Alt 18.06.11, 14:57
Standard So tickt die Börse: Griechisches Drama 2. Akt
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Uiuiui, diese Woche hatte es in sich. Ängste, Gerüchte und Meinungen wechselten sich in den Schlagzeilen ab. Wie im September 2008 fuchtelt die Politik scheinbar hilflos umher. Wie im September 2008 möchte ich heute wieder einmal die Brille eines Spekulanten aufsetzen und veranschaulichen, wie die Welt aus Sicht eines Spekulanten, sagen wir der Einfachheit halber eines Hedgefondsmanagers, aussieht.

Nicht wenige Hedgefonds gingen 2008 Pleite. Im Rahmen der Finanzmarktkrise wurden 117 Hedgefondspleiten gezählt. Hedgefonds, die auf das falsche Pferd gesetzt haben – oder besser gesagt wie wir heute wissen, gegen das falsche Pferd gewettet haben. Pferde, die auf der Bahre über die Ziellinie getragen wurden. Das bedeutete: Totalverlust! Pleite.

Nicht vergessen dürfen wir jedoch diejenigen, die gegen Lehman Brothers gewettet haben. Das war ganz großes Kino, hier wurden Millionen, teilweise Milliarden verdient. Der eine oder andere Hedgefondsmanager konnte sich nach der Finanzmarktkrise zur Ruhe setzen – im Alter von 30 oder 35 Jahren. Wer gegen Lehman Brothers gewettet hatte, der traf so etwas wie einen Sechser im Lotto.

Heute hat Lehman Brothers einen anderen Namen, sagen wir der Einfachheit halber Griechenland. Während der Handel mit Credit Default Swaps 2008 nur wenigen bekannt war, befinden sich heute viele Hedgefonds am Markt, die aus der Finanzmarktkrise gelernt haben, wie das funktioniert. Und einen Sechser im Lotto wünscht sich manch einer von ihnen.

Die Aufarbeitung der Finanzmarktkrise befindet sich noch in vollem Gange. Erst diese Woche wurden Vorwürfe gegen die Deutsche Bank erhoben, Produkte geschaffen zu haben, mit denen an bestimmten negativen Ereignissen Geld verdient werden konnte. Das war zunächst eine Versicherung gegen den Kollaps des US-Immobilienmarktes, auf den mit leerverkauften CDOs gewettet wurde. Als diese Wette aufging, wurde ersichtlich, dass einige Banken, die als Vertragspartner dieser CDOs involviert waren, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können – und so setzte man auf den Untergang dieser Banken. Das ging am einfachsten mit Credit Default Swaps.

Wie gesagt, Lehman Brothers war hier der Volltreffer. Bei Bear Sterns, AIG, Fannie Mae, Freddie Mac, Washington Mutial und Wachovia wurden andere Lösungen gefunden, die vergleichbar sind mit „das Pferd auf der Bahre über die Ziellinie tragen“. Die Verpflichtungen dieser Banken wurden in irgendeiner Form durch Fusionen, Übernahmen und Staatszuschüssen erfüllt, so dass die Credit Default Swaps nicht ins Unendliche hochschossen.

Was steckte eigentlich hinter diesen Geschäften? Da gab es Hedgefondsmanager, die eine Versicherung gegen den Zahlungsausfall eines Hypothekenkredits abschließen wollten. Doch der Hedgefondsmanager war in das Immobiliengeschäft gar nicht involviert, weder als Kreditgeber noch als Kreditnehmer. Es ist, als ob ich eine Versicherung gegen den Zahlungsausfall meines Nachbarn auf seine Hypothek abschließen möchte. Verliert mein Nachbar seinen Job und kann seine Rate nicht mehr bezahlen, dann erhalte ich die Versicherungssumme.

