Alt 18.06.20, 16:07
Standard Wirecards beispielloser Kurssturz prägt den Handel
Beitrag gelesen: 399 x 

FRANKFURT (Dow Jones)--Der nächste Crash in der Wirecard-Aktie prägt am Donnerstagnachmittag weiter die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt. Nachdem der Zahlungsdienstleister die Bilanzvorlage erneut verschoben hat, stürzt der Kurs am Nachmittag um 69,1 Prozent ab auf 32,24 Euro. Der Kurssturz drückt auch auf den DAX, der 1,1 Prozent oder 141 auf 12.242 Punkte verliert. Davon entfallen mehr als 100 Punkte nur auf Wirecard. Der TecDAX fällt um 6,6 Prozent auf 2.993 Punkte, ohne Wirecard würde er kaum verändert notieren. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,9 Prozent auf 3.238 Punkte nach, gedrückt vor allem von schwachen Banken und Rohstoff- sowie Öltiteln.

Der Umsatz in Wirecard-Aktien ist extrem hoch. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY) haben dem DAX-Konzern das Testat für den bereits mehrfach verschobenen Jahresabschluss 2019 vorerst verweigert. Den Prüfern lägen keine ausreichenden Prüfungsnachweise für milliardenschwere Bankguthaben vor, teilte der Konzern mit. Es gebe Hinweise auf eine Täuschungsabsicht. Jetzt droht Wirecard die Kündigung von Krediten in Milliardenhöhe. Die NordLB hat die Wirecard-Aktie nun mit einem Kursziel von lediglich noch 20 Euro auf "Verkaufen" gestellt.

"Der Kurssturz ist beispiellos", sagt ein Händler. Er könne sich nicht erinnern, dass ein DAX-Wert jemals 65 Prozent oder mehr verloren habe. Von anderer Seite heißt es, die Lage sei undurchsichtig. Aus technischer Sicht könnte sich die Lage entspannen, wenn sich der Kurs wieder nachhaltig über dem Vorgänger-Tief von 35 Euro einpendeln würde.

In den Sog von Wirecard geraten auch Commerzbank. Die Commerzbank habe enge Geschäftsbeziehungen zu Wirecard, heißt es am Markt. Der Kurs fällt um 6,6 Prozent auf 3,94 Euro. Dagegen sind die Aktien des Wirecard-Konkurrenten Adyen in Amsterdam zeitweise auf neue Höchststände gestiegen.

EZB teilt 1,3 Billionen Euro zu

Auch ein extrem starker Konjunkturindikator der Philadelphia-Notenbankzentrale kann die Stimmung am Gesamtmarkt nicht wirklich stützen. "Der Philly-Fed ist der Hammer", so Heino Ruland von Ruland Research. Mit plus 27,5 stehe er nun schon höher als im Juli 2019. Erwartet worden waren minus 20. "Der Philly-Fed ist neben dem Chicago-PMI der wichtigste regionale Konjunkturindex in den USA", so Ruland. Er habe nun nur drei Monate im Minus gelegen, das mache Hoffnung auf eine schnelle und kräftige Konjunkturerholung in den USA. Negativ zu bewerten seien allerdings die anhaltend hohen fortlaufenden Anträge auf Arbeitslosenhife, die zeigten, dass relativ wenige Arbeitslose in ein Arbeitverhältnis zurückkehrten.

Auch die anhaltende Liquiditätsschwemme kann die Stimmung nicht verbessern. Die EZB hat den Banken am Vormittag über den vierten Langfristtender TLTRO3 1,3 Billionen Euro zugeteilt. Die Netto-Liquidität erhöht sich dadurch um etwa 550 Millionen Euro. Gutgeschrieben werden die 1,3 Billionen Euro allerdings erst am 24. Juni. Außerdem bewegt sich das Volumen im Rahmen der Erwartungen.

Zalando nach Zahlen sehr fest

Für die Zalando-Aktie geht es um 5,5 Prozent auf 63,52 Euro nach oben. Der Modekonzern rechnet im laufenden zweiten Quartal mit einer signifikanten Umsatz- und Ergebnissteigerung, die deutlich über den aktuellen Markterwartungen liegen soll.

Im DAX steigen Infineon um 1,5 Prozent, BASF um 1,7 Prozent und Covestro um 1,7 Prozent. Auf der Verliererseite sind neben Wirecard noch Lufthansa mit einem Minus von 3,5 Prozent erwähnenswert, die Aktie steigt am Freitagabend aus dem DAX ab. Das Minus von 3,8 Prozent bei Henkel wird dagegen überwiegend vom Dividendenabschlag verursacht.

Für Siemens Gamesa geht es um 7,7 Prozent nach unten. Der Windkraftanlagenhersteller rechnet im dritten Quartal wegen der finanziellen Folgen der Covid-19-Krise mit einem EBIT-Verlust. Zugleich teilte das Unternehmen mit, dass Andreas Nauen mit sofortiger Wirkung die Nachfolge von CEO Markus Tacke antreten wird.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

June 18, 2020 10:10 ET (14:10 GMT)

Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 09:18 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]