FRANKFURT--Die Sommerrally am deutschen Aktienmarkt ist zumindest vorerst gestoppt. Der DAX verlor am Mittwoch 2 auf 6.966,15 Punkte. Deutlicher nach unten ging es in der zweiten Reihe: Der MDAX gab um 1,0 Prozent nach, der TecDAX verlor 1,2 Prozent.

"Die Verschnaufpause hat vermutlich erst begonnen", sagt Achim Matzke, Marktanalyst der Commerzbank. "Die Rally-Gewinne waren etwas übertrieben", ergänzt er mit Blick darauf, dass der DAX allein in den vergangenen zehn Handelstagen um 600 Punkte auf fast 7.000 Punkte gestiegen ist. Matzke rechnet nun mit einem Rückgang Richtung 6.750 Punkte in den kommenden Handelstagen. Einen stärkeren Rückgang verhindere voraussichtlich der Wechsel der Anleger aus konjunkturabhängigen in konjunkturunabhängige Titel.

Gegen einen stärkeren Einbruch sprechen auch neue Konjunkturdaten. Der befürchtete starke Rückgang bei der deutschen Industrieproduktion ist ausgeblieben. Sie ist im Juni um 0,9 Prozent gesunken und damit nur etwas stärker als im Konsens von den Volkswirten erwartet. Nach sehr schwachen Auftragseingängen am Dienstag hatten einige Beobachter aber einen sehr viel stärkeren Rückgang befürchtet. Nun verstärkt sich die Meinung, dass die Konjunktur nur in eine Delle eingelaufen sei und nicht in einen anhaltenden Abschwung.

Vom Trend in konjukturresistente oder defensive Aktien profitierten bereits Linde, die um 1,5 Prozent auf 124,90 Euro stiegen. Nun rücken laut technisch orientierten Marktteilnehmern wieder die Jahreshochs bei 133 bis 135 Euro in den Blick. Positiv ist laut Experten, dass der Konzern nun knapp 95 Prozent an Lincaire kontrolliert. Analysten wie die der NordLB hatten den Kursrückgang in Folge der Übernahme von Lincaire als Einstiegschance bezeichnet, eine Kapitalerhöhung hatte den Kurs vorübergehend bis auf knapp 110 Euro gedrückt.

Auf der anderen Seite verloren die Titel von Lufthansa 3,0 Prozent auf 9,95 Euro. Sie litten unter einem möglichen Streik und schwache Sektorvorgaben. Die Beschäftigten in den Flugzeugkabinen wollen für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen streiken. Allerdings legen sie ihre Arbeit nicht sofort nieder, sondern warten erst noch den Ausgang der Tarifverhandlungen ab. Daneben hat Cathay Pacific enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. Die Fluggesellschaft aus Hongkong wird von einer schwachen Nachfrage und hohen Treibstoffkosten belastet.

Impulse kamen auch von der Berichtsaison. Brenntag-Papiere verloren 2,7 Prozent. Die Zahlen sind laut Marktteilnehmern zwar im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, der Ausblick gilt aber als schwach. Mit einem Minus von 4,3 Prozent auf 7,16 Euro ging es mit den Titeln von Klöckner & Co deutlich stärker nach unten. Der Stahlhändler hat eine Gewinnwarnung abgegeben. Allerdings sei dies vor allem auf Einmalbelastungen zurückzuführen, heißt es. Zudem hatte die Aktie am Dienstag im Vorfeld der Zahlen einen Satz um über 8 Prozent nach oben gemacht.

Im TecDAX erholten sich Gigaset mit einem Sparprogramm um 8,8 Prozent auf 1,45 Euro. Dagegen fielen Dialog Semiconductor nach umfangreichen Aktienverkäufen durch das Management um 2,9 Prozent auf 16,33 Euro.

Kontakt zum Autor: herbert.rude@dowjones.com

DJG/hru/raz

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.