Alt 27.03.12, 15:35
Standard "QE3" macht Lust auf Aktienkäufe
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FRANKFURT (Dow Jones) - "QE3" lautet am Dienstag das Zauberwort an den europäischen Börsen. Es steht für "Quantitative Easing Teil 3" und bedeutet eine dritte Runde von Wertpapierkäufen durch die US-Notenbank. Auf eine diese setzen Anleger und kaufen daher Aktien und den Euro gegen Dollar. Den DAX treibt die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der Federal Reserve Bank um 0,7 Prozent auf 7.126 Punkte.

Gespeist hat die Erwartung einer erneuten Ausweitung ihrer Wertpapierkäufe niemand anderes als der Fed-Chairman Ben Bernanke. Bereits am Montagnachmittag beklagte der oberste Währungshüter der USA die Lage am Arbeitsmarkt: "Wir können nicht sicher sein, dass das jüngste Tempo der Verbesserung am Arbeitsmarkt anhält", warnte Bernanke. Mittels niedriger Zinsen will die Fed vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit senken.

"Das wurde von den Bullen im Markt schnell als Ankündigung von QE3 gedeutet", sagt der Händler eines US-Brokers. Eigentlich habe Bernanke gar nichts Neues gesagt. Nur habe sich jüngst die Wahrnehmung an den Märkten geändert: Man rechne mittlerweile mit einer leichten Abschwächung der US-Konjunktur. Und genau das schüre die Hoffnung auf viel frisches Geld von der Fed.

"Die geradezu greifbare Enttäuschung Ben Bernankes über das Wachstum der Beschäftigung ist Musik in den Ohren der Märkte", bestätigt Steward Hall von RBC Capital Markets.

Unterstützung erhalten die Optimisten am Markt von der OECD. Die Organisation ist der Meinung, dass die Europäische Zentralbank es der Federal Reserve nachmachen und niedrige Zinsen für einen längeren Zeitraum in Aussicht stellen sollte. Die Fed will die Zinsen bis Ende 2014 niedrig halten.

So stehen die Kursampeln an Europas Börsen wieder auf "Grün". Die Gewinne reichen von 0,2 Prozent in Zürich über 0,5 Prozent in Madrid bis zu 1 Prozent in Wien. Und auch an der Wall Street dürften die Kurse im frühen Handel nochmals leicht zulegen.

Ein erfreuliches Signal gibt es aus Frankreich. Das französische Verbrauchervertrauen ist im März entgegen den Erwartungen von Ökonomen gestiegen. In Paris legt der CAC-40-Index um 0,3 Prozent zu.

Drohende Dollar-Schwemme drückt den Greenback

Nach den Kaufprogrammen QE1 und QE2 der Fed dürfte QE3 eine weitere Dollar-Schwemme bedeuten. Steigt das Angebot an Greenbacks, so fällt der Preis. Der Euro ist am Vormittag zur US-Währung mit 1,3386 Dollar nur knapp an der Marke von 1,34 Dollar gescheitert. Letztmals handelte die Gemeinschaftswährung am 29. Februar über 1,34 Dollar.

Seit dem Tief des Euro zum Dollar vor zwei Wochen hat die Gemeinschaftswährung um 3,5 US-Cent aufgewertet. "Am Devisenmarkt überwiegt erneut die Meinung, dass das Urteil (der Fed) QE3 lauten wird", sagt Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank und rechnet mit weiteren Gewinnen des Euro: "Aus psychologischer Sicht ist nun erst einmal Platz bis zum Februar-Hoch bei 1.3486 Dollar."

Der schwache Dollar treibt den japanischen Aktienmarkt auf immer neue Höhen. Der Nikkei-Index stieg um 2,4 Prozent auf 10.255 Zähler, das ist der höchste Stand seit mehr als einem Jahr. Der feste Yen hilft nach wie vor den japanischen Exporteuren, diese verzeichnen immer größere Wechselkursgewinne.

Risikofreude stützt Finanzwerte und Autosektor

Wie so oft wenn die globale Risikofreude zunimmt, profitieren die Aktien von Banken und Versicherern besonders. Allianz, Commerzbank und Deutsche Bank legen zwischen 0,8 und 1,4 Prozent zu. Auch Papiere der stark von der Konjunktur abhängigen Automobilhersteller werden gekauft. Daimler gewinnen 1 Prozent und VW 1,8 Prozent.

Lufthansa sind nach einer Analystenempfehlung mit einem Plus von 3,3 Prozent der größte Kursgewinner im DAX. J.P. Morgan hat die Aktie auf "Übergewichten" von "Neutral" hoch gestuft. Ein Streik der Gewerkschaft ver.di an deutschen Flughäfen lässt die Aktie gänzlich kalt. Wegen des Streiks fallen in Frankfurt 430 Flüge aus. Die Lufthansa streicht weltweit rund 400 Verbindungen. Fraport-Aktien steigen um 0,8 Prozent.

Aktien von Hochtief fallen um mehr als 6 Prozent zurück. Die australische Hochtief-Tochter Leighton steht offenbar kurz vor einer Gewinnwarnung. Der Handel der Leighton-Aktie wurde am Dienstag auf Antrag des Unternehmens für zwei Tage ausgesetzt, was für Gerüchte um eine Gewinnwarnung sorgt.

Henkel verteuern sich um 1,3 Prozent. Morgan Stanley hat die Aktie gleich um zwei Stufen auf "Übergewichten" von "Untergewichten" erhöht.

Aktien von Singulus steigen um 6 Prozent. Der Hersteller von Produktionsanlagen für Datenträger ist im vergangenen Jahr wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, nachdem 2010 noch ein Verlust von rund 80 Millionen Euro zu Buche stand.

Der Pharmagroßhändler Celesio ist im vergangenen Jahr mit einem Gewinn von 237 Millionen Dollar um 19 Millionen Euro unter der Konsensprognose von Analysten geblieben. Die Aktie fällt um 2 Prozent.

Ein Medienbericht über einen Teilverkauf der Royal Bank of Scotland (RBS) an Abu Dhabi lässt den Kurs der schottischen Traditionsbank um 6,2 Prozent anziehen. In deren Fahrwasser verteuern sich auch Barclays um 2,2 Prozent.

DJG/bek/kko

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