Die alten Hasen unter Ihnen kennen schon meine grundlegende Kritik am System: Keine Versicherung lässt es zu, dass man etwas versichert, was einem gar nicht gehört. In der Finanzbranche ist das jedoch anders. Dort gehört es nach wie vor, auch nach der Finanzmarktkrise 2007 – 2009, zum guten Ton, für JEDES Geschäft, das an einen herangetragen wird, auch einen Vertragspartner zu finden. Und wenn es nötig ist, kreiert man dafür neue Märkte.

Wenn also gute Kunden der Banken, und Hedgefonds gehören zu den besten, auf einen Zahlungsausfall in Griechenland wetten wollen, dann werden eben entsprechende Finanzmarktprodukte kreiert. Wer geschäftstüchtig ist, wie die Deutsche Bank beispielsweise, findet auch einen Gegenpart für diese Wette.
2007 bis 2009 stand AIG stets parat, der weltgrößte Versicherer. Im Falle Griechenlands weiß niemand so recht, wer die Gegenposition eingenommen haben könnte. Die Allianz? Kunden aus China? Den arabischen Ländern? Aus China kommen ja immer wieder Angebote für weitere Kredite für Griechenland...

Banken ohne internationales Netzwerk tun sich schwerer, Interessenten für die Gegenseite aufzutreiben. Doch will man seine besten Kunden, die Hedgefonds, verprellen und an die Konkurrenz verweisen? Oder ist es nicht an den Haaren herbeigezogen, dass die EU Griechenland wirklich Pleite gehen lassen könnte? So groß scheint das Risiko aus politischer Sicht nicht zu sein. Also nimmt man vielleicht selbst die Gegenposition ein?

Nun geht es darum, ob der „Versicherungsfall“ eintritt oder nicht. Kommt Griechenland seinen Zahlungsverpflichtungen nach oder kommt es zum Zahlungsausfall? Was ist ein Zahlungsausfall? Wenn Griechenland Staatsanleihen nicht zu 100% zurückzahlen kann? Oder ist es auch schon ein Zahlungsausfall, wenn Griechenland die Rückzahlung in die Zukunft verschiebt? Und wie ist es zu bewerten, wenn die Gläubiger Griechenlands „freiwillig“, wie heute von Sarkozy und Merkel vorgeschlagen, einer Rückzahlung in der Zukunft oder neuen Zahlungsvereinbarungen zustimmen?

Trotz der Finanzkrise 2007 – 2009 gibt es auch heute keine Informationen über das tatsächliche Volumen der ausstehenden Credit Default Swaps, geschweige denn über die beteiligten Akteure. Die Geschäfte werden häufig „over the counter“, also telefonisch zwischen den beiden Vertragspartnern direkt abgeschlossen, die Zahlungsströme werden weder von Börsen noch von anderen Knotenpunkten erfasst.

Hinzu kommt ein zweites Problem: Viele Banken und Versicherungen halten Griechenlandanleihen. Zu attraktiv waren die Renditen, und zu groß war der Wettbewerbsdruck nach immer mehr Rendite, so dass neben den griechischen Banken auch viele deutsche und französische Institute involviert sind.

Seit dem Ausbrechen der Krise vor einem Jahr bietet die EZB an, Griechenlandanleihen zum Marktpreis abzukaufen. Und wer über eine komfortable Eigenkapitalausstattung verfügte, der hat von diesem Angebot reichlich Gebrauch gemacht.

Eigenkapital, weil beim Verkauf unter 100% ein Verlust entsteht, der buchhalterisch sofort zu aktivieren ist. Banken, deren Eigenkapitaldecke schwach ist, hatten nicht einmal die Möglichkeit, diesen frühen, kleinen Verlust zu realisieren. Sie behielten die Papiere lieber im Portfolio und konnten sie somit weiterhin zu Einstandspreisen bewerten. Wir erinnern uns, seit der Finanzmarktkrise ist die Verpflichtung, zu Marktpreisen zu bilanzieren, aufgeweicht worden.

