Alt 15.04.12, 16:11
Standard So tickt die Börse: Reizthema ESM Rettungsfonds
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Beinahe täglich werde ich derzeit von Lesern nach meiner Meinung zum ESM befragt, dem europäischen Rettungsfonds, der ab Juli den EFSF als Rettungsfonds für überschuldete europäische Staaten ablösen soll und derzeit mit 700 Mrd. Euro ausgestattet werden soll. Schaffen wir uns dort ein Monster, das wir anschließend nicht mehr beherrschen können? Ist dies das Ende der Demokratie?

Bei den Tonnen von Dokumenten, die ich inzwischen gesichtet habe, habe ich überwiegend den Eindruck, dass die Angst vor der neu zu schaffenden Institution die treibende Kraft der Kritik ist. Bei einigen anderen Kritikern würde ich reine politische Taktik unterstellen. Um mir eine eigene Meinung zu bilden, die ich hier im Heibel-Ticker vertreten kann, blieb mir nichts anderes übrig, als mich selber durch den Vertragstext zu kämpfen.

Bei meiner Analyse sind am Ende auch ein paar bedenkliche Kritikpunkte übriggeblieben, die ich Ihnen nun erläutern möchte.

Wir müssen zwischen zwei Gesichtspunkten unterscheiden: Zum einen das finanzpolitische Ziel des ESM, die Stabilität im Euroraum zu gewährleisten und instabilen Ländern zu helfen, auch wenn einzelne Euroländer nicht gerne helfen würden und zum anderen den Weg, um dieses Ziel mit den verschiedenen Grundgesetzen und Verfassungen der einzelnen Euroländer zu erreichen.

Das Ziel wird vielfach kritisiert. Überschuldete Euroländer sollen dem Willen der Kritiker zufolge ihre Suppe selber auslöffeln. Doch auch wenn wir in Deutschland es nicht wahrhaben wollen, einer der großen Vorteile Europas auf den internationalen Finanzmärkten ist eben genau die Solidarität, die wir Euroländer füreinander aufbringen, um Euroland in seiner heutigen Form zu erhalten. Nur so können auch die Club-Med Länder in den Genuss der günstigen Zinsen kommen, und nur damit können die Club-Med Länder mittelfristig einen gesunden Wachstumspfad einschlagen, damit sie auch unseren Wirtschaftsraum vergrößern helfen.

Ob Griechenland, Portugal, Spanien, Irland oder gar Italien, die „Angriffe“ der Spekulanten gegen die jeweiligen Staatsanleihen wurden aus zwei Gründen gefahren: Zum einen, weil die Länder überschuldet sind und zum anderen, weil die Handlungsfähigkeit und der Handlungswille der EU getestet werden konnte.

Die Überschuldung der Länder ist Sache der einzelnen Länder. Doch wenn wir füreinander einstehen sollen, dann müssen die Länder sich an bestimmte Mindestregelungen halten, wie beispielsweise die Schuldenbremse. So wurde zeitgleich mit dem ESM auch die Schuldenbremse diskutiert, und sämtliche Euroländer haben bereits den politischen Willen bekundet, die Schuldenbremsen einzuführen.

Nachdem ein Euroland die Schuldenbremse nicht einhält und bevor der ESM eingreifen muss, gibt es eine Reihe von Eingriffsmöglichkeiten für die EU. Ein erster Schritt in Richtung Fiskalunion. Und für ESM-Hilfen muss das überschuldete Euroland tiefgreifende Eingriffe in die eigene Geldpolitik zulassen, ein weiterer Schritt in Richtung Fiskalunion.

Lehnen wir uns einmal zurück und schauen wir uns den Stand der EU einmal an: Seit 1992 gibt es die Kritik an der Euro-Einführung: Eine Währungsunion ohne Fiskalunion (gemeinsame Wirtschaftspolitik) sei zum Scheitern verurteilt. Und ja, derzeit sieht es danach aus, als behielten die Kritiker Recht.

Doch wie soll die Fiskalunion aussehen? Wollen wir aus unserem Wirtschaftsministerium einen zahnlosen Tiger wie die Bundesbank machen, die hinter der EZB Kapitän zum Steuermann oder gar zum Schiffsjungen degradiert wurde? Wollen wir die Fiskalpolitik (Steuereintreibung, Subventionen, ...) nach Brüssel delegieren? Ich für meinen Teil bin bei aller Europa-Begeisterung dazu nun doch nicht bereit.

