Alt 24.06.20, 15:57
Standard Weiter angeschlagen - Neue US-Zölle auf EU-Importe drohen
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FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen liegen auch am Mittwochnachmittag kräftig im Minus. Die Sorgen vor weiteren Wellen von Covid-19-Ausbrüchen nehmen zu, ausgelöst vor allem durch stark steigende Fallzahlen in einigen US-Bundesstaaten. Und in Deutschland schüre Gütersloh die Sorgen, heißt es im Handel. Der DAX verliert 2,1 Prozent auf 12.257 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2 Prozent auf 3.234 Zähler zurück.

Positive Konjunkturdaten helfen nicht. Nachdem am Dienstag die Einkaufsmanagerindizes aus Europa auf breiter Front positiv überrascht und für Rückenwind gesorgt hatten, ist nun auch der Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland oberhalb der Markterwartung ausgefallen. Er entwickelt aber keinen positiven Impuls an den Börsen mehr.

Zum einen dürften einige Akteure nach den guten Daten des Vortages damit schon gerechnet haben, zum anderen gelten viele gute Nachrichten wie das Hochfahren der Wirtschaft nach dem Einbruch zwischen März und Mai an den Börsen bereits als eingepreist. Die zuletzt positiven Konjunkturdaten bergen zudem das Risiko aus Marktsicht, dass die geld- und fiskalpolitischen Impulse zukünftig kleiner ausfallen könnten.

IWF senkt globale Wachstumsprognose

Trotz der zuletzt guten Konjunkturdaten hat der IWF die Wachstumsprognosen weiter gesenkt. Für 2020 rechnet er nun mit einem Rückgang des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,9 Prozent. Im April war ein Minus von nur 3 Prozent vorausgesagt worden. Für 2021 wird nun ein Wachstum von 5,4 (5,8) Prozent vorausgesagt.

Daneben drücken auch mögliche Pläne der US-Regierung für neue Zölle gegen europäische Importe. Dabei geht es um zusätzliche Zölle im Wert von 3,1 Milliarden Dollar auf Produkte aus Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Neue Zölle könnte es unter anderem auf Oliven, Gin und Lastwagen geben, während die Zölle für Flugzeuge und Joghurt erhöht werden könnten.

Reise- und Freizeitaktien liegen wieder mit an der Spitze der Verlierer. "Schon die Diskussion um eine Verlängerung der Einreiseverbote für US-Amerikaner zeigt, dass es bis zur Normalisierung noch ein weiter Weg ist", sagt ein Händler. "Für die Touristik wäre ein anhaltender Einreisestopp für Amerikaner klar negativ", ergänzt er. Der Stoxx-Index der Reise- und Freizeitaktien fällt um 2,7 Prozent.

Kein Boden für Wirecard in Sicht

Im DAX halten wieder Wirecard die rote Laterne mit einem Minus von 26 Prozent bei hoher Volatilität. Die Lage sei weiterhin "unübersichtlich", heißt es im Handel. Die Finanzaufsicht Bafin hat ihre Anzeige wegen Marktmanipulation gegen Wirecard erweitert. "Die Ad-hoc-Mitteilung der Wirecard AG vom 22. Juni 2020 verstärkt den Verdacht, dass die bilanzielle Darstellung zu Umsatzerlösen und Vermögensgegenständen in den Geschäftsberichten (...) unrichtig war", so die Begründung.

Dialog Semiconductor legen dagegen um 7,3 Prozent zu. Das Halbleiterunternehmen hat die Prognose erhöht - wegen guter Nachfrage unter anderem nach Tablets und Notebooks. "Das zeigt einmal mehr, dass der Technologie- und auch der Halbleiterbereich zu den Gewinnern der Krise gehören", sagt ein Teilnehmer. Im Sog von Dialog verteuern sich AMS in Zürich um 8,1 Prozent - hier stützt auch eine Hochstufung durch JP Morgan.

Siemens verstärkt ihren Geschäftsbereich Digital Industries mit dem Zukauf eines britischen Technologie-Startups. "Die Umgestaltung wird konkreter", sagt ein Marktteilnehmer. Siemens will so Kunden aus der Halbleiterindustrie bei der Überwindung von Problemen wie Fertigungsfehlern, Software- und Hardware-Fehlern, frühzeitigem Geräteausfall oder böswilligen Cyberangriffen unterstützen. Siemens tendieren 1 Prozent leichter.

Premier Foods mit guten Zahlen und Ausblick

Für Premier Foods geht es an der Londoner Börse nach guten Geschäftszahlen gleich um 14,9 Prozent nach oben. Der Lebensmittelproduzent hat angekündigt, die Ziele für Umsatz und Gewinne 2020/21 zu übertreffen. Laut A.J Bell hat das Unternehmen davon profitiert, dass die Menschen während des Lockdowns verstärkt zu Hause gegessen haben. Positiv heben die Analysten auch hervor, dass sich die Schuldenlast im Verhältnis zum Ergebnis verbessert habe.

Medigene liegen 2,2 Prozent höher - getrieben von der Genehmigung einer klinischen Studie. Die Spekulation um eine Übernahme durch VW treibt derweil Europcar. Der Kurs gewinnt 1,1 Prozent. VW erwägt einem Agenturbericht zufolge den Rückkauf des 2006 veräußerten Autovermieters.

Als "business as usual" wird im Handel bezeichnet, dass LEG Immobilien nach dem Portfoliozukauf Anfang der Woche nun Geld am Kapitalmarkt eingesammelt hat. Die bereits erwartete Kapitalerhöhung wurde zum Stückpreis von 115 Euro bei Investoren platziert - gut 4 Euro unter dem Schlusskurs des Vortages. LEG geben um 3,6 Prozent nach.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 24, 2020 10:08 ET (14:08 GMT)

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