der Xetra-Handel und der Finanzplatz Frankfurt sei. Allein mit dem technischen Betrieb seien bis zu 3.000 Arbeitsplätze in der Region beschäftigt.

"Solange die Deutsche Börse AG nicht verpflichtend klarmacht, dass dieses sichergestellt ist, tendiert die Waage sicherlich nicht zu einer Genehmigung", so Hahn gegenüber der FNP. "Damit sagt Hahn, was Wirtschaftsminister Posch auch schon angedeutet hatte", so ein Händler. Hahn sagte weiter als Antwort, ob er ein Scheitern der Fusion bedauern würde: "Es ist nicht immer richtig, dass eine größere Einheit auch eine bessere Einheit ist". Die hessische Landesregierung muss die Fusion der beiden Börsenbetreiber als Aufsichtsbehörde genehmigen. Deutsche Börse steigen um 0,2% auf 41,21 EUR.

Die Technologiewerte hinken dem DAX hinterher. Grund sind die enttäuschenden Zahlen von Oracle. Der US-Softwarekonzern hat trotz eines deutlichen Gewinnanstiegs im zweiten Quartal die eigene Prognose verfehlt. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit hielten sich Kunden mit dem Kauf neuer Soft- und Hardware stärker zurück als befürchtet. Zudem verschoben einige Kunden ihre Anschaffungen wegen der Einführung eines neuen Mikroprozessors. Oracle gilt allgemein als Stimmungsbarometer für die Technologiebranche.

Betroffen zeigt sich die Aktie von SAP. Sie gibt um 4,6% auf 40,56 EUR nach. Auch Infineon kommen mit kaum veränderten Kursen nicht recht voran. Allerdings gibt es neuerdings Unterschiede in der Aufstellung von Oracle und SAP, die einen direkten Vergleich hinken lassen. So belastet bei Oracle das schwache Hardwaregeschäft, das für SAP ohne Bedeutung ist. Eine Gewinnwarnung von SAP sei daher nicht zu erwarten, meinen die Analysten der LBBW.

DJG/mif/raz

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