So haben gerade die Banken mit einer starken Bilanz inzwischen deutlich weniger Griechenlandanleihen als vor einem Jahr, während die ohnehin schwachen Banken vielfach noch auf ihrer vollen Position sitzen.

Die Deutsche Bank sowie auch die Commerzbank haben in den vergangenen Wochen keine Gelegenheit ausgelassen, Pressemeldungen zu veröffentlichen, in denen sie ihr Griechenlandengagement als gering bezeichnen. Mit anderen Worten: „Hey, Politiker, für uns braucht ihr Griechenland nicht zu retten!“, – würde mich nicht wundern, wenn sie beim vermitteln der Gegenparts zu den Credit Default Swaps auch gleich ein paar ins eigene Portfolio genommen haben. Vielleicht sind sie aber auch einfach nur ehrlich und wollen dem deutschen Steuerzahler Geld sparen. Entscheiden Sie selbst.

Diese Woche wurde also an der Börse immer wieder das Schreckensgespenst „Griechenland ist das Lehman-Ereignis Europas“ aus der Tasche gezaubert. Durch die Brillengläser der (zumeist angelsächsischen) Spekulanten ist das durchaus nachvollziehbar. Und so will ich das, was aus einem solchen Ereignis folgen würde, einmal aufzeigen – obwohl ich es für unwahrscheinlich halte.

Nehmen wir also an, Griechenland kann nicht mehr zahlen. Die Eigentümer der Credit Default Swaps würden sehr schnell ihre Ansprüche geltend machen, und es käme umgehend zu einer Reihe von Pleiten bei Banken, die als Gegenpart für diese Versicherungen gerade stehen wollten.

Auch käme es umgehend zu einem immensen Abschreibungsbedarf bei den Banken, die ihre Griechenlandengagements nicht rechtzeitig zurückfahren konnten. Es ist dann davon auszugehen, dass diese ohnehin schon geschwächten Banken unter diesen Abschreibungen zusammenbrechen würden.

So würden die Karten im Bankensektor neu gemischt werden: Übernahmen, Fusionen und staatliche Eingriffe, wie vor einigen Jahren schon einmal der Fall, wären wieder an der Tagesordnung. Die Stress-Tests würden ganz nebenbei als Makulatur entlarvt.

Die Lähmung des Bankensektors führt zum Stillstand der Wirtschaft, wie 2008 nach der Lehman-Pleite. Die Arbeitslosigkeit schnellt in die Höhe, eine Rezession droht. Hochverzinste Unternehmensanleihen von Unternehmen mit viel Barreserven und einer sauberen Bilanz werden den niedrigverzinsten Staatsanleihen vorgezogen.

Der Aktienmarkt würde einbrechen. Wenngleich das Tief im DAX von 3.600 Punkten damals übertrieben war, so wäre in diesem Szenario ein DAX unter 5.000 Punkte nicht unwahrscheinlich. Dies würde zwei Drittel der Börsenrallye seit 2009 egalisieren (Fibonacci-Retracement).

Zyklische Aktien wie Siemens, BASF und Daimler werden verkauft, Henkel, Beiersdorf und Metro werden als krisensichere Häfen gesucht.

Die Rohstoffpreise brechen ein, China kann seine restriktive Geldpolitik beenden und die Zügel lockern. Exportunternehmen wie Siemens, Daimler und BASF machen gute Geschäfte, verfügen über eine hohe Dividendenrendite (durch niedrigen Aktienkurs) und werden dennoch immer weiter niedergeprügelt.

Nach den Erfahrungen der letzten zehn Jahre an den Finanzmärkten und Börsen ist dies nun endgültig das Ereignis, das Anleger den Aktienmärkten den Rücken zukehren lässt. Aktien werden als absolut riskant und für die Altersvorsorge untauglich abgestempelt.

Es wird sich ein Boden an den Börsen bilden, nicht weil sich die Situation verbessert, sondern weil es keine Verkäufer mehr geben wird. Warren Buffet wird verkünden, es handele sich nur um eine kurze Korrektur. Meridith Whitney und Nouriel Roubini werden zu den Helden unserer Zeit avancieren (Gott bewahre).

