FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag nach deutlichen Gewinnen auf Tageshoch geschlossen. Mit dem Sprung über 5.600 Punkte könnte der Seitwärtshandel der vergangenen Wochen beendet worden sein und eine stärkere Erholung greifen, meinten Händler. Die EZB hat den Anlegern jedenfalls keine Steine in den Weg gelegt. Zwar sind die Zinsen nicht gesenkt worden, doch mit der Begebung eines Zwölf- bzw Dreizehnmonatstenders und einem neuen Kaufprogramm für Covered Bonds hat die EZB weitere Schritte zur Liquiditätsversorgung der Banken getroffen.

Der DAX zog nach einem volatilen Handel um 3,2% oder 172 auf 5.645 Punkte an. Das Tagestief lag bei 5.466 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 210,8 (Vortag: 178,8) Mio Aktien im Wert von rund 4,42 (Vortag: 3,71) Mrd EUR. Noch stärker ging es im MDAX nach oben, der um 4,1% bzw 332 auf 8.399 Punkte stieg.

"Die EZB hat die im Vorfeld der Sitzung an sie gestellten Erwartungen erfüllt", meinte Volkswirt Thilo Heidrich von der Postbank. Ob bald eine Zinssenkung erfolgt, gilt dagegen als unsicher. "Ein klares Signal für eine Zinssenkung im November, wenn die EZB erstmals unter der Führung des Italieners Mario Draghi tagen wird, hat es unserer Ansicht nach nicht gegeben", heißt es in einem Kommentar der Volkswirte der Helaba.

Die Aktien der Banken und Versicherer waren naturgemäß die Profiteure der EZB-Maßnahmen. Allianz stiegen um 5,9% auf 76,02 EUR, während Commerzbank um 3,9% auf 1,85 EUR kletterten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zudem eine mögliche Banken-Kapitalisierung als "vernünftig investiertes Geld" bezeichnet.

Gefragt waren auch die zyklischen Werte. HeidelbergCement rückten um 4,9% auf 27,37 EUR vor. Der Wettbewerber Asia Cement hatte für die ersten neun Monate des Jahres einen Gewinnanstieg von 450% binnen Jahresfrist vermeldet. HeidelbergCement ist stark in der asiatisch-pazifischen Region engagiert. ThyssenKrupp schossen im Sog starker Rohstoff- und Stahlwerte um 9,4% auf 19,70 EUR nach oben und waren damit Tagesgewinner im DAX. Das Unternehmen will zudem seine Position in China stärken.

Lufthansa neigten mit nahezu unveränderter Tendenz dagegen zur Schwäche. Die Analysten der Credit Suisse hatten die Aktien der Luftfahrtgesellschaft auf "Neutral" von "Outperform" herabgestuft. Deutsche Börse kamen ebenfalls nicht vom Fleck. Die EU hatte dem Börsenbetreiber offiziell ihren Widerspruch gegen die geplante Fusion mit der NYSE zugestellt. Zu Einzelheiten äußerte sich die Deutsche Börse allerdings nicht. "Das führt zu Unsicherheit, und Unsicherheit ist schlecht für den Kurs", sagte ein Händler.

Auch im MDAX legten zahlreiche Werte kräftig zu. Gerresheimer sprangen um 4,5% auf 30,67 EUR. Wegen des starken Erlösanstiegs im dritten Quartal hat der Spezialist für Pharmaverpackungen seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben. TUI legten gar um 11,2% auf 4,27 EUR zu. Morgan Stanley hatte die Aktie auf "Overweight" von zuvor "Equalweight" heraufgestuft.

Den Anstieg der BayWa-Aktie um 10,4% auf 32,82 EUR begründete ein Händler mit zuversichtlichen Aussagen, die das Unternehmen auf seinem Investorentag abgegeben hatte. Es sei herausgestellt worden, dass das laufende Geschäftsjahr sich planmäßig entwickele und weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Profitabilität angestrebt werden.

Gefragt waren auch die Solarwerte. Händler führten die Käufe auf einen Bericht im "Handelsblatt" zurück, dem zufolge eine Atomstiftung eingerichtet werden könnte, um Investitionen in Milliardenhöhe in erneuerbare Energien zu sichern. Solarworld zogen um 11,1% auf 3,25 EUR an.

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