Alt 25.06.20, 16:00
Standard Freundlich - Wirecard-Insolvenz löst erneuten Kurssturz aus
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich am Donnerstagnachmittag nach einer kleinen Berg- und Talfahrt freundlich. Bei den Einzelwerten stehen Wirecard, Lufthansa und Bayer im Fokus. Die neuesten Meldungen über neue Wellen von Corona-Infektionen dominieren das Geschehen, während zuletzt überraschend positiv ausgefallene Konjunkturdaten nur teilweise ankommen. Besonders aus den USA und Lateinamerika kommen beunruhigende Nachrichten zu den Fallzahlen. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität wurden dort zuletzt binnen 24 Stunden 35.900 neue Infektionsfälle verzeichnet. Besonders deutlich ist der Anstieg der Zahlen im Süden der USA. "Die Hoffnungen auf einen schnellen Konjunkturaufschwung werden durch die Entwicklung in den USA erheblich gedämpft", meint ein Händler. Der DAX notiert 0,7 Prozent höher bei 12.175 Punkten, im Tagestief stand er bereits bei 11.957. Der Euro-Stoxx-50 notiert ebenfalls 0,7 Prozent höher.

Wirecard insolvent

Der Bilanzskandal um Wirecard ist komplett: Der Zahlungsdienstleister hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung Insolvenz angemeldet. Geprüft wird auch, ob Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssen. Die Wirecard-Aktie, die in den vergangenen Tagen wegen des fehlenden Testats der Wirtschaftsprüfer für den Jahresabschluss sowie eines Milliardenlochs in den Büchern bereits massiv an Wert verloren hat, stürzt nach einer zwischenzeitlichen Aussetzung um weitere 70 Prozent ab auf 3,50 Euro.

Trotz des Debakels wird die skandalumwitterte Aktie wohl erst im September aus dem DAX entnommen, wenn die nächste Index-Überprüfung stattfindet. Eine frühere DAX-Entnahme gibt es laut Regelwerk der Deutschen Börse nur in Ausnahmefällen: wenn der Streubesitz unter 10 Prozent fällt oder ein Insolvenzantrag "mangels Masse" abgelehnt wird. Zwingend wäre ein DAX-Abstieg auch bei einer Verletzung der Basiskriterien wie der Mitgliedschaft im Prime Standard.

Grünes Licht für Lufthansa-Rettungspaket

Die Lufthansa-Aktie macht dagegen einen Sprung von 10 Prozent nach oben. Das verabredete staatliche Rettungspaket ist so gut wie in trockenen Tüchern, nachdem der entscheidende Großaktionär Heinz Hermann Thiele im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung angekündigt hat, das Paket bei der virtuellen Hauptversammlung nun doch abzusegnen. Thiele, der über 15 Prozent an der Lufthansa hält, hatte zuvor das Paket kritisiert. Kurstreibend für die Lufthansa-Aktie wirkt auch, dass sich das Unternehmen und die Flugbegleitergewerkschaft Ufo auf ein Krisenpaket zur Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Krise geeinigt haben. Die Maßnahmen umfassen Einsparungen in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Euro bis Ende 2023.

Der Reisesektor insgesamt wird angesichts der steigenden Coronavirus-Infektionen aber gemieden und liegt mit einem Subindex-Minus von 1,5 Prozent ganz am Ende. In London geben Easyjet um 8 Prozent nach, nachdem der Billigflieger knapp 60 Millionen Aktien zum Stückpreis von 703 Pence platziert hat.

Glyphosat-Deal bei Bayer schon eingepreist

Dass Bayer in den USA einen Vergleich in Sachen Glyphosat getroffen hat, stellt an der Börse nach den bereits in diese Richtung gehenden Meldungen der vergangenen Tage keine echte Überraschung mehr dar. Die Aktie gibt deswegen sogar um 2,7 Prozent nach. Am Markt wird zudem auf Restrisiken verwiesen, denn der Vergleich decke nicht alle Klagen ab. Bayer zahlt im Rahmen des Vergleichs einmalig 10,1 bis 10,9 Milliarden Dollar. Finanzieren will Bayer die Zahlungen über "bestehende Liquidität, den künftigen freien Cashflow" sowie aus Einnahmen aus der Veräußerung des Tiergesundheitgeschäfts und zusätzliche Anleiheemissionen.

Nach Meinung der Analysten von Citi kommt Bayer mit dem Vergleich sowohl um eine Kapitalerhöhung herum und muss auch keine Abstriche bei der Dividende machen. Die Analysten von HSBC haben in Reaktion auf die Entwicklung die Bayer-Aktie auf "Buy" von "Hold" erhöht und das Kursziel auf 85 von 70 Euro.

Für die Aktie der Royal Mail geht es in London um 13 Prozent nach unten. Im Handel wird auf den Ausblick verwiesen, der besonders im Bereich Brief- und Paketsendungen die Markterwartung deutlich verfehle. Während es die nächste Dividende erst im Geschäftsjahr 2021/22 geben werde, erteile das Unternehmen möglichen Aufspaltungs-Optionen eine Absage.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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June 25, 2020 10:20 ET (14:20 GMT)

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