FRANKFURT (Dow Jones) - Die unter dem Strich als geglückt zu wertende Umschuldung Griechenlands lässt die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Freitagmittag weitgehend kalt. "Zum einen hat die Börse den Forderungsverzicht schon am Vortag mit einem kräftigen Schluck aus der Pulle gefeiert. Zum anderen ist noch nicht klar, ob Athen sich sträubende private Gläubiger tatsächlich zur Teilnahme zwingen wird", sagt ein Händler. Bis 12.54 Uhr steigt der DAX um 0,3 Prozent oder 20 auf 6.854 Punkte.

Am Morgen hat die griechische Regierung die Annahmequote ihres Angebots zum Umtausch von Staatsanleihen vorgelegt, 83,5 Prozent der privaten Gläubiger haben demnach dem Forderungsverzicht zugestimmt. Allerdings hatten die Hellenen 90 Prozent angestrebt, weshalb die Regierung angekündigt hat, unwillige Privatgläubiger durch so genannte Collective Action Clauses (CAC) zur Beteiligung zu zwingen. Dadurch ergebe sich eine Quote von 95,7 Prozent des ausstehenden Kapitals, gleichzeitig - darin sind sich Beobachter einig - trete damit aber auch die Zahlungspflicht für die Kreditausfallversichungen (CDS) ein. Dies hat die Politik bislang nahezu verzweifelt zu verhindern versucht.

Das Risiko ausgelöster CDS hält Christian Weber, Kreditanalyst bei UniCredit, dabei für überschaubar. Gegeneinander aufgerechnet lägen die Positionen lediglich noch bei knapp 3 Milliarden Euro. Theoretisch bestehe zwar noch die Gefahr einer schiefen Verteilung über die einzelnen Häuser hinweg. Nach den Einblicken, die die Regulierer in die Bücher der Kreditinstitute gehabt hätten, sei es allerdings unwahrscheinlich, dass Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt würden. Auch das Ansteckungsrisiko für andere Staaten in der Peripherie des Euroraums sei angesichts der vorhandenen Liquidität überschaubar.

"Uns wäre wohler, Europäische Union, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds würden Athen hier Einhalt gebieten und stattdessen argumentieren, dass eine Erreichung der Konsolidierungsziele auch mit einem Umtausch von weniger als 90 Prozent kompatibel sein kann", heißt es hingegen von den Analysten der NordLB. Daher warten Börsianer gespannt auf die Beratungen der Finanzminister des Gemeinsamen Währungsgebiets am frühen Nachmittag, bei denen auch dieses Thema auf der Agenda stehen dürfte.

Darüber hinaus will die International Swaps and Derivatives Association (ISDA) entscheiden, ob nach der bislang weltweit größten Restrukturierung von Verbindlichkeiten die CDS greifen. Aber auch die andere Seite des Atlantiks liefert Themen, die US-Arbeitsmarktdaten stehen dort im Fokus der Aufmerksamkeit. Ökonomen rechnen damit, dass in den USA im Februar 213.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft entstanden sind.

Unter den Einzelwerten überwiegen im Bankensektor die Minuszeichen. Die Branchenpapiere hatten die Griechenlandumschuldung bereits am Vortag vorweggenommen. Deutsche Bank verlieren 0,3 Prozent auf 35,37 Euro und Commerzbank 1,2 Prozent auf 1,87 Euro. Gesucht sind dagegen vor allem Linde. Mit einem Plus von 4,6 Prozent auf 131,85 Euro sind die Aktien des Gaseherstellers nicht nur bislang Tagessieger unter den heimischen Standardwerten, sondern haben mit 131,90 Euro auch ein frisches Allzeithoch markiert. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn habe Linde im vergangenen Jahr die Erwartungen übertroffen, sagt DZ-Bank-Analyst Peter Spengler. Auch die Dividende von 2,50 Euro sei höher ausgefallen als die Schätzung von 2,40 Euro. Der optimistische Ausblick auf das laufende Jahr liege im Rahmen der Erwartungen.

Merck KGaA verteuern sich um 2,1 Prozent auf 78,41 Euro. Die Analysten der Deutschen Bank haben die Aktien des Pharma- und Spezialchemieunternehmens zum Kauf empfohlen. Der Markt mache sich ein zu pessimistisches Bild von Gewinnwachstum und Produkt-Pipeline der Darmstädter, heißt es.

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