So, das ist es. Hier ist ausformuliert, was niemand auszusprechen wagt: Das passiert, wenn Griechenland zahlungsunfähig wird. Wenn Sie Fan von Nouriel Roubini sind und dieses Szenario für wahrscheinlich halten, können Sie auch heute schon den Heibel-Ticker abbestellen, warten Sie nicht bis der DAX unter 5.000 Punkte taucht :-)

Die heutige Erklärung von Sarkozy und Merkel spricht eine andere Sprache. Ich will mich hier nicht zwischen Pest und Cholera entscheiden müssen, aber wir werden meiner Einschätzung nach wohl über die nächsten Monate hinweg kommen.

Das wahre Problem, der exzessive Handel mit Credit Default Swaps, also Versicherungen durch Marktteilnehmer, die eigentlich nichts zu versichern haben, wird noch immer nicht adressiert.

Gerüchte: Derzeit kursieren (alte) Gerüchte, Griechenland säße auf reichhaltigen Bodenschätzen, insbesondere Ölvorkommen. In den Berichten wird behauptet, die Ölvorkommen seien größer als die in Alaska, und es wird behauptet, die Regierung hielte entsprechende Informationen zurück. Seit Jahrzehnten!

Es bedarf nicht viel Recherche und Sie werden schnell herausfinden, dass die Ölvorkommen in Griechenland seit Jahrzehnten ein heißes Thema sind. In den Siebzigern wurde schon einmal deren Förderung begonnen. Das beauftragte Unternehmen ging Pleite, die Ölquelle wurde von anderen Unternehmen anschließend leer gepumpt. Das Öl ist extrem schwefelhaltig und bedarf einer teuren Raffinierung.

Viele dieser Ölvorkommen befinden sich in einem Gebiet im Meer, das sowohl von Griechenland als auch der Türkei als ihr Eigen beansprucht wird. Wer dort mit Bohrungen beginnt, beschwört einen Konflikt herauf.

Mag also sein, dass Griechenland auf Ölvorkommen sitzt. Doch so einfach lassen sich dadurch die Staatsschulden nicht begleichen, da gehört noch ein wenig mehr dazu.

Natürlich wird den US-Amerikanern im nächsten Atemzug unterstellt, den IWF nur deshalb nach Griechenland zu schicken, damit er den Staat sturmreif schießt, um US-Ölfirmen den Weg zu ebnen.

Meinungen: Okay, die Unruhen in den Straßen Griechenlands nehmen zu, und die griechische Regierung macht nicht gerade ein gutes Bild. Doch die Forderungen die daraus abgeleitet werden, sind zumeist Unsinn: Man brauche endlich einen Euro-Bonds, um den Spekulanten den Nährboden zu entreißen. Schwachsinn! Ein Euro-Bond wäre die Institutionalisierung des Nord-Süd-Transfers in der EU. Spekulanten, denen die Vertragspartner für ihre Spekulationen in der Griechenlandstory langsam ausgehen, hätten wieder einen viel liquideren Markt, der noch immer die gleichen Systemfehler aufweist wie heute. Das Problem (Versicherung fremden Eigentums) wäre noch immer nicht adressiert, günstige Finanzierungsmöglichkeiten für die exzessive Ausgabenpolitik der Südländer wären auf Jahrzehnte gesichert.

In meinen Augen wäre es wieder einmal eine Verschlimmbesserung.

Auch wenn Sie meine Kritik an den Finanzinstrumenten, die von Marktteilnehmern gehandelt werden, die eigentlich gar nicht auf diesen Markt gehören, leid sind, möchte ich doch noch den Preiseinbruch am Ölmarkt kommentieren.

