Alt 27.05.11, 21:06
Standard So tickt die Börse: Volkswirtschaftlicher Glaubenskrieg
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BOOM UND BUST MIT HAYEK UND KEYNES.

„Es wird schon werden“, sagen die Keynesianer und „das hätte so niemals passieren dürfen“ sagen die Anhänger von Hayek. Lassen Sie mich ein wenig auf diese unterschiedlichen volkswirtschaftlichen Glaubensrichtungen eingehen um Ihnen zu veranschaulichen, wie konzeptlos die Politik derzeit agiert.

Friedrich Hayek, Österreicher, und John Maynard Keynes, Engländer, gehörten zur Zeit der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 zu den einflussreichsten Volkswirten. Allerdings vertraten sie diametral unterschiedliche Theorien. Während Hayek stets auf der Suche nach dem perfekten Wirtschaftssystem war, auch während der Krise, und auf dem Weg dorthin Einschränkungen in Kauf nahm, akzeptierte Keynes die Unzulänglichkeiten des bestehenden Systems und suchte die Lösung der Probleme in Ausgabenstimuli, die zu Wirtschaftswachstum führen sollten, was anschließend helfen sollte, die ursprünglichen Kredite zurückzuzahlen.

Es wäre natürlich zu einfach, die heutigen volkswirtschaftlichen Diskussionen auf diese beiden unterschiedlichen Ansätze zu reduzieren. Und doch habe ich täglich den Eindruck, dass genau diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen bei den internationalen Akteuren immer wieder aufeinanderprallen. Die einen wollen Griechenland um jeden Preis retten, die anderen beharren darauf, dass dies gegen die Konzeption des Euros verstößt.

Dabei muss sich jeder, der für 10 Pfennig nachdenken kann, bewusst sein, dass man in Krisenzeiten den Geldhahn nicht einfach zudrehen kann (Hayek), denn dies führte letztlich zur Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932. Auf der anderen Seite darf man nicht immer neue Liquiditätsspritzen in das System geben, man kann die Hypothekenkredite nicht von den Häuslebauern in die Verantwortung der Banken schieben, um sie dann in die Verantwortung des Staatssäckels zu verschieben und dann neue Staatsanleihen von der Notenbank aufkaufen zu lassen. Die Amerikaner nennen das „to kick the can down the street“, die Dose immer weiter die Straße hinunterkicken. Irgendwann muss das Problem gelöst werden, irgendwann kann man es nicht weiter verschieben.

Politiker mit Legislaturperiodendenken sind leider nicht in der Lage, das Problem zu lösen. Im Gegenteil, sie sind für jeden beherzten Kick dankbar, der ihnen wieder ein wenig (wenn auch zeitlich befristet) finanziellen Spielraum verschafft.

Der IWF, in der kurzen Zeit zwischen den politisch ambitionierten Strauss-Kahn und Lagarde, hat nun kurzfristig die Möglichkeit, auf Nachhaltigkeit zu pochen. Und siehe da, der IWF stellte gestern klar, dass weitere Auszahlungen an Griechenland gefährdet seien, da die Finanzierung der nächsten 12 Monaten nicht gesichert ist. Ein Aufschrei geht durch die Politik: Wie kann sich der IWF weigern, beherzt nach der Dose zu treten?

Wenn ich Keynes einmal als Pragmatiker bezeichne und Hayek als Idealist dann haben wir in Europa derzeit das Problem, dass sich die Defizitländer nicht mit den Geberländern auf ein idealistisches Ziel einigen können. Für uns in Deutschland ist es klar, dass wir gerne ein gesundes System wie von Hayek vorgeschlagen implementieren würden. Doch für die Defizitländer ist der Vorteil einer solchen Selbstbeschränkung nicht offensichtlich oder vielleicht auch einfach der Bevölkerung nicht vermittelbar.

So verfängt sich die Tagespolitik im Pragmatismus ohne ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben. Das kann noch eine gute Weile so weitergehen, ist aber auf Dauer sehr gefährlich.

Es gibt zwei fantastische Musikvideos, die den ideologischen Unterschied zwischen Hayek und Keynes perfekt herausgearbeitet haben. Die Videos sind (leider) auf Englisch und sehr schwer verständlich. Ich habe für Sie daher den Text des einen Videos übersetzt. Es ist wirklich super gelungen, die einzelnen Aussagen mit entsprechenden Handlungen und Metaphern zu unterlegen. Hier der Text und der Link zum Video:

http://www.heibel-unplugged.de/1817...m-and-the-bust/


Trotz des drückenden Griechenlandproblems ist die Stimmung an den Märkten heute überwiegend positiv. China hat gesagt, es sei bereit zum Kauf von Staatsanleihen der überschuldeten europäischen Staaten. Und Fitch hat erklärt, dass die deutschen Banken wesentlich weniger involviert in die Griechenlandkrise sind als viele befürchteten; und da Deutschland das Rückgrat des Euros darstellt war diese Aussage extrem wichtig.

