Alt 14.02.10, 14:58
Angst vor Dominoeffekten und der „Atommacht“ Iran
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Die Sorge um den möglichen Staatsbankrott von Griechenland war auch in der vergangenen Woche das beherrschende Börsenthema. Die Angst vor möglichen Dominoeffekten sorgte dann für die Kompromiss-Erklärung, dass die EU – sprich Deutschland und Frankreich - in der Not Griechenland zur Seite stehen wird, wenn das Land nicht mehr in der Lage sein sollte, seinen internationalen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Bis dahin muss aber Griechenland unter der Kontrolle der EU seine Hausaufgaben machen und einen umsetzbaren Sparplan vorlegen. Wie in Ungarn kann dies zu Streiks und gewaltsamen Straßendemonstrationen bis zum Sturz der Regierung führen.

Griechenland kann aber nicht pleite gehen, wenn es genug Zeichner für die nächsten Staatsanleihen gibt. Hier könnte im Notfall die KfW sogar einspringen und die Anleihen zeichnen. Es geht dabei in diesem Jahr um einen überschaubaren Betrag von etwa 50 Mrd. €, bei der die griechische Regierung eine „Anschlussfinanzierung“ finden muss. Der letzten Emission von Staatsanleihen im Volumen von 8 Mrd. € war sehr erfolgreich und 25-fach überzeichnet, weil der Kupon immerhin fast das Dreifache wie bei bundesdeutschen Staatsanleihen einbrachte. Auch hat sich die Situation am Bondmarkt schon entspannt. Die Zinsen der 10 jährigen Staatsanleihen aus Griechenland fiel von 6,8% am 12. Oktober 2009 auf nunmehr nur noch 5,9%. Insofern ist die Aufregung nicht ganz verständlich. Auch in den nächsten Wochen rechne ich mit keinen weiteren Spreadausweitungen und damit auch wieder mit steigenden Kursen - sogar in Griechenland an der Börse.

Im Grundsatz ist aber Griechenland mit seinen ausufernden Staatsdefiziten ein Symbol für fast alle Länder auf der Welt, die sich übermaßen verschuldet haben. Am meisten Sorge muss sich die USA machen mit einem angekündigten Haushaltbilanzdefizit von 1,6 Billionen USD. Da sind die Schulden von Griechenland und selbst der „PIGS“ betragsmäßig „Peanuts“. Wenn in den USA die Anschlussfinanzierung nicht mehr klappt, sprich: wenn China oder Japan de amerikanischen Anleihen nicht mehr kaufen, dann hat die ganze Welt ein Problem. Die Konsequenz wären dann steigende Zinsen und eine Herbstufung der Anleihen. Davor zittert schon jetzt die gesamte Finanzwelt. Auch die USA mogeln übrigens oft gerne mit ihren statistisch geschönten Zahlen – ebenso wie Griechenland sich in die EU und EWU gemogelt hat. Der nächste EU-Kandidat ist übrigens Kroatien, wo die Börse jetzt übrigens deutlich im Plus liegt.

Die Haushaltskonsolidierung und damit auch das Auslaufen der Konjunkturprogramme bergen wiederum die Gefahr in sich, dass die Konjunktur dann abgewürgt wird und es zu Insolvenzen kommt. Dann wäre Deflation möglich. Einige Analysten vergleichen die Börsensituationen von heute mit der von 2004. Das mag von der Markttechnik und auch der Stimmung her richtig sein. Nur hat sch die Welt global seit 2004 die Welt durch die staatlichen „Anti-Krisen-Programme“ enorm verschuldet. Zudem wird jetzt vielen Analysten auch klar, dass die Exponentialkurve bei der Verschuldung zu einem unlösbaren Problem führt, nämlich die Verschuldung abzubauen. Der Wachstumsdruck erhöht sich von Jahr zu Jahr, denn ohne Wachstum gibt es keine erhöhten Steuereinahmen, es sei denn der Kuchen wird zu Lasten der Vermögenden umverteilt. Die „Linke“ kommt jetzt mit einem Spitzensteuersatz von 60% für die Meistverdiener, die FDP hält an Steuersenkungen fest, die nur dann finanzierbar sind, wenn die Wirtschaft wieder wächst. Auch die Umverteilungsdiskussion wird in Zukunft kommen, was man dann auch schleichende „Sozialisierung“ bezeichnet. Im Grunde hat Deutschland das gleiche Problem wie Griechenland. 100 Mrd. € Rekorddefizit dürfen kein Dauerzustand sein und sind nicht hinnehmbar.

Die zweite große Gefahr neben einem Staatsbankrot von kleinen und großen Ländern ist die Möglichkeit einer Militäraktion der USA im Iran, nachdem der Iran nun Uran im eigenen Land anreichern will –angeblich für medizinische Zwecke. Zum 31. Jahrestag zu Islamischen Revolution gab der iranische Präsident Muhmad Ahmadinedschad in der letzten Woche feierlich bekannt, dass der Iran nunmehr in der Lage sei Uran bis zu 80% im eigenen Lande anzureichen. Diese „frohe Botschaft“ hat Ahmadinedschad der Weltgemeinschaft aber auch schon öfters gemacht. Erstmals sind jetzt aber angeblich bis zu 20% im eigenen Land angereichertes Uran zu Forschungszwecken (?) an die eigenen Wissenschaftler überreicht worden, was wie eine Ohrfeige gegen die USA und erst recht gegen Israel anmutet. Nun will Obama eine neue UNO-Resolution in Washington vorbereiten, die die Namen von Unternehmen der Islamaischen Revolutionsgarde öffentlich machen sollen.

