FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Freitag nach den hohen Kurseinbußen im Verlauf der Woche etwas erholt. Händler sprachen von einer technischen Reaktion. Ob die Korrektur damit schon vorbei ist, bleibe abzuwarten und hänge maßgeblich von der weiteren Entwicklung in Libyen ab. Eine erneuten stärkeren Rückschlag werde es aber wohl nicht mehr geben.

"Die freundlichen Konjunkturperspektiven, die gute Verfassung der moderat bewerteten Konzerne sowie die üppige Liquiditätsausstattung bilden ein solides Fundament", stellten die Experten die Landesbank Berlin fest. Der DAX gewann 0,8% oder 55 Punkte auf 7.185. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 112,7 (Vortag: 136,0) Mio Aktien im Wert von rund 3,34 (Vortag: 4,7) Mrd EUR.

Getragen wurde die Erholung vom Automobilsektor. Am Nachmittag überraschte VW mit hervorragenden Zahlen. 2010 hat Europas größter Automobilkonzern unter dem Strich mit 6,8 Mrd EUR gut sieben mal so viel wie im Vorjahr verdient. Die Angaben zu Umsatz und Nachsteuerergebnis seien beeindruckend ausgefallen, meinte ein Analyst. Hieran dürfte das China-Geschäft einen gewichtigen Anteil gehabt haben. Der Ausblick habe der zurückhaltenden, konservativen Wortwahl des Automobilherstellers entsprochen. Die Aktie schoss um 6,2% auf 119,40 EUR nach oben.

MAN waren mit plus 4,3% auf 89,50 EUR ebenfalls gefragt. MAN und VW profitierten laut Händlern auch von der Spekulation auf eine baldige Übernahme von MAN durch Scania. Deutsche Telekom büßten dagegen nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen 1,8% auf 9,74 EUR ein. Analysten bemängelten unerwartet hohe Belastungen durch Beteiligungen in Rumänien, Griechenland und Albanien sowie Kundenverluste im US-Mobilfunkgeschäft.

Nach dem schwachen Ausblick von RWE am Donnerstag wurden Versorger weiterhin gemieden. RWE gaben um weitere 0,3% auf 49,22 EUR nach und E.ON um 0,7% auf 23,69 EUR. Deutsche Börse legten dagegen angesichts steigender Handelsumsätze um 1,3% auf 55,85 EUR zu.

Im MDAX erholten sich zahlreiche der zuvor gefallenen zyklischen Werte deutlich. So rückten Gildemeister um 4,5% auf 15,90 EUR vor. EADS verloren dagegen 1% auf 20,65 EUR. Im Wettstreit um den milliardenschweren Tankflugzeugauftrag der US-Luftwaffe hat das Unternehmen gegen Boeing den Kürzeren gezogen. Der Vorschlag einer überraschend hohen Dividende ließ wiederum die Aktie von Fuchs Petrolub um 2,7% auf 98,77 EUR anziehen. Da die wichtigsten Eckdaten für 2010 schon bekannt gewesen seien, hätten die übrigen Zahlen keine Überraschungen enthalten, merkten Analysten an.

Die Investmentgruppe Warburg Pincus hält einer Mitteilung vom Berichtstag zufolge nun 5,29% an der United Internet AG und zählt damit zu den größten Aktionären des Internet-Dienstleisters. United Internet zogen um 4,2% auf 12,28 EUR an. ADVA gewannen dank einer Empfehlung der Deutschen Bank 7,2% auf 6,69 EUR. Nordex setzten ihren Aufwärtstrend fort und rückten um 5,9% auf 6,63 EUR vor.

DJG/mif/gei

Copyright (c) 2011 Dow Jones&Company, Inc.