Alt 07.06.19, 08:53
Standard Hoffnung auf Einigung mit Mexiko schieb Wall Street an
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Hoffnung auf geldpolitische Unterstützung der darbenden Weltkonjunktur durch die Notenbanken und Fortschritte im Handelskonflikt haben der Wall Street am Donnerstag Auftrieb verliehen. Neben Zinssenkungshoffnungen in den USA hatten Anleger auf die Europäische Zentralbank (EZB) gehofft, doch die lieferte nur bedingt Argumente für den Kauf von Aktien. Immerhin versorgt sie den Markt weiterhin mit günstiger Liquidität, diese wird aber nicht mehr ganz so billig sein wie in der Vergangenheit. Zudem wurden mögliche Zinserhöhungen verschoben. "Die Geldpolitik hat wieder einmal den richtigen Knopf gedrückt und erneuert das Vertrauen der Anleger", sagte Portfolioverwalter Eric Wiegand von U.S. Bank Wealth Management.

Letztlich riss aber ein Bericht, wonach die USA die geplanten Strafzölle gegen Mexiko verschieben könnten, den US-Aktienmarkt aus seiner Lethargie. Während es mit China im Handelsstreit keine Fortschritte zu geben schien, gingen die Gespräche mit Mexiko immerhin im Tagesverlauf weiter. US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass er eine Entscheidung über zusätzliche Zölle auf chinesische Waren "wahrscheinlich unmittelbar nach dem für Ende Juni geplanten G20-Treffen" treffen werde. Zugleich drohte er erneut in Richtung China. Doch die Mexiko-Schlagzeilen lieferten das, was der Markt hören wollte.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,7 Prozent auf 25.721 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 0,6 bzw. 0,5 Prozent. Den insgesamt 1.811 (Vortag 1.515) Kursgewinnern standen an der Nyse 1.152 (554) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 81 (63) Titel. Der Dow verbuchte den dritten Gewinntag in Folge. Die Konjunkturdaten lieferten kaum Impulse. Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten waren etwas schwächer als gedacht ausgefallen, lieferten aber kaum verwertbare Hinweise für den Arbeitsmarktbericht am Freitag, der mit Spannung erwartet wurde.

Euro legt nach EZB-Aussagen zu - Ölpreise stabilisiert

Der Euro zog mit den Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi zur europäischen Geldpolitik deutlich an. Marktteilnehmer hatten von der EZB eine größere Entschlossenheit erwartet, der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums entgegenzuwirken. "Angesichts der Forderungen, mehr zu tun, scheint die EZB ein wenig zu verhalten zu agieren. Anstatt eine Zinserhöhung vom Tisch zu nehmen, wird beschlossen, die erste Zinserhöhung einfach weiter nach hinten zu schieben", sagte Chefmarktanalyst Neil Wilson vom Markets.com. Der Euro schoss mit den falkenhaft interpretierten Draghi-Kommentaren bis auf das Tageshoch von 1,1309 Dollar empor von Wechselkursen um 1,1227 Dollar zuvor. Zuletzt kam die Gemeinschaftswährung auf 1,1274 Dollar zurück.

Die US-Rentennotierungen gaben ihre zwischenzeitlichen Aufschläge mit den Mexiko-Schlagzeilen wieder ab. Die Sorgen über die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und Mexiko hätten deutlich nachgelassen, hieß es. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel im späten Geschäft nur noch um 0,5 Basispunkt auf 2,13 Prozent, temporär waren die Marktzinsen bis auf 2,09 Prozent gesunken.

Der Goldpreis baute seine längste Aufwärtsphase seit rund 18 Monaten mit dem nachgebenden Dollar weiter aus. Die Feinunze verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1.333 Dollar. Das übergeordnete Thema Zinssenkung liefere den Haupttreiber für das Edelmetall, hieß es.

Die Ölpreise stabilisierten sich zunächst vom Einbruch des Vortages, zogen dann aber mit den Mexiko-Schlagzeilen mächtig an. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 1,7 Prozent auf 52,59 Dollar, für Nordseeöl der Sorte Brent ging es um 1,9 Prozent auf 61,67 Dollar nach oben. Im elektronischen Handel zogen die Preise dann weiter an. Ohne die baldigen Mexiko-Zölle seien die Nachfragezweifel zwar nicht ausgeräumt worden, aber spürbar zurückgegangen, hieß es.

Geplante Fusion zwischen Fiat Chrysler und Renault geplatzt

Mit der Ölpreisrally setzten sich Energiewerte an die Spitze des Tableaus. Ihr Sektor gewann 1,8 Prozent. Unter den Unternehmensnachrichten stand die geplatzte Fusion zwischen Fiat Chrysler und Renault im Fokus. Der italienisch-amerikanische Automobilkonzern hatte seine Übernahmeofferte für Renault überraschend zurückgezogen. Die Aktie von Fiat Chrysler stieg mit dem anziehenden Gesamtmarkt um 0,8 Prozent.

Die Aktien von Stitch Fix schossen um 14,7 Prozent nach oben. Der Online-Dienst, der im Abo Bekleidung für seine Kunden individuell zusammenstellt und liefert, gewann im dritten Geschäftsquartal mehr Kunden, die zudem mehr ausgaben. In der Folge steigerte Stitch Fix Umsatz und Gewinn stärker als erwartet und traute sich für das Geschäftsjahr mehr zu.

Der Lebensmittelkonzern J.M. Smucker berichtete von einer insgesamt niedrigeren Nettopreisweitergabe in der abgelaufenen Periode. Allerdings befeuerte die schwache Preisentwicklung das Absatzvolumen. Smucker verdiente dennoch mehr als gedacht, verfehlte jedoch die Erlöserwartungen. Im Handel wurde auch auf das schwache Geschäft mit Tierfutter verwiesen. Die Aktie verlor 2,3 Prozent.

Michaels Companies stürzten um 12,4 Prozent ab. Der Kunst- und Bastelhändler enttäuschte mit seinen Geschäftszahlen und seinem gesenkten Ausblick. Die Papiere des Wohnkultur-Einzelhändlers Kirkland's brachen nach sehr schwachen Geschäftszahlen um 50,4 Prozent ein.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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June 06, 2019 16:16 ET (20:16 GMT)

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