Alt 28.05.19, 21:48
Standard Handelsstreit holt Anleger mit Macht wieder ein
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach einem freundlichen Start nach dem langen Memorial -Day-Feiertagswochenende ist die Kauflaune an der Wall Street am Dienstag im Handelsverlauf in Verkäufe umgeschlagen. Laut Marktbeobachtern gewann das Dauerbelastungsthema Handelsstreit wieder die Oberhand, worauf im Späthandel aus Anfangsgewinnen bei den Indizes noch kräftigere Verluste wurden. US-Präsident Donald Trump hatte zum Ende seines Japan-Besuchs gesagt, er sei im Handelsstreit mit China noch nicht bereit zu einer Einigung, auch wenn China einen Deal wolle. Dazu brachte er eine nochmalige und beträchtliche Erhöhung der Zölle auf chinesische Waren ins Spiel.

Der Dow-Jones-Index gab um 0,9 Prozent nach auf 25.348 Punkte. Der S&P-500 büßte 0,8 Prozent ein, der technologielastigere Nasdaq-Composite hielt sich etwas besser und verlor 0,4 Prozent.

Den 1.045 (Freitag: 1.983) Kursgewinnern an der Nyse standen 1.918 (953) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 86 (95) Titel.

Sorgen vor einer neuen neuerlich drohenden Schuldenkrise löste die Entwicklung in Europa und dort insbesondere in Italien aus. Nachdem die rechtsgerichtete populistische Lega aus der Europawahl gestärkt hervorgegangen ist, geht deren Chef und stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini noch mehr auf Konfrontationskurs mit Brüssel, was das Finanzgebaren Italiens betrifft. Damit droht dem schon längst überschuldeten Land ein neues Defizitverfahren.

Viele Anleger suchten daher, aber auch wegen des weiter ungelösten Handelsstreits ihr Heil in sicheren Häfen, allen voran Anleihen und am Devisenmarkt in Yen und Dollar. Die Rendite zehnjähriger US-Schuldtitel sank kräftig um knapp 6 Basispunkte auf 2,26 Prozent. Dass neue Konjunkturdaten aus dem Immobiliensektor und zum Verbrauchervertrauen in den USA besser ausfielen als gedacht, schwelte dagegen eher im Hintergrund.

AMD mit Kurssprung dank neuer Chips

Am Aktienmarkt galt viel Interesse der komplett auf einem Aktientausch im Wert von über 21 Milliarden Dollar basierenden Fusion der beiden Bezahldienstleister Global Payments und Total System Services. Im März hatte bereits FIS für 35 Milliarden Dollar Worldpay gekauft und erst vor wenigen Tagen Nuvei die Übernahme von Safecharge bekannt gegeben. Nach Einschätzung aus dem Handel dürfte sich die Konsolidierung fortsetzen, was eine positive Nachricht für den Sektor sei. Global Payments sanken dennoch zunächst um 3,0 Prozent, während Total System Services um 4,8 Prozent zulegten. Der Kurs des Konkurrenten Paypal kletterte um 1,6 Prozent.

Nach der Vorstellung einer neuen Chip-Serie in Taiwan stiegen Advanced Micro Devices (AMD) um 9,8 Prozent. Der Kurs des Konkurrenten Intel fiel dagegen um über 2 Prozent zurück. Activision Blizzard schnellten um 2,9 Prozent nach oben, nachdem Goldman Sachs die Aktie des Videospieleherstellers zum Kauf empfohlen hatte.

Beyond Meat verteuerten sich um 7,9 Prozent. Der erst seit Kurzem börsennotierte Hersteller von pflanzlichem Fleischersatz will in einer neuen Fabrik auch für den europäischen Markt produzieren. Dazu haben mehrere Analysten die Beobachtung der Aktie aufgenommen: Jefferies und Goldman Sachs starteten Beyond Meat mit "Hold" bzw "Neutral", JP Morgan mit "Overweight".

Die Aktien des Börsenbetreibers Nasdaq wurden davon gestützt, dass dieser am Montag seine Offerte im Wettbieten um die Osloer Börse zurückgezogen hatte. Der Kurs gab lediglich minimal nach.

Die auch in den USA notierten Fiat Chrysler vollzogen den Kurssprung nach, den die Aktie des Automobilkonzerns bereits am Montag in Europa verzeichnete nach der Mitteilung über ein mögliches Zusammengehen mit Renault. Fiat Chrysler gewannen 7,2 Prozent, während Ford und General Motors um 0,5 bzw 0,8 Prozent nachgaben.

Fedex verbilligten sich um knapp 1 Prozent. Der ins Visier der USA geratene umstrittene chinesische Telekomausrüster Huawei prüft, die Geschäftsbeziehungen mit dem Logistikkonzern abzubrechen. Die Chinesen werfen Fedex vor, an Huawei adressierte Sendungen nicht zugestellt, sondern zurückgeschickt zu haben.

Alibaba büßten 0,1 Prozent ein. Berichten zufolge plant der chinesische Internetriese 20 Milliarden Dollar durch einen Börsengang in Hongkong einzunehmen.

Zynga gewannen 1,2 Prozent. Der Browserspieleproduzent hat sein Hauptquartier in San Francisco verkauft und damit einen Gewinn von rund 600 Millionen Dollar erzielt.

Dollar als sicherer Hafen gesucht

Am Ölmarkt tat sich unter dem Strich wenig, die Sorten Brent und WTI tendierten uneinheitlich seitwärts. Dass die US-Sanktionen gegen Iran Wirkung zeigen, weil sich einen Monat nach deren Inkrafttreten nach Angaben Irans fast alle bisherigen Abnehmer von dem Land abgewandt haben, trieb die Preise nicht an; schon eher - zumindest den WTI-Preis -, dass die Zahl der aktiven US-Ölförderstellen zuletzt auf den niedrigsten Stand seit März 2018 gesunken ist.

Am Devisenmarkt zog der als Fluchtwährung in Krisenzeiten traditionell gesuchte Yen etwas an, gab aber im Späthandel einen teil der Gewinne wieder ab. Der Euro gab zum Dollar dagegen nach, wobei der Dollar auch gegenüber anderen Währungen Stärke zeigte. Er profitierte ebenfalls von seinem Ruf als sicherer Hafen. Der Dollar-Index, der Wert des Dollar gegenüber einem Korb von Währungen, legte um 0,3 Prozent zu.

Das in Dollar gehandelte Gold verbilligte sich, gebremst vom festeren Dollar. Die Feinunze büßte knapp 6 auf 1.279 Dollar ein.

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May 28, 2019 16:15 ET (20:15 GMT)

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