Alt 17.07.12, 19:02
Standard Bernanke wartet ab - Börsen geben Gewinne ab
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Die Erwartungen an US-Notenbankchef Ben Bernanke waren im Vorfeld groß. Jetzt ist klar, dass er noch abwarten will. Auch wenn die größte Volkswirtschaft der Welt nicht auf Touren kommt und kaum Arbeitsplätze geschaffen werden, hält Bernanke sein Pulver trocken und verspricht keine weiteren geldpolitischen Lockerungen. An den Aktienmärkten sorgte dies für Enttäuschung, der Euro-Stoxx-50 schloss mit einem kleinen Minus von einem Punkt bei 2.251. Im Tageshoch notierte er dagegen bei 2.271 Punkten. Der DAX legte um 0,2 Prozent auf 6.578 Punkte zu. Der Dollar profitierte dagegen von den Aussagen des Notenbankchefs.

Entscheidend für die Kapitalmärkte waren die Aussagen von Fed-Präsident Bernanke zu einer weiteren Geldmengenausweitung und der Zinspolitik. Bernanke zeichnete vor dem Bankenausschuss ein düsteres Bild der größten Volkswirtschaft der Welt. Das Wirtschaftswachstum habe sich abgeschwächt, die Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt seien "frustrierend langsam" und das Vertrauen der Verbraucher bleibe relativ niedrig.

Obwohl Bernanke einen eher negativen Ton anschlug, machte er aber keinerlei Andeutungen, ob die US-Zentralbank eine dritte Runde der quantitativen Lockerung einläuten wird. Die Aussagen von Bernanke wurden im Handel dahingehend gewertet, dass die Notenpresse nicht so schnell angeworfen wird. Dies bedeutet für den Aktienmarkt, dass ein erhoffter Nachfrageimpuls ausbleibt. Damit setzten an den Aktienmärkten die Verkäufe ein. Da keine frischen Dollar gedruckt werden, stieg dagegen der Greenback.

Zudem erteilte Bernanke einer Zinssenkung im August die Absage, was ebenfalls den Greenback stärkte. Der Euro beendete den Handel in Europa mit Kursen von 1,2215 zum Dollar. Am Mittag notierte die Gemeinschaftswährung zum Dollar dagegen noch rund einen Eurocent höher.

Der am Vormittag enttäuschend ausgefallene ZEW-Index aus Deutschland wurde schnell abgehakt. Die Lage ist unerwartet schlecht beurteilt worden, der Ausblick hat ziemlich genau die Prognose getroffen. Trotzdem sollte der Indikator nicht ganz beiseite gewischt werden. "Neben der schwachen Nachfrage aus der Eurozone nach deutschen Exportgütern belastet es die deutsche Konjunktur, dass die Wachstumsdynamik in weiteren wichtigen Partnerländern abnimmt", kommentierte ZEW-Präsident Wolfgang Franz.

Gewinnwarnungen von Alcatel

An der Börse gerieten die Aktien von Alcatel-Lucent nach der Gewinnwarnung des Unternehmens unter Druck. "Statt des erwarteten operativen Gewinns von 42 Millionen Euro stehen jetzt minus 40 Millionen Euro zu Buche", sagt ein Händler. Der Umsatz habe mit 3,5 Milliarden Euro den Analystenkonsens von 3,57 Milliarden Euro knapp getroffen. "Die Margen sind das Problem. Vor allem die schwächere Nachfrage nach Telekomausrüstung der Netzbetreiber in Europa und in Lateinamerika drückt auf die Margen. Ericsson könnten in Sippenhaft genommen werden", vermutet der Händler. Die Aktie von Alcatel schloss knapp 20 Prozent leichter bei 0,91 Euro.

Düstere Rahmenbedingungen belasten Rio Tinto

Das Minus von 2,3 Prozent bei Rio Tinto erklären Händler mit den vorsichtigen Aussagen von CEO Tom Albanese. "Weltweit haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen und die Stimmung merklich verschlechtert", sagte dieser. Die Produktionsdaten hätten dagegen den Erwartungen entsprochen, sagte ein Händler.

Auto-Zulassungszahlen mit Licht und Schatten

In der Automobilindustrie bleiben die Märkte in Europa die Sorgenkinder: Während die meisten Weltregionen im Juni deutliche Absatzsteigerungen verzeichnet haben, going der Absatz in Europa um 1,7 Prozent zurück. Nach Angaben des Europäischen Herstellerverbands Acea war wie schon in den Vormonaten auch im Juni die Kaufbereitschaft vor allem der Kunden in den Krisenländern Südeuropas gedämpft.

Immerhin lässt der Abwärtstrend in Europa nach, denn in den ersten sechs Monaten lag das Minus bei den Absatzzahlen noch bei 6,3 Prozent. Gut hat sich die Lage dabei für VW entwickelt. Die Aktie stieg um 0,4 Prozent. Weniger gut gestaltet sich die Lage für den angeschlagenen französischen Autobauer Peugeot. Der Titel verlor 2,9 Prozent und ist damit auf den niedrigsten Stand seit 1986 gefallen. "Nach wie vor lasten die sinkenden Absatzprognosen auf der Aktie", sagt ein Händler.

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July 17, 2012 12:45 ET (16:45 GMT)

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