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Sorgenvolle Blicke auf den Ölpreis.
Nachdem in der vergangenen Woche zwei große Ölproduzenten ihre Förderkürzungen um drei Monate verlängert haben, sind verstärkt Diskussionen um die Auswirkungen von gestiegenen Ölpreisen entstanden. So legte der Preis in den vergangenen Monaten konsequent zu und erreicht mittlerweile mehr als 90 US-Dollar pro Barrel. In der Folge sind die Kraftstoffkosten für Benzin und Diesel in Europa, aber auch in den USA angestiegen, was neue Ängste schürt. Wird der Preisanstieg den Konsum begrenzen und zu einem erneuten Inflationsausbruch führen? Wird insbesondere das bereits schwächelnde China unter dem Anstieg besonders leiden? OPEC+-Staaten mit aussagekräftiger Historie Bei genauerem Hinsehen stellt man schnell fest, dass die Maßnahmen Saudi-Arabiens, Russlands und der restlichen Mitglieder der OPEC+ nicht mehr die gleiche Schlagkraft besitzen wie in der Historie. Denn während sie bereits im Oktober 2022 und im April 2023 freiwillige Produktionskürzungen ankündigten, hatten sie aus zahlreichen Gründen große Schwierigkeiten, ihre angestrebten Produktionsquoten zu erfüllen. Unter anderem werden schon seit längerem Möglichkeiten ausgelassen, da Arbeiterstreiks in Nigeria oder Unterinvestments die volle Ausschöpfung verhindern. Da viele Mitglieder von OPEC+ hiervon betroffen sind, fällt es Saudi-Arabien und Russland nun leicht, die Ölpreise durch zusätzliche freiwillige Produktionskürzungen zu stützen. Schwankendes Angebot Auch wenn kurzfristige Preisschwankungen medial regelmäßig mit derartigen Meldungen erklärt werden, zeigt die längerfristige Entwicklung, dass die Macht des Kartells beschränkt ist. So konnten die gesenkten Ziele die Preise bei weitem nicht zurück auf das Preisniveau von Anfang 2022 katapultieren. Ölpreise für Brent bewegen sich stattdessen innerhalb einer Bandbreite. Gründe hierfür liegen unter anderem darin, dass Ölproduzenten außerhalb der OPEC+ mittlerweile Kürzungen tendenziell ausgleichen. Der weltweit größte Einzelproduzent, die USA, sind mittlerweile bei einem Produktionsrekord von 12,8 Millionen Barrel pro Tag angekommen. Die kanadische Produktion ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen und Analysten schätzen, dass Kanada die Gesamtproduktion in den nächsten zwei Jahren um acht Prozent anheben wird. Brasilien hat im Juli eine Rekordproduktion erreicht, während der wichtigste Produzent des Landes seine Investitionen in Exploration und Produktion erhöht hat. Zwar werden somit nicht jegliche Produktionskürzungen ausgeglichen, doch gestiegene Ölpreise sorgen für höhere Investitionsquoten in neue Produktionsmengen. Nachfrage ohne Schwäche Die Ölnachfrage zeigt trotz einer potenziellen Schwäche Chinas keine Anzeichen eines Rückgangs. So meldete die Internationale Energieagentur im Juni eine rekordhohe, weltweite Nachfrage. Auch auf Jahresbasis werden Rekordwerte vermutet. Eine anhaltend hohe Nachfrage bei gleichzeitig robustem Angebot spricht gegen stark schwankende Ölpreise. Und so verliert der Ölpreisanstieg seinen Schrecken, wenn man ihn in der Perspektive betrachtet: Noch immer sind die Preise weit weg von den Hochpunkten aus dem März 2022. Fazit Höhere Ölpreise sind in der Lage, für Unruhe an den globalen Aktienmärkten zu sorgen. Sie signalisieren jedoch kein grundsätzliches Problem für die globalen Aktienmärkte oder für wirtschaftliche Entwicklungen. Zwar könnten Angebotsschocks folgen, wir halten das jedoch für höchst unwahrscheinlich. Selbst ein längerfristiger Anstieg der Ölpreise wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Schreckens-Szenario für den jungen Bullenmarkt. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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