Alt 03.09.20, 15:42
Standard Handelsstreit China-Indien belastet lokale Börsen
Beitrag gelesen: 488 x 

NEW YORK (Dow Jones)--Wie schon an den Vortagen hat sich die Börsenwelt in Asien am Donnerstag zweigeteilt gezeigt: Ein Teil schloss sich der Rally der Wall Street mit immer neuen Rekorden an, andere Börsen klinkten sich aus und gaben stattdessen ab. Die chinesischen und indischen Börsen wurden jedoch von einem neuen Handelskonflikt gebremst. Dort, wo es hoch ging, setzten Anleger auf weitere Unterstützungsmaßnahmen der US-Regierung für die heimische Wirtschaft. Nach diversen US-Notenbankern hatte nun auch Finanzminister Steven Mnuchin darauf drängt, mehr Geld zur Bewältigung der Coronavirus-Krise zu bewilligen. Zudem setzt die Regierung in den USA auf die Verfügbarkeit eines Impfstoffes gegen Covid-19 bereits zum 1. November.

Diese Aussicht ließ die Risikoneigung in Asien steigen - erkennbar am Devisenmarkt, wo die meisten regionalen Währungen zum US-Dollar zulegten. "Die schnelle Entwicklung und Verteilung eines Impfstoffes verbessern die ökonomischen Aussichten der USA, aber auch global. Und sie drücken den Dollar", sagten die CBA-Analysten.

Allerdings zeichnete sich ein neuer Handelsstreit ab. Nach den USA geht nun auch Indien gegen China vor und verhängt Sanktionen. So wurden 118 chinesische Apps vom indischen Markt verbannt - auch solche des Schwergewichts Tencent. Indien begründete den Schritt mit Sicherheitsbedenken. Die Maßnahmen fielen deutlich heftiger aus als jene der USA im Sektor. Händler sahen daher die neuen Spannungen zwischen Indien und China sehr kritisch und befürchteten eine Ausweitung des Konflikts. Daher verwunderte es kaum, dass sich gerade die chinesischen Börsen im Vergleich zu den übrigen Handelsplätzen der Region auffallend schwach präsentierten, auch wenn sich die Abgaben selbst in Grenzen hielten.

Dazu gesellten sich noch maue Daten. Denn bei den chinesischen Dienstleistern ist die Geschäftsaktivität im August zwar gestiegen, jedoch etwas langsamer als im Vormonat. Der von Caixin Media und Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor verringerte sich, verharrte aber klar im Expansionsbereich.

Indische Sanktionen belasten China-Börsen

Der Schanghai-Composite verlor 0,6 Prozent, der Shenzhen-Composite 0,8 Prozent und das Startup-Segment ChiNext, in dem auch viele App-Entwickler gelistet sind, büßte 0,9 Prozent ein. Der HSI in Hongkong sank um 0,6 Prozent. Der indische Schritt könnte zu einer Rotation am chinesischen Aktienmarkt führen, wobei Technologiewerte die Verlierer sein dürften, hieß es bei KGI Securities. Dies galt auch für den Mobiltelefonhersteller Xiaomi, für den der indische Markt einer der wichtigsten ist. Die Titel verloren 1,2 Prozent, erholten sich damit aber wieder deutlich von den Tagestiefs.

Während ein neuer Konflikt Chinas mit Indien am Heraufziehen ist, ist der alte mit den USA keineswegs ausgestanden. Die Administration von US-Präsident Donald Trump plant vielmehr neue Beschränkungen für chinesische Diplomaten in den USA. Der Sensex in Indien schloss hauchdünn im Plus, zählte aber im Verbund mit China zu schwächeren Märkten der Region.

Schächelnder Yen stützt Tokio

Mit der allgemein verbesserten Stimmung erholte sich der ansonsten schwächelnde Dollar zum Yen auf Tagessicht. Fallende Yen-Kurse demonstrierten eine gestiegene Risikofreude, die auf den japanischen Aktienmarkt übersprang. Dieser profitierte zusätzlich von sinkenden Yen-Kursen, weil so die Wettbewerbsfähigkeit japanischer Exportunternehmen steigt. Der Nikkei-225 legte um 0,9 Prozent auf 23.466 Punkte zu und schloss auf dem höchsten Stand seit sechs Monaten. Beflügelt wurde der Markt von den Sektoren Elektronik und Automobilbau. Die Titel des Einzelhandelskonzerns Fast Retailing zogen um 3,6 Prozent an. Die vergleichbaren Erlöse bei Uniqlo in Japan waren im August um 30 Prozent in die Höhe geschossen.

Mit plus 1,3 Prozent ging es am südkoreanischen Markt noch deutlicher nach oben. Werte aus den Bereichen Internet und Technologie führten das Tableau an. Samsung Electronics gewannen 3,7 Prozent. Händler und Analysten sprachen von besseren Geschäftsaussichten nach der Präsentation eines faltbaren Mobiltelefons. Das Angebot verbesserter Leistungen des US-Grafikkartenherstellers Nvidia stützte den Halbleitersektor. SK Hynix zogen um 5,6 Prozent an. Internettitel profitierten von den Plänen bei Netmarble, die um 12,4 Prozent kletterten. Mehrere Gesellschaften, an denen das Unternehmen beteiligt ist, stehen vor ihren Börsengängen.

In Australien zeigte sich der Leitindex freundlich. Damit setzte sich die Vortagesrally fort. Steigende Leerstände am Markt für Büroimmobilien belasteten nicht. Bereits am Vortag hatte der Markt schwache Daten ignoriert. Der Sektor kurzlebiger Konsumgüter gewann 1,4 Prozent. Laut Medienberichten will ein Bundesstaat seine coronabedingten Restriktionen Mitte September lockern. Auch die Titel von Einkaufszentren legten mit den Schlagzeilen zu. Skycity Entertainment stiegen um 7,4 Prozent, nachdem die Geschäftszahlen des neuseeländischen Kasinobetreibers nicht ganz so schwach wie befürchtet ausgefallen waren. BHP wurden ex Dividende gehandelt und gaben 2,3 Prozent ab. Der Bergbaukonzern plant durch den Rückkauf von Schulden, die Refinanzierungskosten zu senken.

In Neuseeland stieg der NZX-50 über die Marke von 12.000 Punkten und näherte sich seinem Allzeithoch von 12.093 Zählern auf Schlusskursbasis aus der vergangenen Woche an. Tourism Holdings gaben gegen den Trend um 0,9 Prozent nach. Nach einem Feuer in Auckland meldete das Unternehmen größere Schäden.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/ros

(END) Dow Jones Newswires

September 03, 2020 03:48 ET (07:48 GMT)

Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 18:32 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]