Alt 04.06.19, 21:54
Standard Zinssenkungsfantasie sorgt für Rally an der Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones)--Gestiegene Erwartungen an eine baldige Zinssenkung in den USA haben am Dienstag an der Wall Street für kräftige Gewinne gesorgt. Die schwelenden Handelskonflikte haben bereits stark auf das globale Wachstum gedrückt und befeuerten so Spekulationen über eine baldige Zinssenkung durch die US-Notenbank. Der Markt erwartet mittlerweile mit einer Wahrscheinlichkeit von über 60 Prozent eine erste Leitzinssenkung bereits im Juli. Laut James Bullard, Fed-Präsident von Saint Louis, könnte ein solcher Schritt schon bald angebracht sein.

Auch Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell wurden vom Markt dahingehend interpretiert. Die US-Notenbank beobachtet demnach die Entwicklung des Handelsstreits genau und steht falls nötig bereit, für ein stetiges Wirtschaftswachstum zu sorgen. "Wir wissen nicht, wie oder wann diese Handelsprobleme beigelegt werden", sagte Powell laut Redetext bei einer Konferenz, die der langfristigen Strategie der Fed gewidmet ist. Er fügte hinzu: "Wir beobachten genau die Implikationen dieser Entwicklungen für den US-Konjunkturausblick und stehen wie immer bereit, das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten."

Im Konflikt zwischen Mexiko und den USA mit der faktischen Aufkündigung des gerade erst geschlossenen Freihandelsabkommens zwischen Mexiko, Kanada und den USA durch US-Präsident Donald Trump setzt die Regierung in Mexiko zwar auf Verhandlungen, droht allerdings zugleich auch mit Gegenmaßnahmen. Insofern macht eine Eskalation des Streits Zinssenkungen noch wahrscheinlicher. "Wenn es auf der Wachstumsseite Anzeichen gibt, dass die Wirtschaftstätigkeit aufgrund der Unsicherheiten zu ersticken droht, dann denke ich, dass es eine Reaktion geben wird", sagte Alicia Levine, Chefstrategin bei BNY Mellon Investment Management mit Blick auf die US-Notenbank.

Der Dow-Jones-Index legte um 2,1 Prozent auf 25.332 Punkte zu und schloss damit nur knapp unter seinem Tageshoch. Der S&P-500 erhöhte sich um 2,1 Prozent und der Nasdaq-Composite schloss mit einem Plus von 2,6 Prozent. Dort waren die Kurse am Vortag gegen den übergeordneten Trend um 1,6 Prozent abgestürzt. Die US-Regulierungsbehörden nehmen die Technologie-Konzerne in den USA stärker unter Beobachtung. Es deutet sich damit ein Ende der lockeren Überwachung von Google, Facebook & Co an. Den insgesamt 2.403 (Montag: 1.936) Kursgewinnern standen an der Nyse 588 (1.041) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 53 (79) Titel.

Die sogenannten FAANG-Aktien erholten sich etwas von den starken Vortagesverlusten. Für die Facebook-Aktie ging es um 2,0 Prozent nach oben. Zu Wochenbeginn waren die Titel um 7,5 Prozent eingebrochen. Die Papiere der Google-Mutter Alphabet gewannen 1,5 Prozent, Apple legten um 3,7 Prozent zu. Die FAANG-Aktien hatten am Montag fast 140 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verbrannt.

Die veröffentlichten US-Konjunkturdaten spielten nur eine untergeordnete Rolle. Der Auftragseingang der US-Industrie ist im April zwar gesunken, aber nicht so deutlich wie erwartet.

Renditen mit kräftiger Erholung

Am US-Rentenmarkt spielten Zinssenkungsfantasien offenbar keine große Rolle, denn die Notierungen gaben deutlich nach. Händler verwiesen auf die steigenden Aktienkurse. Allerdings waren die Renditen in den Wochen zuvor bereits deutlich gefallen und hatten das Thema Zinssenkung bereits weitgehend eingepreist. Für die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ging es um 4,8 Basispunkte auf 2,12 Prozent nach oben.

Der Dollar zeigte sich kaum verändert, hat gegenüber dem Vortag allerdings etwas an Boden verloren. Der Euro kletterte im späten US-Handel auf 1,1256 Dollar, nachdem er am Vortag bei rund 1,1240 Dollar gelegen hatte. Da die Wirtschaft in den USA noch immer besser laufe als jene in Europa, halte sich der Greenback zwar noch, hieß es. Doch die konkreter werdenden Zinssenkungsspekulationen belasten übergeordnet den Dollar.

Der Goldpreis legte den fünften Handelstag in Folge zu und kletterte auf den höchsten Stand seit Ende Februar. Die Feinunze erhöhte sich zum US-Settlement um 0,1 Prozent auf 1.329 Dollar. Die Aufschläge am Aktienmarkt hätten das Edelmetall nicht belastet, hieß es. Auch das Edelmetall hatte zuletzt von Spekulationen um eine mögliche US-Zinssenkung profitiert. Zudem blieben die Anleger skeptisch, da sich in den Handelsstreits weiterhin keine Lösungen abzeichneten.

Auch am Ölmarkt stiegen die Preise nach den jüngsten Verlusten. Teilnehmer sprachen von einer leichten Erholung nach zuletzt vier Handelstagen mit Abgaben. Der globale Wirtschaftsabschwung befeuert von den anhaltenden Handelsstreitigkeiten lässt die Anleger aber weiter an den Nachfrageprognosen zweifeln, hieß es. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg zum US-Settlement um 0,4 Prozent auf 53,48 Dollar, für Brent ging es um 1,1 Prozent auf 61,97 Dollar nach oben.

Bankenwerte mit Rendite-Erholung gesucht

Zu den Gewinnern zählten unter anderem die Finanzwerte. Hintergrund war die kräftige Erholung der Renditen. Für den Sektor im S&P-500 ging es um 3,6 Prozent nach oben. Die Rendite zehnjähriger US-Titel hatte am Vortag noch in der Nähe eines Zweijahrestiefs gelegen. Höhere Renditen wirken sich positiv auf die Geschäfte der Banken aus. Bei den Einzelwerten stiegen Citigroup um 5,2 Prozent, Bank of America legten um 4,6 Prozent zu und Wells Fargo kletterten um 2,6 Prozent.

Nach Meldungen über geplante Kooperationen gehörten auch die Aktien der Spielzeughersteller Mattel (plus 11,7 Prozent) und Hasbro (plus 6,2 Prozent) zu den Gewinnern. Mattel verkündete ein internationales Lizenzgeschäft mit Sanrio. Hasbro arbeitet indes mit Wicked Cool Toys zusammen.

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June 04, 2019 16:18 ET (20:18 GMT)

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