„Schwache Wirtschaft“ oder „Eurokrise“ wird als Grund für den schwachen Ölpreis angeführt. Doch schauen Sie sich mal die Entwicklung des Kupferpreises an: +0,3% während der Ölpreis um 6,3% eingebrochen ist (Wochenvergleich, s.u.). Sollten wirklich Konjunkturängste dahinter stecken, dann müsste der Kupferpreis, das Industriemetall überhaupt, ebenfalls eingebrochen sein. Das ist aber nicht der Fall.

Also kann es um die Konjunkturerwartungen der Marktteilnehmer nicht so schlecht bestellt sein. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass hier nun nach drei Monaten exzessiver Spekulation endlich den Hedgefonds das Handwerk gelegt wird.

Saudi Arabien konnte sich auf der letzten OPEC Sitzung nicht mit seiner Forderung nach höheren Förderquoten durchsetzen. Doch anschießend ließen Kommentare aus dem Ölland nicht lange warten, in denen ein Alleingang Saudi Arabien angedeutet wurde. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein OPEC-Land nicht an die Vereinbarungen hält.

Futures auf Rohstoffe, ursprünglich ebenfalls als Versicherungen für Ölverkäufer und Ölkäufer konzipiert, werden heute überwiegend von Hedgefonds gehandelt. Marktteilnehmer also, die niemals ein Interesse daran haben, echtes Öl zu liefern oder zu empfangen. Und anders als die Ölmarktteilnehmer, die ein Fass Öl mit dem Preis für ein Fass Öl bezahlen müssen, brauchen Hedgefonds für ihre Spekulationen derzeit nur ein Zehntel des umgesetzten Ölpreises tatsächlich auf den Tisch legen.

Als der Ölpreis vor wenigen Wochen über 110 USD/Fass stieg (Texas-Öl), stellte sich heraus, dass zwei verhältnismäßig kleine Hedgefonds sowie ein Öltanker-Reeder für den Preisanstieg verantwortlich waren. Saudi Arabien hat mehrfach betont, dass die Welt auch ohne Fördermengenerhöhung derzeit mit Öl überschwemmt wird.

Schauen Sie mal in die Analystenkonferenzen der Ölkonzerne. Überall wo ich reinschaue, weisen die Vorstände der Ölkonzerne daraufhin, dass die Ölpreisbildung nichts mehr mit der tatsächlichen Angebots- und Nachfragesituation zu tun hat.

Der Ölpreis ist innerhalb von einer Woche um 6,3% eingebrochen. Ich habe keine Konjunktur- oder Wirtschaftsdaten gefunden, die einen solchen Preisrückgang seitens der Realwirtschaft rechtfertigen würden. Die Preisfindung auf den Rohstoffmärkten ist kaputt. Nicht mehr zu gebrauchen. Sie dient nur noch der Finanzbranche selbst, die gegen sich selber spekuliert und gegenseitig Gebühren für die Transaktionen einheimst.

Das ursprüngliche Ziel, einen liquiden Markt für die Marktteilnehmer zur Verfügung zu stellen, ist verfehlt.

Doch wer soll das ändern? Sollen die Banken die Sicherheitsanforderungen (Margin derzeit ca. 1/10) anheben und damit ihre besten Kunden verprellen? Nein, hier muss die Politik aktiv werden, genau wie bei den Finanzprodukten, die Dinge versichern, die man gar nicht besitzt (Credit Default Swaps) und genauso wie bei ungedeckten Leerverkäufen. Hier spielt die Finanzbranche mit und gegen sich selbst, und die Preise entrücken immer wieder exzessiv den realen Gegebenheiten.

Ich bin nicht gegen Spekulation. Ich möchte, dass Leerverkäufe, Credit Default Swaps und Rohstoff-Futures weiterhin gehandelt werden. Doch bitte nicht mit einem Hebel von 1:10 (Öl) oder 1:unendlich (bei ungedeckten Leerverkäufen sowie Credit Default Swaps). Die Realwirtschaft hat reale Gegebenheiten zu berücksichtigen, das sollte bei der Finanzbranche, die an diesen Märkten mitspielen möchte, genauso der Fall sein.

