Alt 11.12.19, 21:55
Standard Etwas fester - US-Notenbank befreit Anleger aus Lethargie
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NEW YORK (Dow Jones)--Die am Dienstag zunächst zu beobachtende anhaltende Seitwärtsbewegung an der Wall Street ist im späten Handel in eine moderate Aufwärtsbewegung übergegangen. Auslöser war die US-Notenbank. Sie ließ zwar wie erwartet die Leitzinsen stabil, signalisierte aber zugleich, dass sie auf längere Sicht am aktuellen Zinsniveau festhalten will. Dazu passend fiel die Prognose für das US-Wirtschaftswachstum 2020 einen Tick höher aus als noch im September.

Der Aktienmarkt erhielt einen positiven Impuls davon, dass die bisherige Medianprognose für 2020 eine Zinserhöhung implizierte, wie auch jeweils eine für 2021 und 2022. Aus den neuen Zinsprojektionen geht aber hervor, dass die meisten Mitglieder des Offenmarktausschusses mit einem stabilen Zinsniveau im nächsten Jahr rechnen und in den Jahren danach mit ein oder zwei Straffungen.

Für LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert deutet der explizite Hinweis von Notenbankchef Jerome Powell, die globale Entwicklung - insbesondere den Handelskonflikt - und die aus Sicht der Fed eher zu mäßige Inflationsentwicklung weiter beobachten zu wollen, sogar darauf hin, dass sich das Gros der US-Notenbanker im Zweifel die Tür für Zinssenkungen offenhält.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 27.911 Punkte, der S&P-500 und der Nasdaq-Composite legten etwas mehr zu um bis zu 0,4 Prozent. Mit den Anleihekursen ging es nach oben, die Zehnjahresrendite sank um 4 Basispunkte auf 1,80 Prozent.

Bei 1.812 (Dienstag: 1.415) Kursgewinnern an der New Yorker Börse gab es 1.141 (1.528) -verlierer. Unverändert schlossen 74 (92) Aktien.

Bei drohenden Strafzöllen stirbt die Hoffnung zuletzt

Weiter getragen wurde die Stimmung daneben von der Zuversicht, dass die beiden Seiten im US-chinesischen Handelsstreit bis Sonntag noch eine Art von Einigung erzielen, um dann drohende weitere US-Strafzölle auf Importe aus China zu verhindern. Am Vortag hatte es diesbezüglich einen Hoffnungsschimmer gegeben. Angeblich arbeiten die Unterhändler an einer Verschiebung.

Am Devisenmarkt regierte der US-Dollar mit Abgaben auf die geldpolitischen Neuigkeiten. Der Dollarindex gab um 0,3 Prozent nach, der Euro kletterte auf 1,1135 Dollar von zuvor 1,1095 und ist damit so teuer wie zuletzt vor rund einem Monat. Auch der Yen zog zum Dollar an.

Das Pfund Sterling holte die Verluste vom späten Vortag komplett wieder auf. Da war es deutlich zurückgefallen, weil eine viel beachtete Wahlumfrage einen viel geringeren Vorsprung der Konservativen von Premierminister Boris Johnson bei der Unterhauswahl am Donnerstag gezeigt hatte als noch vor zwei Wochen. Zuletzt kostete es wieder 1,3195 Dollar.

Dow von Home Depot und Chevron gebremst

Am Aktienmarkt gehörten Technologieaktien zu den Tagesfavoriten; sie gelten als besonders empfindlich bei Zinserhöhungen. Der Halbleitersubindex legte um 1,9 Prozent mit weitem Abstand am stärksten zu. Am Ende rangierte der Bankenindex mit einem Minus von 0,4 Prozent. Niedrige Zinsen machen das Kreditgeschäft weniger rentabel.

Der Dow wurde etwas gebremst von Home Depot und Chevron, anfangs auch von Boeing. Letztere erholten sich im Verlauf nach den bereits schwachen Vortagen aber und gingen sogar 0,6 Prozent fester aus dem Tag. Zunächst hatte das Papier darunter gelitten, dass das weltweit geltende Flugverbot für die Unglücksmaschine Boeing 737 MAX laut der Flugaufsichtsbehörde in diesem Jahr wohl nicht mehr aufgehoben wird. Letztlich sei dies aber ohnehin erwartet worden, hieß es.

Home Depot gaben um 1,8 Prozent nach. Die Baumarktkette erwartet im kommenden Jahr beim Umsatz ein Plus von 3,5 bis 4,0 Prozent. Analysten hatten allerdings mit etwas mehr gerechnet.

Chevron büßten 1,4 Prozent ein. Der Mineralölkonzern rechnet mit einer Belastung zwischen 10 und 11 Milliarden US-Dollar nach Steuern im vierten Quartal. Grund sind Abschreibungen von Erdgasaktivitäten wegen niedriger Preisprojektionen. Chevron will nun die Finanzierung mehrerer Erdgasprojekte zusammenstreichen und Vermögenswerte verkaufen.

AT&T legten um 0,3 Prozent zu, gestützt von Aktienrückkaufplänen und der Erwartung, das Schuldenrating bis Ende 2022 verbessern zu können.

Apple verbesserten sich nach einer Kurszielerhöhung durch Evercore auf 305 von 275 Dollar um 0,8 Prozent zu auf 270,74 Dollar. Evercore zeigt sich angesichts eines guten Weihnachtsgeschäfts überzeugt, dass Apple im Dezemberquartal die Ergebnisschätzungen übertreffen wird.

Ein niedrigeres Wachstum bei den flächenbereinigten Umsätzen und ein rückläufiges Ergebnis im dritten Quartal lasteten auf dem Kurs von American Eagle Outfitters. Die Aktie des Modeeinzelhändler verbilligte sich um 6,6 Prozent und zog den Kurs des Wettbewerberpapiers Abercrombie & Fitch um 6,4 Prozent mit nach unten.

Die rote Kurslaterne hielt die Aktie des Computerspiele-Einzelhändlers Gamestop mit einem Minus von 15,1 Prozent. Das Unternehmen hatte mit einem gesenkten Ausblick und enttäuschenden Quartalszahlen die Anleger verschreckt.

Ölpreise erst runter, dann wieder rauf

Eine Berg- und Talfahrt zeigten die Ölpreise. Zunächst fielen sie, belastet von neuen Vorratsdaten aus den USA. Demnach stiegen die Bestände in der zurückliegenden Woche wider Erwarten. Außerdem drückte auf die Preise, dass laut dem Opec-Monatsbericht das Wachstum der Ölförderung in Staaten außerhalb der Organisation 2020 robust bleiben wird. Später im Handel sorgten dann die konjunkturzuversichtlichen Aussagen der US-Notenbank für wieder anziehende Preise. Zuletzt kostete Öl der US-Sorte WTI 0,7 Prozent weniger, 58,85 Dollar je Fass.

Der Goldpreis legte mit der Aussicht auf zunächst nicht steigende US-Zinsen deutlich zu um rund 11 Dollar auf 1.474 Dollar. Weil das Edelmetall als Geldanlage selbst keine Zinsen abwirft, gewinnt es an Attraktivität, wenn das Zinsniveau vergleichsweise niedrig bleibt.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 11, 2019 16:11 ET (21:11 GMT)

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