Also können wir Europa nicht nach dem Vorbild bestehender Staaten bauen, auch nicht nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika. Wir wollen ja ein Europa mit mündigen Nationalstaaten und gleichzeitig mit der Sicherheit eines 400 Millionen Volkes.

So begibt sich die Politik auf Neuland und bildet den ESM in Teilen als europäische kleine Schwester des weltweit agierenden IWF, doch mit einigen Sonderrechten, die zunächst einmal stutzig machen.

So darf der ESM das Nachschießen von Mitteln bei den Mitgliedsstaaten einfordern, wenn der ESM dies für notwendig erachtet. Der ESM kann also, wenn er will, theoretisch unbegrenzt Mittel einfordern. Und wenn andere Mitglieds-staaten nicht zahlen, dann erhöht sich die Zahlungspflicht der verbleibenden Mitgliedsstaaten entsprechend. Klar, dass wir Deutsche derzeit darin die Gefahr sehen, dass wir zuletzt ganz Europa finanzieren müssen.

Dagegen kann sich Deutschland nicht wehren, denn der ESM kann nicht verklagt werden, die Politik kann auch keinen Einfluss auf die Entscheidungen im ESM nehmen. Der ESM ist, einmal geschaffen, ein Monster, das uns alle in den Abgrund reißen kann.

Doch ist diese Gefahr real? Ich glaube nein. Länder, die nicht zahlen, dürfen im ESM auch nicht mehr abstimmen. Und so wird die Entscheidung stets bei denen liegen, die noch zahlen können. Es hilft, sich einmal die Zusammensetzung des ESM anzuschauen.

Jedes Land entsendet einen Gouverneur in den ESM, der entsprechend einer Kennziffer, die grob gesagt aus der Wirtschaftskraft eines Landes errechnet wird, Stimmgewicht hat. Wesentliche Entscheidungen müssen mindestens mit 85% Mehrheit gefasst werden, und Deutschland hat heute ein Gewicht von 27%. Gegen den Willen unseres Gouverneurs geht also gar nichts.

Doch der theoretischen Möglichkeit der unbegrenzten Nachschusspflicht für das deutsche Volk erwächst die Notwendigkeit, den ESM in Deutschland mit einer breiten Mehrheit aus dem Volke zu untermauern. Derzeit versucht die CDU einen Alleingang. Die Kritik aus der FDP wird durch eine Partnerschaft mit der SPD in diesem Punkt übergangen. Wir kommen somit zum zweiten Punkt, zum Weg zum ESM.

Die europäische Einigung ist alles andere als ein harmonischer Prozess. Jedes Land verfolgt eigene Interessen im Einigungsprozess und will sich hier und da ein paar Vorteile, kulturelle Eigenarten oder ähnliches sichern. Bis heute konnte man sich nicht auf eine europäische Verfassung einigen und arbeitet daher behelfsweise auf der Basis der Verträge von Lissabon.

Diese Basis ist ein kleinster Nenner, den die Politik umsetzen konnte, ohne die breite Zustimmung der Völker einzuholen. Und dieses dünne Brett führt bei jeder Gelegenheit zu weiterer Kritik des Volkes am europäischen Einigungsprozess, so auch bei der Schaffung des ESM.

Stellen Sie sich einmal vor das Volk stünde voll und ganz hinter Europa, man würde natürlich sämtliche Schritte, die der Einigung helfen, von der Regierung erwarten und unterstützen. Doch das ist nicht der Fall, und so wird jede größere Entscheidung wieder zum Anlass genommen, nach einem Volksentscheid zu rufen, oder zumindest nach größer parlamentarischer Beteiligung.

In dem Wust an verschiedenen Interessen gibt es also derzeit einen Punkt, der auch in meinen Augen kritikwürdig ist: Die fehlende breite Unterstützung für den ESM, eine fehlende Volksabstimmung oder breitere parlamentarische Beteiligung.

