Alt 30.01.13, 12:50
Standard Massive Bewegungen bei Einzelwerten
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FRANKFURT--Deutliche Bewegungen in Einzeltiteln, aber kaum in den großen Indizes, so zeigt sich das Geschäft an Europas Börsen am Mittwochmittag. Vor allem ein skandalverdächtiger Kurseinbruch der Saipem-Aktie in Mailand steht im Blick. Daneben werden Dividendenankündigungen gefeiert, so beim gebeutelten Versorger E.ON und bei Skandinaviens Banken. Der Euro steigt ungebremst nach oben, dank einer geringeren Geldnachfrage der Banken bei der EZB.

Unter Erwartung gebliebene Wachstumszahlen aus Spanien und eine enttäuschende Nachfrage nach italienischen Staatsanleihen belasten das Sentiment daher nicht. Analystin Annalisa Piazza von Newedge warnt jedoch davor, dass Italien angesichts der Wahlen im Februar einen Unsicherheitsfaktor in den kommenden Wochen darstelle. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,2 Prozent auf 2.744 Punkte, der DAX um 0,1 Prozent auf 7.837 Zähler. Mit den US-Wachstumszahlen für das vierte Quartal, dem ADP-Beschäftigungsbericht im Dezember und vor allem mit der Fed-Sitzung stehen noch drei Impulsgeber am Mittwoch an.

Die Börsianer setzen darauf, dass die Liquiditätsflut der Zentralbanken anhalten und die Aktienmärkte weiter nach oben treiben wird. "Wir rechnen nicht mit Änderungen der Geldpolitik durch die Fed", sagt Michael Carey von Credit Agricole. Ben Bernanke und weitere Fed-Gouverneure hätten sich in den vergangenen Wochen für die unkonventionellen Maßnahmen zur Stimulierung des Wachstums ausgesprochen. "Sollten das US-Wachstum und der offizielle Arbeitsmarktbericht enttäuschen, dann wird die Fed weiter kräftig Geld drucken und das wird die Börsen weiter befeuern", ist sich ein Händler sicher. Die US-Notenbank kauft derzeit monatlich Anleihen im Volumen von 85 Milliarden Dollar.

Kräftig nach oben geht es daher mit dem Euro. Mit 1,3550 Dollar überspringt er diese Marke zum ersten Male seit 14 Monaten. Gestützt wird die Stimmung auch durch die Entspannung der Eurozone: Europas Banken hatten vergangenen Freitag die Möglichkeit zur frühzeitigen Rückzahlung von Mitteln aus dem Dreijahrestender an die EZB stärker genutzt als erwartet. Zudem wurde ein neuer Tender über drei Monate geringer als erwartet in Anspruch genommen. Lyn Graham-Taylor von der Rabobank sieht dies sehr positiv: Die Banken hätten nicht einfach eine Substituierung vorgenommen. Zudem scheint Deutschland in Europa nachzugeben und Hilfsmaßnahmen auch für Zypern zustimmen zu wollen.

Bei den Einzeltiteln stehen Saipem in Mailand im Blick. Die Aktien des Dienstleisters für die Ölbranche brechen nach einer Gewinnwarnung um 34 Prozent ein. An Saipem ist der italienische Öl- und Gaskonzern Eni mit 43 Prozent beteiligt, für deren Aktie geht es 4,3 Prozent nach unten. Für Aufregung sorgt, dass noch am Vortag durch Bank of America-Merrill Lynch (BoA-ML) 2,3 Prozent oder knapp zehn Millionen Saipem-Aktien zu 30,65 Euro je Aktie platziert worden waren.

Am Abend veröffentlichte Saipem dann eine Gewinnwarnung für 2012 und 2013. "Das ist eine Katastrophe für die Käufer der platzierten Aktien und es ist eine Katastrophe auch für BoA-ML", sagt ein Händler. Die Käufer könnten angesichts der Gewinnwarnung und ihrer damit verbundenen Verluste nun auf eine Rückabwicklung des Geschäfts dringen, vermutet der Händler. Bei BoA-ML in London war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Auch Aktien von Imperial Tobacco werden von der Gewinnwarnung des Tabakkonzerns für das erste Halbjahr belastet. Die Aktien fallen fast 5 Prozent auf 2.345 Pence. "Vor allem der zunehmende Zigarettenschmuggel in Europa macht den Herstellern schwer zu schaffen, darunter leiden die Absätze", sagt ein Marktteilnehmer. Angesichts der trüben konjunkturellen Lage in vielen Ländern Europas und immer enger geschnallter Gürtel griffen viele Raucher vermehrt zu billiger, aber illegaler Ware.

Kräftig erholt zeigt sich dagegen die Aktie des deutschen Versorgers E.ON. Die Aktien stiegen kurzfristig über vier Prozent und liegen aktuell 1,2 Prozent im Plus bei 13,48 Euro. E.ON will für 2012 eine Dividende von 1,10 Euro zahlen, der Markt ging nur von 0,85 Cent aus. Die Freude wurde allerdings getrübt durch die Ansage, für die kommenden Jahre keine konkrete Dividendenaussage mehr machen zu wollen.

Die Aktie der Deutschen Bank steigt um 1,1 Prozent auf 37,31 Euro. Laut der Financial Times will die Europäische Kommission die Pläne zur Trennung des Investmentgeschäfts von den restlichen Bankaktivitäten abschwächen. Der Bankensektor, der durch seine Kreditvergabe die Realwirtschaft stärke, soll nicht derart eingeschränkt werden. "Starke Zahlen" macht ein Händler mit Blick auf die skandinavischen Banken Nordea und Swedbank aus. Beide haben zudem die Dividende kräftig angehoben. Nordea steigen über 2 Prozent, Swedbank sogar über 8 Prozent. Europas Bank-Sektor liegt mit 0,2 Prozent daher nur moderat im Minus.

H&M-Aktien geben nach Zahlen 2,6 Prozent nach. Für Anne Critchlow, Analystin bei der Societe Generale, sind die Zahlen der Modekette eine Enttäuschung. Im vierten Quartal liege der operative Gewinn unterhalb der Markterwartung. Dagegen seien die operativen Kosten stärker gestiegen. Zugleich sei der Start in das neue Jahr schwach ausgefallen. Händler sehen danach klare Umschichtungen in die Aktien des spanischen Konkurrenten Inditex, der die Modekette Zara betreibt. Inditex-Titel legen 1,9 Prozent zu.

Trotz leicht über den Erwartungen liegenden Geschäftszahlen verliert die Roche-Aktie 1,7 Prozent auf 197,90 Franken. "Sowohl im Pharmageschäft als auch in der Diagnostik sind die Umsätze und der operative Gewinn einen Tick besser als erwartet", heißt es von einem Händler.

Das TexDAX-Unternehmen Qiagen hat für das vierte Quartal gute Zahlen vorgelegt. "Sowohl Umsatz wie auch Ertrag liegen oberhalb der Schätzung", so Peter Welford, Analyst bei Jefferies. Das organische Wachstum in einer Größenordnung von zwei Prozent wurde im Ergebnis durch eine niedrige Steuerquote gestützt. Die Aktie gewinnt 4,5 Prozent.

DJG/mod/raz

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