Sicherlich besteht hinter Ahmadinedschads Ankündigungen auch das Bestreben, eine islamische Großmacht zu werden und die Führungsrolle in der zuletzt führungslosen islamischen Welt zu übernehmen. Iran sei nun nach Ahmadinedschad eine "Supermacht im Nahen Osten und am Persischen Golf". Sein Land habe das Potenzial, in allen internationalen Belangen eine größere Rolle zu spielen. Diese Großmachtsgelüste, die auch der Irak hatte, sind aber gefährlich – auch für den Weltfrieden. Diesen Anspruch hatte Saddam Hussein zuvor auch, wobei früher die USA sogar Irak beim Krieg gegen den Iran unterstützte, ebenso wie ein Bin Laden ehemals ein Verbündeter der USA war. Nun werden die Russen zu Verbündeten der USA, was die mögliche Atommacht Iran angeht. China hält sich noch bedeckt und ist möglicherweise der lachende Dritte beim geopolitischen „Russisch Roulette-Spiel“.
Ein Militärschlag der USA gegen den Iran ist wegen der möglichen Dominoeffekte in der islamischen Welt sehr gefährlich für die Welt. Es würde auch die schon jetzt fast aussichtslose Befriedung von Afghanistan gefährden. Terroranschläge könnten die Antwort der islamischen Welt auf einen Iran-Krieg werden, denn El Kaida–Zirkel und „Schläfer“ gibt es mittlerweile überall auf der Welt-. Auf der anderen Seite wird es Ahmadinedschad im eigenen Land schwer haben, die Opposition mit Gewalt dauerhaft in Schach zu halten. Man darf in jedem Fall gespannt sein, wie die verschärften Sanktionen gegen die „Atommacht“ Iran in Zukunft aussehen sollen. Für die Weltbörsen käme ein Militärschlag der USA jetzt zur Unzeit. Er könnte auch die konjunkturelle Erholung in Frage stellen und dann rückt das Verschuldungsproblem noch schneller in den Vordergrund.
Ein drittes Thema, das auch die Börse beschäftigte, ist der Datenklau in der Schweiz zum einen und das Nein der EU zur Weitergabe der SWIFT-Daten an die USA zur Vorbeugung von Terrorangriffen und zum Aufdecken der islamischen Finanzzirkeln. Dies belastet jetzt auch die transatlantischen Beziehungen, wobei die EU und USA bezüglich Iran und Terrorabwehr an einem Strang ziehen sollten. Da sich der deutsche Staat zum Hehler macht und dabei auch schon durch die Ankündigung des Hehler-Deals einige Millionen eingenommen hat, dürfte klar sein, dass die Privatsphäre nicht mehr geschützt wird. Die Abwägung von Datenschutz einerseits und Aufdeckung von Verbrechen – auch Steuervergehen - anderseits über Datenklau wird uns noch weiter beschäftigen. Auch die Frage der erhöhten Börsenumsatzsteuer wird ein Thema bleiben. Zu den dominanten Themen gesellen sich immer wieder Konjunkturdaten und Quartalszahlen aus den USA, die die Weltbörsen auch in den nächsten Wochen dominieren werden.

Unabhängig von den von Nervosität gekennzeichneten etablierten Weltbörsen kam es zu Jahresbeginn bis jetzt zu steigenden Börsenkursen an einigen osteuropäischen Börsen wie in Kroatien als nächste EU-Kandidat, Ukraine, Kasachstan und Georgien. Die Börsenindices dieser Exotenbörsen erscheinen aber nie in den Weltranglisten der Weltbörsen, weil die Börsen zu klein und illiquide sind. Schon im letzten Jahr konnten sich die Kurse nicht nur in Russland (+124%), sondern auch in der Ukraine und Kasachstan mehr als verdoppeln.

In der Ukraine war zuletzt der Wahlsieg des Sozialisten Janukovic das bestimmende Thema, das aber nicht nachteilig für die Börse war, da sich nun die Beziehungen zu Russland auf präsidialer Ebene verbessern dürften. Bei den Exotenbörsen aus Osteuropa kann es in der Tat auch in Zukunft zu Entkoppelungseffekten, neudeutsch „Decoupling“, kommen. Die Hintergründe für die positiven Börsenentwicklungen können Sie nachlesen im monatlich erscheinenden Börsenbrief EAST STOCK TRENDS. In jedem Fall dürfte es sich auch lohnen, die Frontier Markets aus Osteuropa als Portfolio-Beimischung in Betracht zu ziehen. Möglich ist dies über Fonds, Zertifikate und an deutschen Börsen gelisteten Aktien, wobei die Umsätze noch zu Wünschen übrig lassen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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