Alt 31.07.12, 13:48
Standard Rekordarbeitslosigkeit trübt Hoffnung auf EZB nicht
Beitrag gelesen: 287 x 

FRANKFURT--Der Countdown läuft. Am Mittwochabend wird zunächst die US-Notenbank dem Kapitalmarkt ihren Zinsentscheid mitteilten. Am Donnerstag folgt die Europäische Zentralbank (EZB). Sollte die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden, könnte die Aktienrally der vergangenen Tage wieder in sich zusammenfallen. Die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit in Europa dämpft die Erwartungen an die EZB nicht.

Am deutschen Akienmarkt legt der DAX um 0,5 Prozent auf 6.810 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,3 Prozent auf 2.346 Punkte. Der Euro kann leichte Gewinne gegenüber dem Dollar verbuchen und notiert bei knapp 1,23.

Am Nachmittag beginnt die zweitägige Sitzung der US-Notenbank. Die Wirtschaftsdaten haben sich in den zurückliegenden Wochen deutlicher eingetrübt als erwartet. Die Bullen unter den Marktteilnehmern hoffen, dass Notenbankgouverneur Ben Bernanke die Geldmenge abermals erweitern wird.

Für Donnerstag erwarten die Anleger, dass EZB-Präsident Mario Draghi seinen vollmundigen Versprechen Taten folgen lässt. Draghi hat sich klar hinter den Euro gestellt. An der Börse wird darauf gesetzt, dass die Währungshüter das Ankaufsprogramm für Staatsanleihen aus der Eurozone wieder aufnehmen. Sollte dies am Donnerstagmittag nicht verkündet werden, dürften die Aktien einen großen Teil ihrer jüngsten Kursgewinne wieder abgeben.

Kein Entspannungssignal liefert der Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote in der Eurozone verharrt mit 11,2 Prozent auf dem höchsten Stand seit Beginn der Datenreihe 1995. Die höchsten Quoten meldeten Spanien mit 24,8 Prozent und Griechenland (für April) mit 22,5 Prozent. In Deutschland hat die Arbeitslosigkeit (6,8 Prozent) im Juli vor allem aus saisonalen Gründen leicht zugenommen. Es zeigen sich aber auch erste Schwächeanzeichen beim deutschen Jobwunder, die aus der weltweiten Abkühlung der Konjunktur resultieren.

Optimistische Töne kommen aus Italien. Vor seinen Treffen mit zahlreichen europäischen Politikern hat sich der italienische Ministerpräsident Mario Monti zuversichtlich über ein Ende der Staatsschuldenkrise im Euroraum geäußert. "Zwei Dinge passieren: Das Ende des Tunnels wird heller, und Italien und das restliche Europa nähern sich dem Ende des Tunnels," sagte Monti in einem Radiointerview.

Die Berichtssaison hat am Morgen wieder an Fahrt aufgenommen. Dabei stehen vor allem die Banken im Fokus. In Deutschland hat die Commerzbank vorläufige Geschäftszahlen vorgelegt und die Deutsche Bank mit endgültigen Zahlen aufgewartet. im übrigen Europa komplettierten die schweizerische UBS und die spanische BBVA das Bild. Die Zahlen belegen, dass sowohl bei der UBS wie auch bei der Deutschen Bank die ehemalige Cash-Cow, das Investment-Banking, nicht mehr im gewohnter Höhe liefert. Bei der Commerzbank belastete der Verkauf der ukrainischen Bank Forum das Quartalsergebnis.

Neben den schwierigen Marktbedingungen macht sich der holprige Facebook-Börsengang bei der UBS bemerkbar. Das grobe Missmanagement der Nasdaq hat einen Verlust von knapp 350 Millionen Franken im US-Aktiengeschäft der Bank verursacht. Aus Spanien meldete die zweitgrößte Bank des Landes, der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA), wegen Rückstellungen für mögliche Wertberichtigungen im Zusammenhang mit der geplatzten Immobilienblase einen unerwartet herben Gewinneinbruch. Der Bankensektor stellt in Europa mit einem Minus von 0,9 Prozent den Verlierer, die UBS-Aktie hat mit einem Minus von 4,8 Prozent den größten Abschlag aufzuweisen.

In Deutschland legten aber auch noch andere Unternehmen ihre Geschäftsausweise vor, darunter Infineon. Deren Aktien stellen mit einem Anstieg um 8,4 Prozent auf 6,02 Euro den bisherigen Tagesgewinner im DAX. Für die Analysten von Jefferies ist der Umsatz die positive Überraschung. Die bessere Entwicklung dürfte so kurz nach der Gewinnwarnung für viele überraschend kommen. Man habe fast den Eindruck, dass die Warnung möglicherweise überhaupt nicht nötig gewesen wäre.

Bei Metro wird positiv gewertet, dass der größte deutsche Einzelhändler seine Prognose für 2012 bestätigt hat. Analysten hatten Zweifel, dass Metro ihr Ziel angesichts der rückläufigen Nachfrage in weiten Teilen der Eurozone erreicht. Die Aktie steigt um 2,8 Prozent auf 22,37 Euro.

Die Geschäftszahlen von Bayer sind nach Einschätzung von Peter Spengler von der DZ-Bank besser als erwartet. Die Anhebung des Gesamtjahresausblicks komme nicht überraschend. Viele Analysten hätten wegen der besseren Entwicklung bei Healthcare und CropScience damit gerechnet. Bayer-Papiere ziehen um 2,5 Prozent auf 62,70 Euro an.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com
DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 31, 2012 07:08 ET (11:08 GMT)

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 04:53 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]