Alt 13.12.19, 22:41
Standard Ersehntes Handelsabkommen entfacht nur noch Strohfeuer
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NEW YORK (Dow Jones)--Nur noch für ein Strohfeuer hat am Freitag die Nachricht an der Wall Street gesorgt, dass sich die USA und China auf ein sogenanntes Phase-1-Abkommen zur Beilegung des Handelsstreits geeinigt haben. Die großen Indizes stiegen kurz nach dem Handelsstart zwar auf neue Rekordhochs, danach bröckelten die Gewinne aber ab.

Entsprechende Berichte hätten am Vortag bereits für Auftrieb gesorgt und auch an den Tagen davor habe die Hoffnung auf en Abkommen für eine Aufwärtstendenz gesorgt, hieß es. Zu hören war aber auch von Enttäuschung über das Ausmaß der zum Teil wieder sinkenden Strafzölle. Daneben sorgte für Argwohn, dass keine Details bekannt wurden, beispielsweise dazu, wie viel an landwirtschaftlichen US-Gütern China kaufen muss.

"Das Abkommen ist nicht so robust, wie viele es erhofft hatten; deswegen ist es nachvollziehbar, dass Gewinne mitgenommen wurden", sagte Marktexperte Randy Frederick von Charles Schwab. Er hält es zudem für unwahrscheinlich, dass ein Phase-2-Abkommen vor der US-Präsidentschaftswahl im November 2020 erreicht werden kann.

Die USA und China hätten sich auf einen Text verständigt und wollten nun so schnell wie möglich ein Abkommen unterzeichnen, sagten chinesische Beamte. Laut US-Präsident Donald Trump verzichten die USA nun auf die für den 15. Dezember angedrohten zusätzlichen Strafzölle. Bestehende Zölle auf einige Importe aus dem Land sollen zwar bei 25 Prozent bleiben, andere aber auf 7,5 Prozent gesenkt werden. Laut Peking umfasst das Abkommen die Themen geistiges Eigentum, Technologietransfer, landwirtschaftliche Güter, Finanzdienstleistungen und die Ausweitung des Handels. Mit Phase-2-Gesprächen werde umgehend begonnen.

Dow schließt rund 150 Punkte unter Tageshoch

Am Ende des Tages stand der Dow-Jones-Index praktisch unverändert bei 28.135 Punkten, deutlich unter dem neuen Rekordhoch von 28.291 kurz nach Handelsbeginn. S&P-500-Index und die Nasdaq-Indizes bewegten sich ebenfalls nur wenig, letztere schnitten mit plus 0,2 Prozent noch am besten ab.

An der New Yorker Börse gab es 1.482 (Donnerstag: 1.919) Kursgewinner, 1.474 (1.063) Kursverlierer und 79 (69) unveränderte Aktien.

Tendenziell positiv für die Stimmung wirkte unterdessen der Erdrutschsieg des britischen Premierministers Boris Johnson bei der Parlamentswahl, mit dem das Dauerbelastungsthema Brexit vorerst schnell von der Tagesordnung verschwinden dürfte. Aus Risikogesichtspunkten sei dies die Kirsche auf der Torte, kommentierte Andrea Iannelli, Rentenexpertin bei Fidelity International.

Gegenbewegung bei den Renten nach Ausverkauf

Am Rentenmarkt stiegen die Kurse trotz der positiven Nachrichtenlage kräftig, die Renditen sanken also. Dabei dürfte es sich aber vor allem um eine Gegenreaktion auf den Vortag handeln, als die Renditen noch stärker gestiegen waren, im Zehnjahresbereich auf 1,90 Prozent und damit auf ein Vierwochenhoch. Zuletzt lag sie wieder bei 1,82 Prozent.

Der Dollar erholte sich im Verlauf des Tages deutlich. Der Dollar-Index lag zuletzt zwar nur mit gut 0,1 Prozent im Plus, zuvor hatte er aber deutlicher im Minus gelegen. Der chinesische Yuan verteidigte weitgehend kräftige Gewinne, die er bereits am späten Vortag eingefahren hatte - mutmaßlich bereits in Erwartung eines Handelsabkommens.

Das britische Pfund bröckelte ab, nachdem es in der Nacht zu Freitag nach ersten Nachwahlbefragungen um über 2 Prozent nach oben geschossen war - im Hoch auf über 1,35 Dollar. Zuletzt ging es mit 1,3340 Dollar um. Analysten verwiesen dazu auf diverse mutmaßlich belastende Unwägbarkeiten wie die noch auszuhandelnden Handelsbeziehungen des Vereinigten Königreichs zur EU oder ein mögliches neues Unabhängigkeitsreferendum der Schotten, die in der EU bleiben möchten.

Gold verteuerte sich um 7 auf 1.476 Dollar je Feinunze, begünstigt von den fallenden Renditen, die das Gold gegenüber Anleihen als Anlagevehikel attraktiver machen.

Die Ölpreise stiegen, weil die Entspannung bei den Strafzöllen letztlich der Nachfrage nach Öl zugute kommen dürfte. US-Öl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,0 Prozent auf 59,78 Dollar.

Oracle unter Druck - Strategiewechsel bei Broadcom?

Am Aktienmarkt sank der Kurs von Oracle um 3,5 Prozent. Das Softwareunternehmen hatte im zweiten Geschäftsquartal gewinnseitig etwas besser und umsatzmäßig etwas schlechter abgeschnitten als Analysten erwartet hatten. Adobe legten um 3,6 Prozent zu, nachdem das Softwarehaus in seinem vierten Quartal Gewinn und Umsatz gesteigert hatte.

Broadcom gaben um 3,8 Prozent nach, trotz im Rahmen der Erwartung ausgefallenerv Geschäftszahlen. Der Chiphersteller hatte aber die Bedeutung seines Chipgeschäfts heruntergespielt und es als Nicht-Kerngeschäft bezeichnet. Das sorgte laut Analysten für Verunsicherung als mögliches Signal für einen Strategiewechsel.

Synaptics verbesserten sich um 7,9 Prozent. Analyst Christopher Rolland von Susquehanna Financial wies in einem Research darauf hin, dass Broadcom mitgeteilt habe, von seinem größten Kunden - mutmaßlich Apple - ein Produkt verloren zu haben. Möglicherweise könne hier nun Synaptics zum Zug kommen.

Costco verloren 1,8 Prozent. Die Großhandelskette hatte den Umsatz nicht so stark steigern könne, wie Analysten erhofft hatten. Der Gewinn übertraf jedoch die Erwartungen.

Apple erreichten im Verlauf mit 275,30 Dollar ein Rekordhoch und schlossen auch nur knapp darunter, 1,4 Prozent höher als am Vortag. Die zwischen den USA und China gefundene Vereinbarung vertreibe fürs erste die dunkle Wolke, die über der Technologieindustrie gehangen habe, mit Apple als Anfangs- und Endpunkt, sagte Wedbush-Analyst Dan Ives. Ives schätzt, dass die Strafzollthematik den Apple-Kurs etwa 20 Dollar gekostet haben dürfte.

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December 13, 2019 16:11 ET (21:11 GMT)

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