Alt 31.07.12, 20:06
Standard Kurz vor dem großen Wurf nehmen Anleger Gewinne mit
Beitrag gelesen: 306 x 

Nach drei starken Börsentagen haben Anleger am Dienstag Gewinne mitgenommen. Die Kurse gaben europaweit nach, der Euro-Stoxx-50 verlor 0,6 Prozent auf 2.326 Zähler. Die zuletzt vom EZB-Präsidenten Mario Draghi und von europäischen Spitzenpolitikern geschürte Erwartung eines großen Wurfes bei der EZB-Sitzung am Donnerstag konnte die Börsen nicht mehr beflügeln. Die Kursverluste reichten von 0,2 Prozent in Wien über 0,9 Prozent in Madrid und Paris bis zu 1,8 Prozent in Brüssel. Der DAX hielt sich mit einem Mini-Verlust von 2 Punkten auf 6.772 noch recht gut.

Am Mittwochabend wird sich die Federal Reserve zur Zins- und Geldpolitik äußern, einen Tag später ist die Europäische Zentralbank am Zuge. "Die Märkte haben heute eine vorsichtigere Haltung eingenommen vor dem Treffen der Fed morgen", sagte Ishaq Siddiqi, Stratege von ETX Capital in London. Die Märkte seien "sich selbst ein wenig voraus".

Auch als sich am Nachmittag der französische Staatspräsident Francois Hollande in die Phalanx der Euro-Retter einreihte, konnte das die Kurse nicht mehr befeuern. Sie drehten Richtung Süden, allen voran die zuletzt stark gestiegenen Bankenkurse. Nach einer Rally von fast 16 Prozent in den vergangenen drei Börsentagen gaben Banken im Schnitt um 1,9 Prozent nach.

Robuste US-Daten nicht gut, sondern schlecht für Aktien

Am Nachmittag wurden in den USA eine Reihe von Konjunkturdaten veröffentlicht, die laut Siddiqi "überraschenderweise ein freundlicheres Bild von der US-Konjunktur zeichnen". So stiegen im Mai die Häuserpreise zum zweiten Mal in Folge, und das Vertrauen der US-Konsumenten stieg im Juli auf ein Dreimonatshoch. "Normalerweise würden solche Zahlen von den Märkten positiv aufgenommen. Aber nicht in einem Markt, der nur nach frischer Liquidität von den Zentralbanken hungert", erklärte der Stratege die Kursverluste trotz solider Konjunkturzahlen.

Am Euro-Rentenmarkt legten die Kurse den zweiten Tag in Folge zu, nachdem sie in der vergangenen Woche regelrecht eingebrochen waren. Der Bund-Future, ein umsatzstarker Terminkontrakt auf deutsche Bundesanleihen, stieg um fast einen Prozentpunkt auf 144,48 Prozent. Der Euro pendelte wie schon am Montag und Freitag zum US-Dollar um die Marke von 1,23 Dollar.

Schwache Ergebnisse machen UBS zum größten Tagesverlierer

An den Aktienbörsen dominierten die Quartalsergebnisse der Unternehmen wieder klar das Geschehen. Größter Kursverlierer unter Europas Blue-Chips waren UBS mit einem Abschlag von fast sechs Prozent. Die Krise hat die Schweizer Großbank fest im Griff. Wegen der Zurückhaltung der Kunden enttäuschte sie im zweiten Quartal auf ganzer Linie und schlug für den weiteren Jahresverlauf pessimistische Töne an.

Aktien der Deutsche Bank schlossen ebenso wie Commerzbank-Aktien leicht im Plus. Die Deutsche Bank will 1.900 Stellen abbauen und hat eigenen Angaben zufolge Möglichkeiten zur Stärkung des Kapitals in Höhe von 29 Milliarden Euro ausgemacht. Die Commerzbank will ihr Engagement in Osteuropa weiter zurückfahren, was erst einmal Geld kosten dürfte.

In Madrid gaben Aktien der Großbank BBVA um knapp ein Prozent nach. Rückstellungen im Zusammenhang mit der geplatzten spanischen Immobilienblase ließen den Gewinn der Bank unerwartet stark einbrechen.

Infineon, Metro und Bayer sind nach Zahlen ein "Kauf"

Nach überraschend starken Quartalsergebnissen zogen Aktien von Infineon um 6,7 Prozent an und Metro-Aktien um 3 Prozent. Auch Bayer waren nach guten Zahlen vor allem im Geschäft mit Agrarchemie gesucht und stiegen um 1,2 Prozent. Von nachlassender Umsatzdynamik sprachen dagegen Analysten beim zweiten Quartal von Hugo Boss, die Papiere fielen um 5,5 Prozent. Trotz solider Quartalsergebnisse fielen Papiere von HeidelbergCement um 1,9 Prozent.

Dem italienischen Autobauer Fiat macht die Krise auf dem europäischen Automarkt zunehmend zu schaffen. Nur die guten Geschäfte ihrer US-Tochter Chrysler bewahrten die Italiener im zweiten Quartal vor einem Verlust. An der Mailänder Börse gerieten Fiat unter Druck, waren zeitweise vom Handel ausgesetzt und schlossen 4,4 Prozent leichter.

In Brüssel verloren Aktien des Bierbrauers Anheuser-Busch Inbev 3,2 Prozent. Mit einem Umsatz von knapp zehn Milliarden Euro und einem operativen Gewinn von rund 3,6 Milliarden Euro blieb der Produzent von Biermarken wie Beck's, Hasseröder Pilsener und Löwenbräu unter den Konsensschätzungen von Analysten.

In London verbilligten sich Aktien von BP um 4,2 Prozent. Der britische Ölkonzern muss sich wie seine Wettbewerber vorerst von den Traumgewinnen vergangener Jahre verabschieden. Neben fallenden Öl- und Gaspreisen drücken die Briten hohe Wertberichtigungen und Probleme bei einem Bohrprojekt in Alaska.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

DJG/bek/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 31, 2012 12:49 ET (16:49 GMT)

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 02:00 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]