Alt 27.07.12, 22:16
Standard Hoffnungen in Eurokrise lassen Börsen steigen
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FRANKFURT--Die europäischen Börsen haben am Freitag nach der Kursexplosion vom Vortag nochmals angezogen. Der Euro-Stoxx-50 kletterte um 2,2 Prozent auf 2.301 Punkte, während der DAX um 1,6 Prozent auf 6.689 Punkte stieg. War es am Donnerstag das Bekenntnis von EZB-Präsident Mario Draghi, alles zum Erhalt des Euro zu tun, sorgte nun die Politik für weitere Gewinne. Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Hollande versicherten, alles zu unternehmen, um die Eurozone zu schützen. Das verstärkte die Spekulationen, dass bald entschiedene Schritte zur Bekämpfung der Schuldenkrise unternommen werden könnten.

"Das Denken der Anleger dreht sich derzeit vor allem um mögliche Zentralbankaktionen", sagte ein Händler. Ob es schon bei den Sitzungen von Europäischer Zentralbank und US-Notenbank in der nächsten Woche dazu kommt, bleibt aber fraglich. Die Daten zum Bruttoinlandsprodukt der USA im zweiten Quartal zeichneten nämlich das Bild eines moderaten Wachstums der US-Wirtschaft, was gegen ein baldiges Eingreifen der US-Währungshüter spricht. "Damit setzen die USA ihren Wachstumskurs weiter fort, ohne dass dieser an die Dynamik früherer Aufschwungphasen anknüpfen könnte", meinte Volkswirt Thilo Heidrich von der Postbank. Allerdings verlangsamte sich die Wachstumsdynamik.

Der Euro zog an und lag am frühen Abend bei 1,2368 Dollar. Trotzdem herrschte Skepsis, ob der Anstieg der Gemeinschaftswährung von Dauer ist. "Gegen eine nachhaltige Erholung des Euro spricht, dass nach Draghis Äußerungen die Erwartungshaltung des Marktes an die EZB-Sitzung am Donnerstag jetzt sehr hoch ist", sagte Antje Praefke, Analystin bei der Commerzbank. Sollte die EZB die Hoffnungen der Märkte nicht erfüllen, könnten die Renditen in Spanien und Italien ihren Aufwärtstrend wiederaufnehmen, gab Praefke zu bedenken. Die Renditen für spanische Benchmarkanleihen fielen am Donnerstag unter 7 Prozent, nachdem sie in den vergangenen Tagen bis auf 7,70 Prozent gestiegen waren.

Schwache Zahlen französischer Baustoffkonzerne

Die Berichtssaison setzte sich mit einer ganzen Reihe von Geschäftszahlen fort. Die französischen Baustoffhersteller bekamen die Krise in Europa zu spüren. Nachdem am Vorabend Saint-Gobain enttäuschende Zahlen für das erste Halbjahr präsentiert hatte, legte Konkurrent Lafarge nach und meldete einen Gewinneinbruch im zweiten Quartal. Beide Unternehmen reagieren nun mit Einsparungen und Investitionskürzungen auf die Krise. Die Aktie von Saint-Gobain brach um 10,7 Prozent auf 24,55 Euro ein. Besser sah es bei Lafarge aus. Die Aktie zog um 5,4 Prozent an. Dem Unternehmen war es gelungen, seine Verschuldung abzubauen.

Besser sah es bei L'Oreal aus. Nach einem kräftigen Umsatzwachstum im zweiten Quartal bekräftigte das französische Unternehmen den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Zwar fiel das Wachstum in Europa nur mäßig aus, L'Oreal konnte sich aber auf starke Wachstumsimpulse aus den USA und Asien verlassen. Die Aktie gewann 2,3 Prozent auf 99,54 Euro.

Linde überzeugt erneut

Die Linde-Zahlen kamen gut an. Der Gase- und Anlagenbaukonzern erwies sich einmal mehr als Fels in der Brandung. Dank einer soliden Gasenachfrage und weiterer Einsparerfolge konnte Linde auch im zweiten Quartal bei Umsatz und Gewinn trotz Nachfrageschwäche in einzelnen Märkten zulegen. Die Jahresprognosen bestätigten die Münchener. Die Aktie stieg um knapp 3 Prozent auf 121,50 Euro.

Die Aktie von ThyssenKrupp legte sogar um 4,5 Prozent auf 14,79 Euro zu. Neben der guten Entwicklung anderer Stahlwerte begründete ein Händler die Gewinne mit der am Vorabend mitgeteilten Einführung von Kurzarbeit bei der Tochter Steel Europe. "Einerseits zeigt das die anhaltend schwierige Lage im Stahlsektor, andererseits bedeutet die Maßnahme eine Entlastung für das Unternehmen", meinte der Marktteilnehmer. Dagegen verlor die Aktie der Deutschen Börse fast 2 Prozent auf 14,67 Euro. Die Analysten mehrerer großer Häuser hatten ihre Kursziele zurück genommen.

Die EADS-Aktie glänzte dagegen mit 5,3 Prozent Gewinn auf 29,81 Euro. Nach einem äußerst guten Zweitquartal hatte der Vorstand des Flugzeugbauers seinen Ausblick für Umsatz und Gewinn im Gesamtjahr erhöht.

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July 27, 2012 12:51 ET (16:51 GMT)

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