Derweil nimmt der Druck auf Italien und Spanien wieder zu. Nachdem Europa im Dezember unter Leitung von Angela Merkel Einigkeit und Handlungswillen demonstriert hat, haben sich die Märkte beruhigt. Nun kommt es zur Umsetzung der damals beschlossenen Schritte, und parallel zur aufkommenden Kritik geraten auch die Finanzmärkte wieder unter Druck. Italien hat eine grottenschlechte Staatsanleihenauktion vor zehn Tagen hingelegt. Spanien ruft um Hilfe bei der EZB und spricht von der Grenze der Leistungsfähigkeit. Die Renditen schnellen schon wieder in die Höhe.

Die fehlende Fiskalunion ist seit 1992 bekannt. Und doch haben es Generationen von Politikern nicht geschafft, diesen Fehler auszubügeln. Wenn Sie sich anschauen, zu welchem Zeitpunkt sinnvolle Entscheidungen aus Berlin und Brüssel getroffen wurden, dann werden Sie vielleicht auch zu der Überzeugung kommen, dass ohne Chaos keine tiefgreifenden Änderungen möglich sind.

So nehme ich an, dass wir wieder ein wenig mehr Chaos bekommen und dass der ESM gleichzeitig verteufelt und vielleicht sogar vor das Verfassungsgericht gezerrt wird. Doch vielleicht ist dies eine Situation, in der die europäische Union vorangetrieben wird ohne die Zustimmung des Volkes, ohne die Zustimmung des Parlamentes. Vielleicht wird man in zehn Jahren Angela Merkel große Führungsqualitäten bescheinigen während wir heute nur auf die Verfahrensfehler hinweisen.

Vielleicht aber wird es sich herausstellen, dass nur zusammenwächst was zusammengehört, und Europa gehört eben noch nicht zusammen. Wenn dem so ist, dann wird Europa ohnehin im Chaos enden. So einfach lässt sich nun der Rückwärtsgang nicht mehr einlegen.

Warum also nicht mit voller Kraft voraus und das Risiko eingehen, dass das Verfassungsgericht anschließend Nachbesserungen einfordert, die man dann eben noch einbindet – nachträglich, während der Einigungsprozess in vielen europäischen Ländern ungebremst fortschreitet. Die Finanzmärkte lassen keine Bremse mehr zu.

Meine Kritik würde ich also anders formulieren: Dem ESM fehlt die Basis einer europäischen Verfassung. Europäische Völker, nicht nur wir Deutschen, fühlen sich in den europäischen Einigungsprozess nicht eingebunden. Ein durchs Hintertürchen abgeschlossener Staatsvertrag von Lissabon kann nicht die Basis für ein vereintes Europa sein, die Europäer sind sich über ihre Rechte und Pflichten nicht einig.

Es ist eine Kritik, die Europa letztlich zum Scheitern bringen kann. Doch aus pragmatischer Sicht und als überzeugter Europäer würde ich nicht den ESM zum Vehikel nehmen, diesen Malus nun anzuprangern. Das würde zum vorzeitigen Ende Europas führen.

Schauen wir einmal, wie sich die einzelnen Indizes diese Woche entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES: (12.04.2012) | DIFF

Dow Jones: 12.987 | -0,7%
DAX: 6.743 | -0,6%
Nikkei: 9.638 | -1,3%
Euro/US-Dollar: 1,307 | -0,6%
Euro/Yen: 105,7635 | -2,2%
10-Jahres-US-Anleihe: 1,99% | -0,3
Umlaufrendite Dt: 1,42% | -0,1
Feinunze Gold USD: $1.667,10 | 2,7%
Fass Brent Öl USD: $121,46 | -1,5%
Kupfer in US$/to: 7.990 | -4,8%
Baltic Dry Shipping I: 960 | 3,7%



SORGEN ÜBER CHINA

China wächst „nur“ noch mit 8,1%. Erwartet wurde ein Wachstum von 8,4%, im Vorjahr waren es noch 8,9%. Eine Bruchlandung der Wirtschaft in China wird nun befürchtet, dabei ist die Ziffer in meinen Augen eher ein Beweis für den Erfolg der restriktiven Geldpolitik Chinas und darüber hinaus das Signal, nun wieder die Zügel zu lockern. Ich habe mich also über die „schlechtere“ Wachstumsziffer gefreut, denn ich möchte endlich weitere geldpolitische Lockerungen in China sehen.