Ob durch Saudi Arabien oder wodurch auch immer, der heftige Ölpreiseinbruch zeigt, wie schwach die Besitzer der Ölfutures auf der Brust sind. Und so wird der Ölpreiseinbruch, der in diesen Tagen losgetreten wurde, eine Eigendynamik entwickeln und durch Liquidationsverkäufe noch ein wenig anhalten.

Beim Fußball spielen elf gegen elf. Wenn man der einen Mannschaft 110 Spieler zugesteht, darf man sich nicht wundern, wenn diese Mannschaft das Spiel dominiert. Der Hebel an den Finanzmärkten ist gefährlich und darf meiner Ansicht nach nur sehr eingeschränkt und stark kontrolliert eingesetzt werden.

Also schauen wir uns nun einmal die Wochenperformance er wichtigsten Indizes an:


WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (16.06.2011)

Dow Jones: 11.961 | -1,3%
DAX: 7.110 | -0,7%
Nikkei: 9.351 | -1,7%
Euro/US-Dollar: 1,416 | -2,2%
Euro/Yen: 114,0715 | -1,6%
10-Jahres-US-Anleihe: 2,91% | -0,1
Umlaufrendite Dt: 2,73% | -0,1
Feinunze Gold USD: $1.527,95 | -1,0%
Fass Crude Öl USD: $95,22 | -6,3%
Kupfer in US$/to: 9.024 | 0,3%
Baltic Dry Shipping I: 1.424 | -0,3%


Die Griechenlandkrise drückt vor allem auf den Euro (-2,2%). Der schwache Euro fängt einen teil der Aktienverluste auf, der DAX verlor weniger als seine Kollegen in Japan und den USA.

Die Wochenperformance gibt diese Woche nur ein unvollständiges Bild der zwischenzeitlichen Turbulenzen wieder. Es war Optionsverfallswoche, die erfahrungsgemäß stets sehr volatil verläuft. So dicht vor dem Verfallstag (der heutige Freitag) werden die Kurse an schwachen Tagen durch nervöse Spekulanten zusätzlich gedrückt. Mag sein, dass da auch ein wenig Kalkül dahinter stecken kann, denn Kurse in die eine oder andere Richtung zu bewegen, kostet teilweise weniger, als man dann anschließend als Optionsgewinn einstreichen kann.

So mussten die Ereignisse in Griechenland bestenfalls als Auslöser der heftigen Kursbewegungen herhalten. Die Intensität wurde sicherlich durch die Teilnehmer am Optionsmarkt bestimmt.

Niedrigere Kurse machen Aktien günstiger. So haben Analysten wieder mehr Aktien empfohlen, ungeachtet der Unruhen in Griechenland, der EU oder an den Finanzmärkten.

Auf der anderen Seite sind gerade die Privatanleger durch die Ereignisse stark verunsichert. Hier ist das Bullenlager geschrumpft. Schauen Sie selbst:


SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
27.05.- 03.06. (230): 59% / 13%
03.06.- 10.06. (289): 51% / 7%
10.06.- 17.06. (225): 58% / 11%

Kaufempfehlungen der Analysten
HeidelbergCement, Volkswagen VZ, Qiagen

Verkaufempfehlungen der Analysten
Nokia, RWE, Electrolux

Privatanleger
22. KW: 73% Bullen (134 Stimmen)
23. KW: 65% Bullen (182 Stimmen)
24. KW: 63% Bullen (140 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Commerzbank, Electricite de France, Nokia

Verkaufempfehlungen der Privatanleger
Asian Bamboo, Hermes Intl., Archos S.A.


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


Wie geht’s nun weiter mit der griechischen Tragödie? Und wie sollten Sie sich als Anleger verhalten? Ich habe im nächsten Kapitel eine ganze Reihe von Investitionsideen aufgelistet, die ich für die Sommermonate für sinnvoll erachte.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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