Alt 07.03.12, 18:26
Standard XETRA-SCHLUSS/Freundlich -Hoffen auf Schuldenschnitt der Griechen
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FRANKFURT (Dow Jones) - Mit freundlicher Tendenz hat sich der DAX am Mittwoch aus dem Handel verabschiedet. "Nach über 3 Prozent Kursrutsch gestern war die Erholung aber etwas mau", konstatierte ein Händler. Der DAX legte um 0,6 Prozent oder 38 auf 6.671 Zähler zu. Vor allem Automobil- und Finanztitel erholten sich von den Vortagsverlusten. Gute US-Konjunkturdaten, aber schlechte aus der Eurozone bremsten die Kaufanreize. Zudem stand der Markt weiter im Bann des griechischen Schuldenschnitts. Die deutschen Renten-Terminkontrakte sprangen zwischenzeitlich sogar auf ein weiteres Allzeithoch, der Euro drohte kurzfristig unter die Marke von 1,31 Dollar zu rutschen.

Gebremst wurde die Erholung am deutschen Aktienmarkt von der Unsicherheit über die Beteiligung der Privatgläubiger am Schuldenschnitt für Griechenland. Bisherige Hochrechnungen über die Mitglieder des Bankenverbands IFF deuteten eine Beteiligung von 40 Prozent an, nötig wären aber mindestens 66 Prozent. Die griechische Regierung geht nach ihrer eigenen Kalkulation von einer Annahmequote zwischen 75 und 80 Prozent aus. "Bis die Entscheidung am Donnerstag fällt, muss der Markt aber mit der Unsicherheit leben", sagte ein Händler. Der Markt dürfte bis zur endgültigen Bekanntgabe "je nach vermeldeten Prozenten" der Gläubigerbeteiligung handeln. Für eine kleine Schlussrally bei Aktien und Euro sorgte daher am Abend ein Bloomberg-Bericht, wonach die Quote schon bei 58 Prozent liegen soll.

Rückenwind für die Pessimisten lieferten dagegen schwache Konjunkturdaten aus Euro-Land: So fielen in Deutschland die Auftragseingänge im Januar. Anstelle einer Prognose von plus 0,7 Prozent zum Vormonat rutschten sie um 2,7 Prozent ins Minus. Die Auslandsaufträge brachen sogar um 5,5 Prozent ein. In Spanien fiel die Industrieproduktion im Januar deutlich stärker als erwartet.

Umgekehrt überzeugte der ADP-Arbeitsmarktbericht aus den USA. Mit 216.000 neugeschaffenen Stellen im Privatsektor deutete er weiter auf eine Erholung im US-Markt. Der ADP-Bericht gilt als wichtiger Indikator für den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag. Auch die US-Produktivität im vierten Quartal wurde auf 0,9 Prozent nach 0,7 Prozent hochrevidiert.

Die Verlierer vom Vortag führten die Erholung an: Aktien der Automobilhersteller, der Rohstoffproduzenten und der Anbieter von Industriegütern zogen wieder an. Unter anderem stiegen Deutsche Bank um 2 Prozent, BMW um 1,9 Prozent, HeidelbergCement um 3 Prozent und Siemens um 1,1 Prozent. Commerzbank schlossen 4,2 Prozent höher bei 1,84 Euro. Der staatliche Rettungsfonds SoFFin gab wie erwartet bekannt, einen Teil seiner stillen Beteiligung in Aktien zu tauschen. Damit wird er weiter seinen Anteil bei stabil 25 Prozent plus einer Aktie an der Bank halten. Ins Minus rutschten dagegen die Versorgerwerte, die sich am Vortag noch dem Ausverkauf entgegenstemmen konnten.

Unternehmensergebnisse rückten angesichts der angespannten Lage an den Finanzmärkten etwas in den Hintergrund. So schlossen Lufthansa nach Vorlage von Geschäftszahlen für 2011 unverändert bei 10,02 Euro. Das operative Ergebnis lag im erwartet guten Rahmen. Nur der Nettogewinn rutschte wegen des Verkaufs von British Midland (bmi) leicht ins Minus. Dennoch wird Lufthansa 0,25 Euro an Dividende auszahlen.

Aktien von adidas zählten mit einem Abschlag von 3 Prozent auf 56,00 Euro zu den größeren Verlierern im DAX. Der Konzern ist im vierten Quartal beim Gewinn um 18 Millionen Euro hinter der Konsensprognose von Analysten zurückgeblieben. Den Ausblick von adidas für das laufende Jahr werten die Analysten von Silvia Quandt als schwächer als die der Kontrahenten Nike und Puma.

Die Geschäftsergebnisse des Stahlhändlers Klöckner & Co deckten sich weitgehend mit den Schätzungen von Analysten. Klöckner & Co legten um 1 Prozent zu auf 10,51 Euro. Der Medienkonzern Axel Springer hat im vergangenen Geschäftsjahr die Konsensprognosen von Analysten ebenfalls in etwa erfüllt. Die Aktie legte um 1,2 Prozent zu auf 36,44 Euro. Sky Deutschland wurden von einer Hochstufung auf "Kaufen" durch die Citigroup um 6,9 Prozent auf 2,02 Euro nach oben getrieben.

Bei Solarwerten riss die Serie schlechter Nachrichten nicht ab. So brachen Solarhybrid fast 60 Prozent ein auf 1,02 Euro. Der Projektentwickler hatte in einer dramatischen Adhoc mitgeteilt, aufgrund der Subventionskürzungen Projekte einstellen zu müssen. Darüber hinaus seien durch die Regierungspläne "das gesamte Geschäftsmodell der Solarhybrid in Deutschland infrage gestellt".

"Nimmt man die Warnungen von SMA Solar, centrotherm und den Zustand von Q-Cells dazu, klingt die Adhoc nur noch wie ein Schwanengesang auf die künftig ehemalige Solarindustrie in Deutschland", so ein Händler. centrotherm brachen im TecDAX um weitere 9 Prozent ein, Phoenix Solar fielen um 5,5 Prozent und SMA Solar um 2,5 Prozent.

DJG/mod/flf

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