Alt 01.02.13, 11:53
Standard Europas Börsen geben Gewinne nahezu ab
Beitrag gelesen: 337 x 

Deutlich von ihren Tageshochs zurück kommen die Börsen in Europa am Freitagmittag. Zuvor gesehene Gewinne ausgelöst durch gute Konjunkturindikatoren aus der Eurozone lösen sich innerhalb von Minuten in Luft auf. Enttäuscht reagierte die Börse darauf, dass die Banken aus der Eurozone diese Woche nur 3,5 Milliarden Euro aus dem Langfristtender an die Europäische Zentralbank zurückgegeben haben. In der Vorwoche waren es noch 137,159 Milliarden Euro. Dies wecke erneut Sorgen über die Liquiditätslage der Banken in Europa, heißt es aus dem Handel. Der DAX steigt noch um 0,3 Prozent auf 7.799 Punkte, nachdem er im Hoch bereits bei 7.834 Punkten gehandelt hatte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,2 Prozent auf 2.708 Punkte nach oben.

Zuvor hatten positive Konjunktur-Nachrichten aus Europa das Sentiment noch gestützt. So scheint die Wirtschaftsschwäche in Europa ihren Boden gefunden zu haben. Darauf deuten die Einkaufsmanager-Indizes aus der Eurozone hin. Dabei blieben allerdings die Wachstumsunterschiede zwischen den Mitgliedsländern eklatant, vor allem zwischen den beiden Schwergewichten Deutschland und Frankreich. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum stieg im Januar auf 47,9 Punkte und damit den höchsten Stand seit elf Monaten.

"Die konjunkturellen Wendesignale in der Eurozone verfestigen sich" so Ralf Umlauf, Marktstratege bei der Helaba. Das vierte Quartal 2012 könnte damit das Quartal mit der schwächsten wirtschaftlichen Dynamik in Europa gewesen sein. Die Gemeinschaftswährung profitiert von der Entwicklung, der Euro legt in der Spitze bis auf 1,3676 Dollar zu. Mit den Rückzahlungen an die EZB kommt die Devise auf aktuell 1,3651 Dollar zurück.

Auch der Arbeitsmarkt sendet erste Lebenszeichen. In der Eurozone ist der Anstieg der Rekordarbeitslosigkeit im Dezember vorerst zum Stehen gekommen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb am Schluss des alten Jahres gegenüber November stabil bei 11,7 Prozent. Am schlechtesten sieht es in Spanien und Griechenland aus, wo die Quote jeweils über 26 Prozent beträgt.

Die Ausnahme bei den Indizes bildet Madrid. Nach der Aufhebung des Verbots von Leerverkäufen dürfen sich Anleger dort wieder Aktien leihen und diese am Markt verkaufen in der Erwartung fallender Kurse. Geht die Rechnung auf, kaufen sie die Aktien später zu niedrigeren Kursen am Markt zurück und erzielen damit einen Gewinn. Das Aktienbarometer In Madrid verliert der IBEX 1,4 Prozent auf 8.248 Punkte.

Am Nachmittag steht ein weiterer wichtiger Impulsgeber für die Märkte an - der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember. Erwartet wird ein Anstieg der Beschäftigung um 166.000 Stellen und eine Stagnation der Arbeitslosenquote bei 7,8 Prozent. Dazu steht noch der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe auf der Agenda.

An den Devisenmärkten ist der Yen unter Druck geraten. In Japan schwächelt die private Nachfrage. Die japanischen Haushalte haben im Dezember im Vergleich zum Vorjahr 0,7 Prozent weniger Geld ausgegeben. Volkswirte hatten im Konsens mit unveränderten Ausgaben gerechnet. Mit 92,30 Yen ist der Dollar zur japanischen Währung zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Juni 2010 gestiegen. Der Euro hat zum Yen mit 125,70 Yen auf den höchsten Stand seit Mai 2010 aufgewertet.

Am deutschen Aktienmarkt steht der Börsengang von LEG Immobilien im Blickpunkt. Der erste Kurs lag mit 44,50 Euro noch über dem Ausgabepreis von 44 Euro. Doch mittlerweile ist die Aktie auf 43,98 Euro abgerutscht. Die LEG wird mit einer Marktkapitalisierung von 2,3 Milliarden Euro der größte deutsche Immobilienwert. Verkauft haben die Aktien der zu Goldman Sachs gehörende Fonds Whitehall und Perry Luxco.

Die E.ON-Aktie weitet mit der Entscheidung der Gewerkschaften für einen unbefristeten Streik ihre Verluste leicht aus. Dieser könnte bereits am Montag beginnen. Die Titel von E.ON verlieren 1 Prozent auf 12,67 Euro.

Wertberichtigungen sind bei den Banken weiterhin das Thema. Nach der Deutschen Bank hat nun auch die Credit Agricole im vierten Quartal rund 2,7 Milliarden Euro abschreiben müssen. Unter anderem muss die französische Bank die gut 20-prozentige Beteiligung an dem portugiesischen Banco Espírito Santo um 267 Millionen Euro wertberichtigen. Das schockt Anleger wie schon bei der Deutschen Bank jedoch nicht, die Aktie der Credit Agricole steigt sogar um 2,4 Prozent.

Der Luxusgüterkonzern LVMH hat sich im Schlussquartal 2012 wieder von der teils schwächeren Nachfrage im vergangenen Jahr erholt. Dank des guten Geschäft berichtete LVMH von einem Anstieg des Nettogewinns im gesamten Jahr um 12 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Die Aktie notiert in Paris kaum etwas fester bei 139,05 Euro. Papiere der BT Group verteuern sich in London um 5,5 Prozent, nachdem der britische Telekomkonzern mit guten Ergebnissen aufgewartet hat.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

DJG/thl/ros

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 14:45 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]