An den Märkten wurde überwiegend negativ auf die Zahl reagiert, da man Angst hat, China könnte zu stark ausgebremst haben und nun folgt eine Bruchlandung der Wirtschaft, was die Weltkonjunktur in Mitleidenschaft ziehen würde.

Ich nehme an, dass China nunmehr so lange als Grund zur Sorge herangezogen wird, wie das Wachstum unter 9% verbleibt. Meiner optimistischen Erwartung zufolge sollten Lockerungsmaßnahmen dazu führen, dass zum Ende des Jahres wieder Wachstumsraten nördlich der 9% erreich werden. Bleibt das aus, dann haben wir tatsächlich Probleme. Sinkt das Wachstum in den kommenden Monaten weiter ab, dann werde auch ich besorgt.

Doch bis dahin bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass China die Abkühlung der eigenen Wirtschaft gut im Griff hat.

Schauen wir einmal, wie sich die Stimmung unter Anlegern und Analysten entwickelt:

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
23.03.- 30.03. (229): 46% / 18%
30.03.- 05.04. (153): 47% / 12%
05.04.- 13.04. (159): 49% / 15%

Kaufempfehlungen der Analysten
Danone, BASF, Cisco

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Nokia, Carrefour, Unilever

Privatanleger
13. KW: 70% Bullen (193 Stimmen)
14. KW: 65% Bullen (177 Stimmen)
15. KW: 66% Bullen (183 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Commerzbank, Electricite de France, SGL Carbon

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Supervalue, Coca Cola, CFAO


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


Hui, die Stimmung bleibt verhältnismäßig negativ. Die Bären kommen aus ihren Höhlen und nisten sich so langsam auf dem Börsenparkett ein.

TOP-ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

Firma | Analyse vom | Kurs | Ziel | Upside

SKY Dtl. | 12.04. | 2,01€ | 4,25€ | 111,44%
RHÖN-KLINIK | 13.04. | 13,95€ | 22,00€ | 57,71%
PORSCHE | 10.04. | 42,70€ | 66,00€ | 54,57%
BAUER AG | 13.04. | 19,80€ | 28,00€ | 41,41%
LUFTHANSA | 13.04. | 9,96€ | 14,00€ | 40,56%
Gigaset | 10.04. | 2,28€ | 3,20€ | 40,35%
CELESIO AG | 13.04. | 12,83€ | 18,00€ | 40,30%
VOLKSWAGEN | 13.04. | 129,06€ | 180,00€ | 39,47%
KLOECKNER | 12.04. | 10,14€ | 14,00€ | 38,07%
LANXESS AG | 11.04. | 58,61€ | 80,00€ | 36,50%



Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.

GOOGLE HEBT STRATEGIE ÜBER ZAHLEN

Gestern Abend hat Google seine Zahlen vorgelegt. Der Umsatz ist stärker angewachsen als erwartet, doch der Gewinn blieb hinter den Erwartungen zurück. Grund: Margenverfall bei der Klickwerbung. Der durchschnittliche Klickpreis ging um 12% zurück. Für ein Wachstumsunternehmen ist das nicht hinnehmbar, es sei denn, es gibt nachvollziehbare Gründe dafür.

Doch diese Gründe lieferte Google nicht. Man verlor sich in einer berauschenden Präsentation der Zukunftsstrategie, es wurde auf die Vorteile von gründergeführten Unternehmen verwiesen und gab einen Aktiensplitt im Verhältnis von 1:2 bekannt, wobei die neuen Aktien kein Stimmrecht erhalten werden.

Die neuen Aktien sollen die Machtbasis des Gründerpaares sichern, Akquisitionen sollen künftig mit stimmrechtslosen Vorzugsaktien erfolgen.

Google hat ein KGV von 11, und alles, was ich gehört habe, hat mich überzeugt. Bei einem KGV von inzwischen nur noch 11 kann man eigentlich nichts kritisieren, schon gar nicht bei einer erwarteten Wachstumsrate von 17% in den nächsten fünf Jahren! Die Aktie ist billig.

Doch es fehlten mir genauere Angaben über die eingeschlagene Strategie. Insbesondere Aussagen über die Art und Weise, wie Motorola in den Konzern eingebunden werden soll, das Unternehmen wurde kürzlich gekauft.