AUSTROCKNUNG AM ROHSTOFF-, FINANZ- UND TECHNOLOGIESEKTOR

In den vergangenen zwei Wochen haben wir eine ganze Reihe von Börsengängen (IPOs) gesehen. LinkedIn als Vorreiter von Facebook und Yandex als russische Version von Google haben auf dem Internetsektor jegliche Investitionsgelder aufgesogen. Ende des Monats folgt noch Zynga, der Anbieter von Online-Spielen und einige Investoren werden Kapital für diesen IPO zurückhalten, um auch diesem IPO zu einem exorbitanten Zeichnungsgewinn zu verhelfen.

Der ehemals weltgrößte Versicherer AIG hat in den USA eine Kapitalerhöhung vorgenommen, um sich aus dem Klauen des Staates zu befreien. Selbiges hat die Commerzbank hier in Deutschland getan und so wurden auch hier jegliche verfügbaren Anlagegelder in diese Kapitalerhöhungen gesteckt, bevor eine Deutsche Bank oder eine Bank of America angefasst wurde.

Selbst im Rohstoffmarkt hat der Börsengang des weltgrößten Rohstoffhändlers Glencore aus der Schweiz viel internationales Kapital auf sich gezogen.

Natürlich gibt es stets fundamentale Betrachtungsweisen für die Aktienbewertung. Und langfristig setzen sich solche Betrachtungsweisen auch stets durch. Doch kurzfristig ist eine solche Austrocknung an den Finanzmärkten durchaus spürbar, die Aktienkurse der direkten Wettbewerber brechen da mitunter schon mal kräftig ein.

Vor diesem Hintergrund ist die schlechte Wochenperformance durchaus nachvollziehbar und sicher kein Zeichen für eine Topbildung. Im Gegenteil, die IPOs wurden überwiegend überzeichnet, ein Zeichen für das große Anlegerinteresse an Aktien aus diesen Bereichen. Schauen wir uns also die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes einmal im Detail an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (19.05.2011)

Dow Jones: 12.403 | -1,6%
DAX: 7.114 | -3,3%
Nikkei: 9.522 | -0,9%
Euro/US-Dollar: 1,426 | -0,3%
Euro/Yen: 115,508 | -1,3%
10-Jahre-US-Anleihe: 3,06% | -0,1
Umlaufrendite Dt: 2,81% | -0,1
Feinunze Gold USD: $1.526,90 | 1,9%
Fass Crude Öl USD: $100,85 | 2,0%
Kupfer in US$/to: 9.116 | 1,4%
Baltic Dry Shipping I: 1.467 | 10,4%


Die Skepsis in Deutschland ist groß. Zu positiv sind die Meldungen der Wirtschaft in diesen Tagen, und ich habe den Eindruck, dass viele Deutsche ihr Wirtschaftsglück nicht wahrhaben wollen. Vielmehr wurden wir hier in den vergangenen zehn Jahren darauf konditioniert, Aktien zu verkaufen, wenn alles am schönsten aussieht. Wer das nicht tat, der sah später seine Gewinne dahinschmelzen.

So würde ich den heftigen Ausverkauf im DAX dieser Konditionierung sowie oben beschriebener Austrocknung zusprechen, nicht aber aufziehenden Wolken am Horizont, die einen Abschwung ankündigen. Nein, den Unternehmen geht es gut, und aus der Erfahrung der vergangenen Jahre heraus haben viele Anleger bei den hohen Kursen nun erst einmal Gewinne gesichert.

Auch die Stimmung entwickelt sich verhalten, wie Sie an den Sentimentdaten sehen können:

Sentimentdaten

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
06.05.- 13.05. (548): 69% / 11%
13.05.- 20.05. (378): 56% / 9%
20.05.- 27.05. (143): 54% / 9%

Kaufempfehlungen der Analysten
BP, Applied Materials, Intuit

Verkaufempfehlungen der Analysten
Alpha Bank (Griechenland), Eramet S.A. (Frankreich), EFG
Eurobank (Griechenland)

Privatanleger
19. KW: 70% Bullen (179 Stimmen)
20. KW: 63% Bullen (165 Stimmen)
21. KW: 64% Bullen (157 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
BASF, Q-Cells

Verkaufempfehlungen der Privatanleger
Nur Pfennigaktien


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


in meinen Augen sind sämtliche oben aufgezählten Aktienplatzierungen nichts für Sie als Privatanleger. Entweder Sie sind bei den heißen IPOs unter den Zeichnern und können am ersten Handelstag einen Zeichnungsgewinn realisieren oder aber Sie lassen besser die Finger davon.

Es wurden aber einige Schnäppchen für Sie erzeugt, die Sie nun einsammeln können. Ich habe im folgenden Kapitel ein paar Aktien aufgezeigt, die meines Erachtens nach der jüngsten Korrektur nunmehr Schnäppchenpreise tragen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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