FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch mit einem deutlichen Minus den Handel beendet. Richtungsgeber für den Handelstag waren die Aussagen der US-Notenbanker im Anschluss an ihre Sitzung am Dienstagabend. Dabei hatten sie deutlich gemacht, dass sie der Realität einer sich abschwächenden Wirtschaftsdynamik entgegensehen. Obgleich konkrete Aussagen zu geldpolitische Maßnahmen der Federal Reserve ausgeblieben waren, werden die Hinweise der Notenbanker als Vorbereitung für eine weitere quantitative Lockerung ("QE2") gewertet. Damit würde die US-Notenbank noch einen Schritt weiter gehen, denn Quantitative Easing 2 würde eine Ausweitung der Geldmenge bedeuten. Die Analysten der Citigroup sind überzeugt, dass es zu QE2 keine Alternative gibt, da die wirtschaftliche Erholung in den USA nicht ausreichend sei.

Der Dollar reagierte mit diesen Aussagen leichter zur Europäischen Gemeinschaftswährung. Anleger trennten sich von ihren Aktien, der DAX beendete den Handelstag mit einem Minus von 1,1% oder 68 Punkten bei 6.208,33. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 127,7 (Vortag: 101,7) Mio Aktien im Wert von rund 3,87 (Vortag: 3,65) Mrd EUR.

Größter Verlierer im DAX waren Siemens, die Aktien gaben um 2,8% auf 77,16 EUR nach. Siemens wird im laufenden Quartal auf den Wert seiner Medizintechniksparte voraussichtlich bis zu 1,4 Mrd EUR abschreiben. Die Wertminderung stehe im Zusammenhang mit einer Neubewertung der eigenen mittelfristigen Wachstumserwartungen und langfristiger Marktentwicklungen in der Labordiagnose. Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2009/10 wird davon laut Siemens nicht berührt. Dies war nach Aussage von J.P.Morgan (JPM) allerdings keine Überraschung. Bereits zuvor habe Siemens angedeutet, dass eine Abschreibung notwendig sein könnte.

Unter den Verlierern im DAX sind auch Lufthansa zu finden, die Aktie fiel um 1,9% auf 13,40 EUR. "Der Markt hat gestern etwas zu euphorisch auf die IATA-Prognose reagiert", so ein Händler. Der internationale Luftfahrtverband habe zwar seine Prognose für das laufende Jahr erhöht, "bei genauerem Hinsehen wurden aber darüber hinaus aber nur die Unsicherheiten betont", sagt der Händler.

Trotz eines Dementis von Daimler wurde die Aktie durch einen Bericht in der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" belastet. Die Zeitung hatte berichtet, dass Daimler an der von Fiat bald ausgegliederten Fiat Industrial SpA interessiert sei. "In unserer Branche spricht jeder mit jedem - auch über Kooperationen", sagte eine Sprecherin des Stuttgarter DAX-Konzerns. Es gebe aber keine Verhandlungen mit Fiat über das Industriegeschäft der Turiner, zu dem auch die Lkw-Tochter Iveco gehört. Daimler beendeten den Tag mit einem Minus von 1,7% bei 44,85 EUR.

Deutlich ins Plus drehten gegen Mittag die Aktien von BASF nach der erhöhten Absatzprognose 2010. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters erklärte CEO Jürgen Hambrecht, durch die starke chinesische Nachfrage könnte auch das dritte Quartal über den Markterwartungen liegen. Die Nachfrage sei auch über die Sommermonate hin stark gewesen, obwohl der Chemie-Sektor üblicherweise sein schwächstes Quartal in der Sommerzeit habe. BASF schlossen mit einem Plus von 0,7% bei 45,58 EUR.

Ebenfalls auf der Gewinnerseite standen Infineon mit einem Plus von 2,7% auf 4,85 EUR. Der Technologiekonzern hatte am Dienstag die Jahresprognose erhöht. Für das noch bis Ende September laufende vierte Quartal geht der Halbleiterhersteller nun von einer Umsatzsteigerung von etwa 15% gegenüber dem Vorquartal aus. Zuvor war von einem Zuwachs im einstelligen Prozentbereich die Rede gewesen. Danach hat Exane BNP ihr Kursziel für Infineon auf 7,30 EUR erhöht. Die Aktie biete nach ihrer Einschätzung weiterhin eine exzellente Kaufgelegenheit, da das neue Risikoprofil des Unternehmens noch nicht eingepreist sei.

Deutsche Bank zeigten sich von den massiven Verkäufen am Dienstagabend erholt. Vom optisch hohen Minus von 8,3% dürfe man sich nicht täuschen lassen, tatsächlich notierten sie leicht im Plus, heißt es im Handel. "Der Aktienkurs heute muss plus Bezugsrecht von 4,03 EUR gerechnet werden", sagte ein Händler. Die Aktie verlor indes nur 3,74 EUR auf 41,02 EUR.

DJG/thl/raz

Copyright (c) 2010 Dow Jones&Company, Inc.