Und auch wie die Strategie für das mobile Internet aussieht. Eine entsprechende Frage in der anschließenden Analystenkonferenz wurde wie folgt beantwortet: Wir wollen Android weiter verbreiten, damit wir eine breite Plattform für unser mobiles Internet haben und darüber Werbung ausliefern können.

Doch die Werbung über das Mobilfunknetz hat wesentlich kleinere Gewinnmargen als die heutige AdWords-Werbung. Mich würde interessieren, wie die Mobilfunkwerbung im Bereich von AdWords kanibalisiert werden soll, in welchem Zeitraum hier ein wesentlicher Umstieg auf das Mobilfunknetz erfolgen soll. Doch darüber wurde nichts gesagt.

Ist der rückläufige Klickpreis bereits die Folge der Mobilfunkstrategie von Google? Keine Antwort.

Google setzt alles auf das mobile Internet, das wurde mehrfach in der Analystenkonferenz betont. Doch wenn es ums Detail ging, verwies man darauf, dass auch die Integration von YouTube Jahre gedauert habe, bis heute endlich Geld abgeworfen wird. Und um sich nicht die Macht nehmen zu lassen, hat Google nun für weitere Übernahmen Vorzugsaktien geschaffen. Das Gründerpaar wird also unbehelligt agieren können. Hoffen wir, dass sie weiterhin ein gutes Händchen haben.

FACEBOOK: 1 MRD. USD FÜR 13 PERSONEN

Facebook hat Instagram für eine Milliarde US-Dollar gekauft. Instagram beschäftigt 13 Mitarbeiter und bietet einen Photo-Dienst an, über den man seine Photos mit der ganzen Welt teilen kann – ein soziales Photonetz sozusagen.

Eine Milliarde US-Dollar für dreizehn Mitarbeiter. Hier sehen wir, dass Facebook heute schon, also deutlich vor seinem Börsengang, im Geld schwimmt und sich das zukaufen kann, was ihm gefällt. Ist hier eine Blase in der Entstehung? Ich kann es mir gut vorstellen. Sollten Sie daher die Finger von Facebook und anderen Aktien der sozialen Netze lassen? Nein, noch nicht – lassen Sie die Blase ruhig noch etwas größer werden.

AOL: 1 MRD. USD FÜR 800 PATENTE

AOL ist inzwischen nur noch 1,7 Mrd. USD wert gewesen, da kauft Microsoft aus heiterem Himmel dem Unternehmen 800 Patente für eine Mrd. USD ab. Ein „immaterieller“ Wert, der in der Unternehmensbewertung von AOL nicht im geringsten berücksichtigt wurde. Über Nacht sprang AOL auf eine Marktkapitalisierung von 2,5 Mrd. USD.

Google kauft Motorola und schert sich kaum um dessen Hardwaregeschäft. Facebook kauft Instagram und schert sich kaum um deren dünne Personaldecke. Microsoft kauft gleich nur noch direkt die Patente. Was geht da vor?

Wenn wir uns dann die Meldungen anschauen, dann stellen wir fest, wie viele Klagen weltweit anhängig sind. Jeder verklagt jeden, könnte man meinen, selbst seinen Kunden und seine treuesten Lieferanten. Wer verklagt wird, holt in jedem Fall zum Gegenschlag aus und klagt zurück. Meist enden die Klagen dann mit einem Vergleich. Vereinfacht gesagt könnte ich mir vorstellen, dass die Parteien sich wie folgt einigen: Du hast fünf Kilo relevante Patente, ich habe 7 Kilo, also musst Du mir ein paar hundert Millionen überweisen. Wer blickt sonst denn noch durch das Patentgewirr hindurch?

Patentklagen sind inzwischen ein maßgeblicher Teil der Geschäftspolitik, und ich fürchte, dass dieser Teil weiter anwächst.

Keine Ahnung, wie wir Privatanleger von diesem Trend profitieren können, doch zeigt das Beispiel von AOL, dass einige alte Internetdinosaurier durchaus noch Patente halten, die einiges wert sein könnten. Ich denke da insbesondere an Yahoo!, die seit Jahren keine vernünftige Strategie mehr auf die Beine stellen. Irgendwann wird bei Yahoo! nicht mehr das Geschäft bewertet, sondern die Patente.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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