Alt 24.05.13, 10:04
Standard Börse Tokio sucht mit wilden Ausschlägen die Richtung
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Nach dem Schwarzen Donnerstag sind die Börsianer in Tokio auf der Suche nach Orientierung. Nach einer Berg und Talfahrt und zwischenzeitlich heftigen Verlusten hat die Tokioter Börse am Freitag mit einem Plus von 0,9 Prozent auf 14.612 Punkte geschlossen. Insgesamt erstreckte sich zwischen Tageshoch und Tagestief eine Spanne von mehr als 1.000 Punkten.

Gestützt von einem wieder etwas schwächeren Yen, positiven Konjunkturdaten aus Europa und vom US-Immobilienmarkt war der Handel zunächst mit Aufschlägen von gut 3 Prozent auf 14.953 Punkte gestartet. Drehte dann aber abrupt in die Verlustzone und sackte zwischenzeitlich sogar bis auf 3,3 Prozent ins Minus. Eine Schlussrally hievte den Nikkei dann doch noch ins Plus.

Etwas Rückendeckung bekam die Tokioter Börse von positiven Konjunkturimpulsen aus Europa und den USA vom Vortag. In der Eurozone lag der Einkaufsmangerindex sowohl für das Verarbeitende Gewerbe als auch für den Dienstleistungssektor im Mai über den Erwartungen. In den USA hat sich der Anstieg der Hauspreise im März stärker als erwartet beschleunigt. Auch die Zahl der Neubauverkäufe stieg im April stärker als prognostiziert.

"Nach dem Sturzflug am Donnerstag dürfte der Nikkei seine Kursschwankungen noch eine Weile fortsetzen bevor die Ausschläge wieder geringer werden", erwartet Senior-Stratege Toshihiko Matsuno von SMBC Friend Securities. Trotz der großen Kursverluste am Vortag bleibe der Aufwärtstrend angesichts der erwarteten soliden Erholung der US-Konjunktur und der lockeren Geldpolitik der japanischen Notenbank insgesamt intakt, sagte Analyst Hiroichi Nishi von SMBC Nikko Securities.

Parallel zum japanischen Nikkei-Index schwankte auch der Kurs des Yen stark. Nachdem der US-Dollar im frühen Handel noch bis auf 102,58 Yen zugelegt hatte, sank er im Handelsverlauf immer weiter auf ein Tagestief von 101,08 Yen. Aktuell geht er aber schon wieder mit knapp 102 Yen um.

Die Commerzbank zeigt sich davon überzeugt, dass der Yen weiter abwerten wird. Kurzfristige Korrekturen wie die jüngste Aufwertung zum US-Dollar empfehlen die Währungsstrategen als Einstiegsmöglichkeit in den Dollar. Seit November 2012 habe der Yen über 30 Prozent abgewertet und sei daher reif für eine Korrektur gewesen. Positiv sei, dass sich die Rendite 10-jähriger japanischen Staatsanleihen wieder von der 1,0-Prozent-Marke entfernt habe - doch sei dies massiver Eingriffe der japanischen Notenbank BoJ zu verdanken gewesen.

Am japanischen Anleihemarkt haben sich die Renditen am Donnerstag weiter stabilisiert. Nachdem die japanische Notenbank am Donnerstag erneut massiv zugeschlagen hatte und Anleihen mit einer Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren im Volumen von 6,8 Milliarden Dollar gekauft hatte, war die Rendite für zehnjährige Papiere auf 0,833 Prozent von zuvor rund 1 Prozent gesunken und verharrte am Freitag auf diesem Niveau.

Ein stabiler Anleihemarkt sei für die japanische Notenbank von hoher Bedeutung, sagte der Gouverneur der japanischen Notenbank Haruhiko Kuroda am Freitag. Um dies zu gewährleisten wolle die Notenbank flexibel vorgehen und zudem die Kommunikation mit dem Markt verbessern. Zu den tagesaktuellen Bewegungen an den japanischen Finanzmärkten wollte er sich unterdessen nicht äußern, sagte aber, die Notenbank habe keine konkreten Ziele für den Aktienmarkt oder den Yen im Auge.

"Angesichts der dramatischen Kursschwankungen am Donnerstag, waren die Aktionen der Notenbank erfolgreicher als erwartet", sagte Senior-Stratege Maki Shimizu von der Citigroup. Die Tatsache, dass die Notenbank erfolgreich am Markt operiert habe, dürfte wieder für mehr Sicherheit sorgen.

Gestützt den wieder gesunkenen langfristigen Renditen gewannen am Aktienmarkt Banken-, Finanz- und Immobilienwerte. So legten die Aktien von Mitsubishi Estate um 1,9 Prozent und Daiwa Securities um 3,9 Prozent zu. Gefragt waren zudem die Anteilsscheine der Fluglinie ANA. Sie stiegen um 4 Prozent und reagierten damit positiv auf die für Sonntag geplante Wiederinbetriebnahme des Dreamliners. Belastet von dem wieder etwas festeren Yen standen dagegen die Papiere exportorientierter Unternehmen unter Abgabedruck.

Während es in Sydney weiter belastet von den jüngsten schwachen Konjunkturzahlen aus China und dem drohenden Ende der ultralockeren US-Geldpolitik erneut deutlich bergab ging, legten die Börsen in Seoul und Shanghai etwas zu. Beim Shanghai-Composite sorgten Hoffnungen auf Förderprogramme der chinesischen Regierung für ein Plus von 0,5 Prozent. Premierminister Li hatte in einem Artikel in der Neuen Züricher Zeitung marktorientierte Reformen angedeutet. Gestützt vom boomenden U-Bahn-Ausbau in den großen chinesischen Städten waren Aktien von Eisenbahnausrüstern gefragt. China CNR gewannen 2,3 Prozent und CSR legten 1,7 Prozent zu.

Am australischen Aktienmarkt ging es um 1,6 Prozent nach unten. Belastet von Sorgen über eine nachlassende Nachfrage aus China gaben Rohstoffwerte weiter nach. Rio Tinto verloren 1,1 Prozent und BHP Billiton 1,5 Prozent. Aufwärts ging es dagegen für Newcrest Mining. Sie legten um 3,9 Prozent und profitierten vom wieder gestiegenen Goldpreis. Nachdem das Edelmetall am Donnerstag im Tagestief noch für 1.357 Dollar zu haben war, kostet es aktuell 1.391 Dollar.

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