Alt 13.06.19, 22:10
Standard Zinsfantasie stützt trotz geopolitischer Sorgen
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NEW YORK (Dow Jones)--Zwischen Zinsfantasie und geopolitischen Spannungen hat sich die Wall Street am Donnerstag bewegt. Am Ende reichte es für ein Plus. Die Aussicht auf eine baldige Zinssenkung in den USA sorgte für steigende Kurse. Genährt wurden die Hoffnungen durch die jüngsten schwächeren US-Inflationsdaten. Zumindest Signale einer baldigen Senkung könnten bereits bei der Leitzinsentscheidung der Fed kommende Woche gesendet werden.

Als neuer Risikofaktor entpuppten sich dagegen Berichte über Angriffe auf zwei Öltanker im Golf von Oman. Vor allem mit Aussagen von US-Außenminister Mike Pompeo gaben die Aktienkurse vorübergehend einen Teil ihrer Gewinne ab. Pompeo beschuldigte den Iran, die Attacken durchgeführt zu haben. "Es ist die Einschätzung der USA, dass die Islamische Republik für die Angriffe verantwortlich ist", sagte er. Dies weckte die Sorge vor einer Eskalation des US-iranischen Konflikts. Der Iran wies die Vorwürfe zurück.

Daneben kam wieder vage Hoffnung im US-chinesischen Handelskonflikt auf, weil US-Präsident Donald Trump am späten Vortag gesagt hatte, er habe das Gefühl, dass eine Vereinbarung erreichbar sei. Es gebe keine Deadline für neue Zölle auf chinesische Waren.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,4 Prozent auf 26.107 Punkte. Der S&P-500 stieg um ebenfalls um 0,4 Prozent, der Nasdaq-Composite kletterte um 0,6 Prozent nach oben. Den 2.112 (Mittwoch: 1.357) Kursgewinnern standen 838 (1.597) Kursverlierer gegenüber. Unverändert schlossen 84 (69) Titel.

Im Fokus stand der Energie-Sektor mit den sprunghaft gestiegenen Ölpreisen. Der Sektor war wegen der Vorfälle im Golf von Oman mit einem Plus von 1,3 Prozent im S&P-500 einer der größten Gewinner. Zudem hat die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ihre Prognose für die globale Nachfrage bei Rohöl leicht auf 1,14 Millionen Barrel pro Tag gesenkt, wie aus dem monatlichen Ölmarktbericht des Kartells hervorgeht. Indessen sind im April die Öllagerbestände in den OECD-Ländern um 25 Millionen Barrel gestiegen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg zum Settlement um 2,2 Prozent auf 52,28 Dollar, für Brent ging es um 2,3 Prozent auf 61,32 Dollar nach oben.

Die veröffentlichten US-Konjunkturdaten hatten kaum Einfluss auf das Geschehen, doch deuteten die im Mai gesunkenen Importpreise einmal mehr auf einen schwachen Preisauftrieb in den USA hin, was der Notenbank Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik verschafft.

Pfund mit steigenden Johnson-Chancen wechselhaft

Am Devisenmarkt zeigte sich das britische Pfund volatil, nachdem in der ersten Runde zur Wahl des neuen Tory-Vorsitzenden Boris Johnson gesiegt hat. Rabobank-Währungsstrategin Jane Foley erklärt den kleinen Anstieg des Pfunds mit dem erwarteten Sieg von Johnson und seiner jüngsten Aussage, dass er "keinen Brexit ohne Deal wolle". Später gab die britische Devise wieder nach. Cityindex sieht das Aufwärtspotenzial im Pfund nach oben gedeckelt. Sollte Johnson sich sogar vermehrt für einen harten Brexit stark machen, könnte das Pfund Richtung 1,20 Dollar gedrückt werden. Aktuell geht es mit 1,2676 Dollar um.

Derweil legte der Franken zum Euro zu, nachdem die Schweizer Nationalbank (SNB) die Zinsen zwar wie erwartet unverändert gelassen hat, zugleich aber die Prognose für die weiter schwache Inflation erhöhte. Außerdem sprach sie davon, dass die Konjunktur Fahrt aufgenommen habe. Zugleich betonte sie abermals die Notwendigkeit von Interventionen, um einem zu starken Franken vorzubeugen. Der Euro fiel von Ständen um 1,1244 vor den Aussagen auf aktuell 1,1211 zurück.

Die Vorfälle im Golf von Oman sorgten auch für eine steigende Nachfrage des "sicheren Hafens" Gold. Dazu kommt die Aussicht auf eine baldige Zinssenkung in den USA, hieß es. "Sollte die Fed in der kommenden Woche eine Zinssenkung signalisieren, könnte der Goldpreis über das Niveau von 1.350 Dollar steigen", so Stratege Raffi Boyadjian von XM. Der Preis für die Feinunze erhöhte sich um 0,6 Prozent auf 1.341 Dollar.

Anleihen waren wegen ihres defensiven Charakters, aber auch wegen der Zinssenkungsfantasien gefragt. Steigende Notierungen drückten die Rendite zehnjähriger Papiere um 2 Basispunkte auf 2,10 Prozent.

Disney profitieren von Analystenstimme

Bei den Einzelwerten führten Walt Disney den Dow-Jones-Index mit plus 4,4 Prozent an. Morgan Stanley hat sich äußerst freundlich zu dem neuen Streamingdienst Disney+ geäußert. Der Konzern werde den Dienst rascher voranbringen als einst Netflix, weil der Over-the-Top-Markt heute entwicklter sei als damals. Bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2020 rechnen die Analysten mit einer Abonnentenzahl von 13 Millionen. Morgan Stanley erhöht das Kursziel auf 160 von 135 Dollar. Die Aktie des Konkurrenten Netflix fiel um 0,6 Prozent.

Gesucht waren auch Luftfahrtwerte, denn einige Unternehmen erhöhten die Ticketpreise für Inlands-Flüge. American Airlines stiegen um 6,4 Prozent, United Continental um 4 Prozent und Southwest Airlines um 3,1 Prozent.

Die Aktie von Lululemon kletterte um 2,1 Prozent nach oben. Der Fitnessausrüster übertraf im ersten Quartal mit Gewinn und Umsatz die Analystenschätzungen und sprach zudem von einem weiter zu sehenden "Momentum" in der Branche.

RH (vormals Restoration Hardware) haussierten um knapp 16 Prozent. Die Einzelhandelskette übertraf mit den Ergebnissen für das erste Quartal die Markterwartungen und erhöhte den Ausblick. Zudem wartete RH mit der Nachricht auf, diverse Maßnahmen ergriffen zu haben, um die Auswirkungen des Handelsstreits der USA mit China gering zu halten.

Red Robin Gourmet Burgers rückten um 31,5 Prozent auf 33,48 Dollar vor. Das Investmentunternehmen Vintage Capital will die Restaurantkette übernehmen und bietet 40 Dollar je Aktie.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 13, 2019 16:20 ET (20:20 GMT)

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