Alt 05.09.20, 07:54
Standard Erneutem Ausverkauf folgt spektakuläre Erholung
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NEW YORK (Dow Jones)--Einen spektakulären Handelstag haben die US-Börsen am Freitag vor dem verlängerten Wochenende erlebt. Zunächst setzten sich die von Gewinnmitnahmen ausgelösten heftigen Kursverluste vom Vortag fort. Der Dow rutschte um weitere 2,2 Prozent ab, für die Nasdaq-Indizes ging es um weitere gut 4 Prozent nach unten. Im Verlauf riefen die starken Verluste aber Schnäppchenkäufer auf den Markt und die Indizes machten mehr und mehr Boden wieder gut, ehe es in den letzten Handelsminuten noch einmal leicht abwärts ging.

Vom Tagestief bei 27.664 Punkten legte der Dow um fast 500 Punkte wieder zu und ging mit 28.133 Zählern 0,6 Prozent niedriger als am Vortag aus dem Handel. Der S&P-500-Index gab am Ende des Tages um 0,8 Prozent nach, nachdem er schon 3,0 Prozent zurückgelegen hatte. Ähnlich bei den Nasdaq-Indizes, die 1,3 Prozent unter den Niveaus vom Donnerstag schlossen. Der Nasdaq-Composite hatte dabei fast genau an der 50-Tage-Durchschnittslinie wieder kehrt nach oben gemacht. Ein Unterschreiten der Linie gilt als negatives Signal.

An der Nyse gab es 1.390 (Donnerstag: 559) Kursgewinner und 1.628 (2.468) -verlierer. Unverändert schlossen 65 (48) Aktien.

Korrektur oder mehr?

Am Markt gingen die Meinungen zu den jüngsten Turbulenzen auseinander. Peter Cardillo, Ökonom bei Spartan Capital Securities, zeigte sich wie viele andere Akteure eher entspannt. "Wir glauben nicht, dass der Abtaucher gestern in eine bedeutsame Korrektur führen wird". Er dürfte vielmehr von kurzer Dauer sein im Zuge einer sich möglicherweise entwickelnden Branchenrotation. Demgegenüber rechnet Mike Loewengart, Anlageexperte bei E-Trade Financial mit einigen weiteren Turbulenzen nach dem hektischen Donnerstag.

Die Anleger kämen mehr und mehr zu dem Schluss, dass die aktuellen Bewertungen durch die mäßige Konjunkturerholung nicht zu rechtfertigen seien, hieß es im Handel. "Wir haben das Schlimmste des (wirtschaftlichen) Schocks gesehen. Aber was ich noch hinzufügen möchte, ist, dass wir auch das Beste der Erholung bereits gesehen haben", sagte Chefökonom Samy Chaar von Lombard Odier.

Gute Jobdaten verpuffen

Für fehlende Kaufbereitschaft könnte nach dem in seinem Ausmaß überraschenden Rücksetzer vom Donnerstag auch gesorgt haben, dass in den USA ein langes Wochenende bevorsteht, vor dem die Anleger oft auf Nummer sicher gehen und Positionen abbauen. Am Montag bleiben die Börsen wegen des Feiertags Labor Day geschlossen.

Der etwas besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht für August ging weitgehend unter angesichts der ausgeprägten Neigung der Anleger Gewinne mitzunehmen, vor allem bei den in den vergangenen Wochen heiß gelaufenen Technologieaktien, die als Gewinner der Corona-Pandemie gelten.

"Wir bewegen uns immer noch in die richtige Richtung und das Tempo der Erholung am Jobmarkt scheint zugenommen zu habe; aber es sieht auch so aus, als wird es noch eine Weile dauern", kommentierte Tony Bedikian, Marktexperte bei Citizens Bank, die Zahlen.

Dollar erst hoch dann runter - Ölpreis auf Einmonatstief

Anders als am Aktienmarkt zeigten die US-Arbeitsmarktzahlen am Devisen- und am Anleihemarkt Spuren. Der Dollar legte zunächst deutlich zu, gab die Gewinne im späteren Verlauf aber komplett wieder ab. Der Euro fiel von 1,1850 Dollar vorübergehend auf gut 1,1780 zurück, ein Niveau, auf dem er in den vergangenen beiden Wochen mehrfach wieder nach oben gedreht hatte; so auch diesmal. Zuletzt lag er wieder bei 1,1846 Dollar. Der Dollar-Index - zwischenzeitlich 0,4 Prozent fester - lag zuletzt nur noch minimal im Plus.

Am Anleihemarkt fielen passend zu den guten Jobdaten die Kurse, die Renditen stiegen deutlich; die Zehnjahresrendite um 7 Basispunkte auf 0,71 Prozent. Das war die stärkste Tagesbewegung seit Mai.

Die Ölpreise, die sich zunächst etwas erholt hatten, fielen deutlich, auch belastet vom zwischenzeitlich festeren Dollar. Der Preis für die US-Sorte WTI büßte 4,4 Prozent auf 39,56 Dollar ein auf den niedrigsten Stand seit mehreren Wochen. Weiterhin belaste die Sorge um eine Verlangsamung der konjunkturellen Erholung, hieß es. Daneben habe der Rücksetzer am Aktienmarkt einige Akteure dazu bewegt, sich aus riskanten Anlagen zu verabschieden.

Apple am Ende sogar im Plus

Unter den Einzelwerten wies im Dow der Technologieneuling Salesforce mit 3,9 Prozent das größte Minus auf. Apple, zunächst ebenfalls deutlich im Minus, gingen dagegen 0,1 Prozent fester aus dem Tag.

Tesla konnten sich vom Abverkauf der vergangenen Tage um 2,8 Prozent erholen auf 418,32 Dollar. Die Aktie hatte am Dienstag mit 502,49 Dollar noch ein Rekordhoch erreicht. Nachdem Tesla aber angekündigt hatte, am Markt nach und nach eigene Aktien im Wert von bis zu 5 Milliarden Dollar zu platzieren, war es bergab gegangen.

Broadcom machten 3,1 Prozent gut. Der Halbleiter- und Softwarekonzern hatte mit den Drittquartalszahlen die Markterwartungen geschlagen. Auch der Ausblick fiel besser als gedacht aus.

United Airlines legten um 2,2 Prozent zu. Die Fluglinie will im kommenden Monat wieder mehr Inlands- und Auslandsflüge anbieten und setzt verstärkt auf Urlaubsreisende, weil in Teilen des Landes die Abriegelungsmaßnahmen gelockert werden. Delta gewannen 1,8 Prozent.

I-Mab verteuerten sich um 3,6 Prozent. Das in China ansässige Biotechnologieunternehmen hat eine Vereinbarung mit dem US-Pharmariesen Abbvie zur Entwicklung und Vermarktung eines I-Mab-Mittels zur Behandlung verschiedener Krebsarten getroffen. Die Zusammenarbeit könnte I-Mab fast 2 Milliarden Dollar einbringen. Abbvie gingen unverändert ins Wochenende.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 04, 2020 16:09 ET (20:09 GMT)

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