Alt 06.03.12, 17:22
Standard XETRA-SCHLUSS/Kursrutsch - Anleger stellen Gewinne sicher
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Angst vor einem Scheitern des griechischen Schuldenschnitts hat am Dienstag zu deutlichen Verlusten am deutschen Aktienmarkt geführt. Der DAX fiel um 3,4 Prozent oder 233 auf 6.633 Punkte, es war der höchste Tagesverlust im laufenden Jahr. "Es mehren sich die Stimmen, die nicht daran glauben, dass ausreichend private Gläubiger dem Deal zustimmen. Die Angst davor dominiert heute alles", sagte ein Aktienhändler. "Momentan sind überall Verkäufe in risikobehafteten Investements, die gut gelaufen sind, zu beobachten", meinte ein anderer Markteilnehmer. Die Sorge einer unkontrollierten Insolvenz Griechenlands sei noch nicht ausgeräumt. Wegen der Unwägbarkeiten seien die Gewinne der Vorwochen zunächst einmal sicher gestellt worden.

Das zeigte sich auch am Bund-Future, der ein neues Allzeithoch erreichte. Deutsche Anleihen wurden ihrem Ruf als sicherer Anlagehafen damit einmal mehr gerecht. Die Umsätze am Aktienmarkt zackten nach oben. Gehandelt wurden an DAX-Titeln auf Xetra rund 213,8 (Vortag: 169,7) Millionen Aktien im Wert von rund 4,53 (Vortag: 2,89) Milliarden Euro. Eine Trendwende droht aber noch nicht. So beeindruckend das Minus von 3,4 Prozent aussieht, so überschaubar ist es nach rund 1.400 Punkten Gewinn seit Mitte Dezember.

Erhebliche Kursverluste mussten die Bankenaktien hinnehmen. Sollten weniger als zwei Drittel der Privatgläubiger der vereinbarten Umschuldung für Griechenland zustimmen, dann sei der gesamte Rettungsplan für das Land in Gefahr, meinten Experten der Deutschen Bank. In diesem Fall könnte Griechenland die Gläubiger nicht zur Umschuldung zwingen. Die privaten Inhaber griechischer Staatsanleihen haben bis Donnerstag Zeit, sich zu entscheiden.

Der Verband der internationalen Finanzwirtschaft (IIF), der stellvertretend den Schuldenerlass mit der griechischen Regierung ausgehandelt hat, hat ein düsteres Bild für den Fall gezeichnet, dass der Schuldenschnitt nicht zustande kommt: Der IIF rechnet damit, dass Griechenland dann sehr rasch einen ungeordneten Zahlungsausfall erklären dürfte. "Es ist schwierig, alle möglichen Belastungen einzukalkulieren, aber es ist schwer vorstellbar, dass sie unter einer Billion Euro bleiben", hieß es in einem internen Memo des IIF für seine Mitglieder. Commerzbank verloren vor diesem Hintergrund 6,7 Prozent auf 1,77 Euro und Deutsche Bank 5,1 Prozent auf 33,33 Euro.

Bei den konjunktursensiblen Werten kam es ebenfalls zu herben Abschlägen. "Da ist zum einen die Aussage zu einem schwächeren chinesischen Wachstum, die bereits am Vortag belastet hat", sagte ein Händler. Zum anderen hätten die enttäuschenden europäischen Einkaufsmanagerindizes und das trostlose Bild der Eurozonen-Konjunktur, das die BIP-Daten zum vierten Quartal zeichneten, belastet. ThyssenKrupp büßten mit 5,9 Prozent auf 18,82 Euro am stärksten ein.

Auch die Automobilwerte wurden von der Verlustwelle überrollt. Auf dem Genfer Autosalon teilte BMW mit, dass es angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds für eine konkrete Prognose für 2012 noch zu früh sei. BMW fielen um 5,1 Prozent auf 67,02 Euro. Besser hielten sich defensiven Werte - allen voran RWE. Der operative Gewinn des Stromversorgers hatte 2011 mit 8,46 Milliarden Euro den Analystenkonsens um rund 300 Millionen Euro übertroffen. Analyst Hasin Sengul von der DZ Bank lobte, dass RWE die Verkäufe von Beteiligungen auf 7 von 11 Milliarden Euro reduziert hat. Dies signalisiere eine Entspannung der für deutsche Versorger schwierigen Lage. Die Aktie gab nur um 0,2 Prozent auf 34,45 Euro nach.

Aktien von Merck KGaA wurden dagegen gerupft. Der operative Gewinn des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns hatte 2011 mit 985 Millionen Euro die Konsensschätzung von Analysten von 1,022 Milliarden Euro verfehlt. Die Aktie verlor 3,9 Prozent auf 77,50 Euro.

Zu massiven Verlusten kam es auch in dem konjunkturlastigen MDAX, der mit 3,7 Prozent noch etwas stärker als der DAX verlor und wieder unter 10.000 Punkten schloss. Ein ähnliches Bild lieferte auch der TecDAX, die Finsternis über dem Solarsektor verdichtet sich. centrotherm photovoltaics hat 2011 operative Verluste eingefahren und die eigenen Ziele verfehlt. Die Aktie brach um 13,6 Prozent auf 11,16 Euro ein.

DJG/mif/flf

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