Alt 12.07.13, 12:12
Standard Risikohunger der Investoren ist ungebremst
Beitrag gelesen: 358 x 

Die Risikofreude der Investoren an den europäischen Börsen hält am Freitag weiter an. Der deutsche Aktienmarkt liegt auf Wochensicht gut 5 Prozent im Plus und auch die übrigen europäischen Indizes konnten bisher zum Teil kräftige Gewinne verbuchen. An der Wall Street schlossen der Dow-Jones-Index und der S&P-500 am Vorabend sogar auf neuen Rekordständen. Positiv werten Marktteilnehmer, dass das Interesse an Firmenübernahmen wieder anzieht. Zusätzlich stützt noch immer die Gewissheit, dass die US-Notenbank auch bei einem Rückgang der US-Arbeitlosenquote auf 6,5 Prozent nicht automatisch die Zinsen erhöht.

Der DAX gewinnt 0,9 Prozent auf 8.233 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,5 Prozent auf 2.695 Punkte. Skeptische Stimmen warnen jedoch vor Gewinnmitnahmen im Tagesverlauf. "Der Überschwang nach den Aussagen von Ben Bernanke sollte sich legen", meint Anthony Lam von der Crédit Agricole. Den Finanzmärkten dürfte klar werden, dass Bernankes Worte vom Donnerstag am Zeitpunkt des Ausstiegs der US-Notenbank aus der ultralockeren Geldpolitik nichts geändert haben.

Am Anleihemarkt ist die Nachfrage nach Bundesanleihen weiterhin groß, was die Kurse steigen lässt. Die Renditen für die zehnjährigen Papiere fallen im Gegenzug um 5 Basispunkte auf 1,57 Prozent. Nach der Ausweitung der Zinsdifferenz in den Peripherie-Staaten der Eurozone am Donnerstag laufen die sogenannten Spreads wieder leicht zusammen. Die zehnjährige italienische Benchmarkanleihe rentiert 3 Basispunkte leichter bei 4,46 Prozent, das spanische Pendant gibt um 7 Basispunkte auf 4,79 Prozent nach.

Der Euro bewegt sich mit aktuell 1,3048 Dollar kaum. Beim Gold gibt es nach der kräftigen Aufwärtsbewegung am Vortag leichte Gewinnmitnahmen, der Preis je Feinunze gibt um 7 Dollar auf 1.276 nach.

Der Aktienmarkt profitiert in der Breite davon, dass der europäische Übernahmemarkt offensichtlich wieder in Fahrt kommt - auch wenn einige Papiere unter Druck geraten. So will der französische Elektronikkonzern Schneider Electric mit einem milliardenschweren Zukauf sein Produktportfolio ausbauen. Er hat dem britischen Technologieunternehmen Invensys eine vorläufige Übernahmeofferte unterbreitet. Die Londoner Gesellschaft teilt mit, das Gebot bewerte Invensys mit rund 3,31 Milliarden Pfund Sterling. Auf die einzelne Invensys-Aktie entfallen somit durch das Gebot von Schneider 505 Pence. Während die Invensys-Aktie in London um 15 Prozent auf 506 Pence steigt, verlieren die Titel von Schneider Electric 3,8 Prozent, auch wenn Analysten den Zukauf als strategisch sinnvoll bezeichnen.

Die Swiss Re will ihr Geschäft ebenfalls mit einem Zukauf in Großbritannien erweitern. Die schweizerische Rückversicherung bestätigte, dass sie vorläufige Verhandlungen mit der Phoenix Group Holdings führe. Bei diesem sich abzeichnenden Deal können die Aktien beider Unternehmen profitieren: Titel von Swiss Re steigen in Zürich um 0,6 Prozent, Aktien von Phoenix Group Holdings klettern in London um 7,8 Prozent.

Auch beim deutschen Versorger RWE bahnt sich möglicherweise eine Transaktion an. Das Emirat Katar hat ein Auge auf die von RWE zum Verkauf gestellte Tochter Dea geworfen. Ein Staatsfonds des Emirats habe erste Gespräche über einen möglichen Kauf der Explorations- und Fördertochter geführt, sagen mit der Angelegenheit vertraute Personen. An der Börse wird dieser mögliche Deal positiv beurteilt, die RWE-Aktien steigen um 1,1 Prozent.

Rheinmetall-Aktien fallen dagegen um 1,2 Prozent, nachdem das Handelsblatt berichtet hatte, Saudi-Arabien hätte wegen der heftigen Kritik in der deutschen Öffentlichkeit an einem Panzer-Großauftrag die Transaktion platzen lassen und verhandele stattdessen mit General Dynamics. "Wenn das Geschäft über 270 Leopard-II-Panzer tatsächlich platzt, dann ist das für Rheinmetall ein Schlag ins Kontor", sagt ein Händler. Rheinmetall liefere die Bewaffnung für den Kampfpanzer.

Mit der Vorlage der Geschäftszahlen der US-Banken J.P. Morgan und Wells Fargo tritt am Mittag die Berichtssaison stärker in den Fokus. Nach einem guten Quartal an den Börsen rechnen Marktteilnehmer mit steigenden Gewinnen. Für Impulse könnte auch das am Nachmittag zur Veröffentlichung anstehende Vertrauen der US-Konsumenten im Juli sorgen, hier rechnen Volkswirte mit einem leichten Rückgang.

Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@dowjones.com

DJG/igo/ros

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 04:27 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]