Alt 23.05.13, 12:33
Standard Börse in Tokio stürzt um 7,3 Prozent ab
Beitrag gelesen: 422 x 

Die Vorzeichen einer geldpolitischen Zeitenwende in den USA haben am Donnerstag an den ostasiatischen Finanzmärkten für teils heftige Verwerfungen gesorgt. Nach ihrer rasanten Rally der vergangenen Monate stürzten die Kurse an der Tokioter Börse am Donnerstag regelrecht ab. Nachdem der Nikkei-Index im frühen Handel noch um 300 Punkte gestiegen war, schloss er mit einem satten Verlust von über 1.100 Punkten auf 14.484 Punkte. Das entspricht einem Minus von 7,3 Prozent.

Die US-Notenbank hatte am Mittwoch angedeutet, ihre Anleihekäufe möglicherweise zurückzufahren und damit weltweit für Verunsicherung unter den Anlegern gesorgt, die in einem ersten Reflex offenbar deutlich risikoscheuer geworden sind. Zusätzlich sorgten der Rückgang beim HSBC-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe Chinas und ein deutlich erholter Yen für Verunsicherung und den größten Ausverkauf seit der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011.

Angesichts der satten Gewinne - der Nikkei hatte vor dem Einbruch am Donnerstag seit Jahresbeginn gut 50 Prozent gewonnen - dürften vor allem aber auch Gewinnmitnahmen eine gewichtige Rolle gespielt haben - sowohl am Aktienmarkt, als auch beim Yen.

Der vorläufige HSBC-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist im Mai auf 49,6 Punkte gefallen und damit auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Der Rückgang auf unter 50 deutet zudem auf eine schrumpfende Industrie hin. Im April lag der Index noch bei 50,4 Punkten.

Unter Abgabedruck standen in Tokio insbesondere zinssensible Aktien. Nachdem die Rendite für zehnjährige japanische Staatsanleihen auf über 1 Prozent gestiegen ist, verloren beispielsweise Nomura Real Estate 11,5 Prozent und Aiful 12,9 Prozent.

Auch an den anderen Börsen der Region fielen die Verluste kräftig aus. In Sydney ging es um 2 Prozent bergab. Die Anzeichen für eine Verlangsamung des Wachstums in China und damit verbundene Sorgen vor einem Nachlassen der Nachfrage nach Rohstoffen sorgten insbesondere bei Minenwerten für Verluste. Die Papiere von Rio Tinto verloren 2,1 Prozent und die Anteilsscheine von Fortescue Metals sogar 2,8 Prozent.

In Schanghai fiel das Minus mit 1,2 Prozent fast schon verhalten aus angesichts des enttäuschend ausgefallenen HSBC-Index. Händler sprachen nach den schwachen Konjunkturdaten von Hoffnungen auf Förderprogramme der chinesischen Regierung. Dies habe den Markt zumindest etwas gestützt. Unter Abgabedruck standen dennoch konjunktursensible Bau- und Rohstoffwerte. Die Papiere von China Coal verloren 4,1 Prozent und Huaxin Cement 3,4 Prozent.

"Die sich abkühlende Produktionstätigkeit im Mai spiegelt die verlangsamte Binnennachfrage wieder und anhaltenden Gegenwind von außen", sagte Qu Hongbin, Volkswirt bei der Bank HSBC. "Die weiteren Anzeichen einer Flaute auf dem Arbeitsmarkt verlangen nach mehr Unterstützung von Seiten der Politik. Peking hat noch finanzielle Munition, um das zu tun", sagte Qu.

Am Devisenmarkt zog der Yen gegenüber dem US-Dollar parallel zum Absturz beim Nikkei-Index kräftig an. Nachdem der Greenback am Mittwoch mit über 103,70 Yen so teuer war, wie seit Oktober 2008 nicht mehr, verbilligte er sich auf zuletzt 100,94 Yen. Grund für den Anstieg seien ähnlich wie am Aktienmarkt vor allem auch Gewinnmitnahmen gewesen, sagte Händler Kuniyuki Hirai von der Bank of Tokyo-Mitsubishi.

Zudem hätten auch die anziehenden Anleihen-Renditen für einen Anstieg der japanischen Währung gesorgt. Mit dem australischen Dollar ging es dagegen weiter bergab. Er kostete zuletzt 0,9646 Dollar und rutschte damit auf ein neues Jahrestief.

Kontakt zum Autor: hans.bielefeld@dowjones.com

DJG/DJN/hhb

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 21:31 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]